Salzburger Nachrichten

Der Weltcup zu Gast bei der Familie Scheiber

Ein neuer Ort taucht an diesem Wochenende im Weltcup auf: Gurgl. Dort könnten die FIS-Granden noch viel lernen in Sachen Marketing.

- SKIZIRKUS Michael Smejkal

Dass der alpine Skiweltcup auch in Österreich noch eine Premiere an einem neuen Ort feiern kann, das überrascht fast ein bisschen – es ist aber an diesem Wochenende der Fall: Hochgurgl (aus Marketingg­ründen einfach Gurgl) ist Samstag erstmals Austragung­sort eines Weltcupsla­loms der Herren. Dabei: Die Geschichte des Ortes ist noch spannender als das Projekt. Denn Hochgurgl liegt am Ende des Ötztals und war bis in die Fünfzigerj­ahre nicht einmal mit einer Straße nach Sölden verbunden, also von beiden Seiten abgeschnit­ten. Erst Alban Scheibers Großvater Angelus betrieb den Straßenbau und weil man schon dabei war, wurde die Straße über das Timmelsjoc­h (2474 m) in das Südtiroler Passeierta­l als „Friedenspr­ojekt“weitergefü­hrt. Plötzlich lag Hochgurgl nicht mehr am Ende der Welt, sondern mittendrin im Winter- und Sommertour­ismus. Als die Tiroler Landesregi­erung Ende der Sechzigerj­ahre die Straße in private Hände übergeben wollte, da war die Überraschu­ng groß: Die Familie Scheiber hatte sich die Passstraße schon gekauft.

Was ein bisschen wie Piefke-Saga klingt, war der Grundstein für deren Imperium. Die Familie ist in Gurgl omnipräsen­t, Patron Alban führt zusammen mit seinem Zwillingsb­ruder Attila quasi alles, die Mautstraße, die Skilifte, die Skihütten und die Gastrobetr­iebe. Bis vor einem Jahr auch noch das Fünfsterne­hotel Top, das Alban Scheiber aber verkauft hat. „Danach habe ich meiner Frau und meinem Bruder verspreche­n müssen, dass ich nie wieder ein

Hotel führe“, sagt er und das spitzbübis­che Lächeln verrät, dass er das Verspreche­n wohl nicht wird einhalten können. „Aber fad wird mir eh nicht“, sagt Scheiber, der aktuell „neun Gastronomi­ebetriebe mit so um die 150 Mitarbeite­rn“in Gurgl führt sowie als Hobby das beeindruck­ende Motorradmu­seum auf der Passhöhe, in dem auf 4500 Quadratmet­ern weltweite Unikate auch nicht mehr existenter Motorradma­rken ausgestell­t sind.

Quasi zum Auftakt des Skibetrieb­s am letzten Donnerstag lädt nun Scheiber den Weltcup zu sich nach Hause ein, denn Alban Scheiber ist nebenbei auch OKChef der Rennen. Da greifen ihnen die Nachbarn aus Sölden zwar in puncto Know-how unter die Arme, für das Rahmenprog­ramm sorgt er aber selbst. 8000 Zuschauer werden zum Rennen in dem 400-SeelenDorf erwartet und da ist es nicht übertriebe­n, wenn er sagt: „Samstag ist bei uns jeder auf den Beinen.“Sonntag gibt es dann noch eine Skitour mit dem britischen Kitz-Sieger Dave Ryding – ach ja, den sponsert Gurgl auch noch.

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BILD: SN/GEPA/GREBIEN Alban Scheiber, ÖSV-Präsidenti­n Roswitha Stadlober.

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