Italien feiert den rothaarigen Schlaks
Sinner visiert bei ATP Finals Heimtriumph an – wieder gegen Djoković?
Jannik Sinner gehört schon seit einigen Jahren zur Weltspitze, mit 22 scheint er nun reif für seinen bislang größten Triumph. Ungeschlagen mit drei Siegen zog der Südtiroler bei den ATP Finals in Turin ins Halbfinale ein. Dort trifft er nun am Samstag (14.30 Uhr) in einer Neuauflage des Wien-Endspiels auf Daniil Medwedew. Am Abend (21 Uhr) duellieren sich Novak Djoković und Carlos Alcaraz um den zweiten Platz im Finale am Sonntag (18 Uhr/jeweils live Sky).
Die Gunst der Fans ist dabei so klar verteilt wie zuletzt 2016, als das Saisonfinale der besten acht Spieler noch in London ausgetragen wurde. Damals triumphierte Andy Murray im Endspiel über Djoković. Ähnlich großartig wie in der O2-Arena wird am Wochenende die Stimmung auch im Pala Alpitour. Die mehr als 15.000 Zuschauer fassende Mehrzweckarena wurde schon in den Gruppenspielen zum Tollhaus, wenn Sinner spielte. „Es ist unglaublich, das hier in Italien erleben zu dürfen“, sagt Sinner.
So emotional die Tifosi ihren Helden unterstützen, so cool agierte Sinner bislang. Einem souveränen Zweisatzsieg über Stefanos
Tsitsipas ließ er einen umjubelten Mitternachtskrimi gegen Djoković folgen – und plötzlich stand der große Titelfavorit vor dem Aus. Ausgerechnet Sinner aber hievte den Serben ins Halbfinale, indem er am Donnerstag wiederum in einer Nachtschicht Holger Rune 6:2, 5:7, 6:4 in die Schranken wies.
Dabei war Sinner selbst vorzeitig für das Halbfinale qualifiziert. Warum er dann trotz Rückenproblemen Rune niederrang und nicht Djoković, den vermeintlich härtesten Titelkonkurrenten, aus dem Turnier beförderte, fragten sich einige. Neben 400.000 Euro sowie 150 ATP-Punkten pro Matchsieg war das Publikum das größte Argument. „Ich bin hier noch nicht fertig“, versprach er. Italien feiert einen rothaarigen, 1,88 Meter großen, schlaksigen Südtiroler wie sonst nur das Fußball-Nationalteam.
Schon gegen Medwedew wird der Wien-Sieger wieder jene Power und Coolness brauchen, um dem Heimtriumph einen Schritt näher zu kommen. Ob es dann am Sonntag zum Duell mit Carlos Alcaraz, mit dem er sich künftig um die Nummer eins duellieren wird, kommt? Oder ob Djoković tatsächlich die Chance zur Revanche ergreift? Es scheint egal zu sein, denn Italien ist im Sinner-Fieber.