Der Weltcup zu Gast bei der Familie Scheiber
Ein neuer Ort taucht an diesem Wochenende im Weltcup auf: Gurgl. Dort könnten die FIS-Granden noch viel lernen in Sachen Marketing.
Dass der alpine Skiweltcup auch in Österreich noch eine Premiere an einem neuen Ort feiern kann, das überrascht fast ein bisschen – es ist aber an diesem Wochenende der Fall: Hochgurgl (aus Marketinggründen einfach Gurgl) ist Samstag erstmals Austragungsort eines Weltcupslaloms der Herren. Dabei: Die Geschichte des Ortes ist noch spannender als das Projekt. Denn Hochgurgl liegt am Ende des Ötztals und war bis in die Fünfzigerjahre nicht einmal mit einer Straße nach Sölden verbunden, also von beiden Seiten abgeschnitten. Erst Alban Scheibers Großvater Angelus betrieb den Straßenbau und weil man schon dabei war, wurde die Straße über das Timmelsjoch (2474 m) in das Südtiroler Passeiertal als „Friedensprojekt“weitergeführt. Plötzlich lag Hochgurgl nicht mehr am Ende der Welt, sondern mittendrin im Winter- und Sommertourismus. Als die Tiroler Landesregierung Ende der Sechzigerjahre die Straße in private Hände übergeben wollte, da war die Überraschung groß: Die Familie Scheiber hatte sich die Passstraße schon gekauft.
Was ein bisschen wie Piefke-Saga klingt, war der Grundstein für deren Imperium. Die Familie ist in Gurgl omnipräsent, Patron Alban führt zusammen mit seinem Zwillingsbruder Attila quasi alles, die Mautstraße, die Skilifte, die Skihütten und die Gastrobetriebe. Bis vor einem Jahr auch noch das Fünfsternehotel Top, das Alban Scheiber aber verkauft hat. „Danach habe ich meiner Frau und meinem Bruder versprechen müssen, dass ich nie wieder ein
Hotel führe“, sagt er und das spitzbübische Lächeln verrät, dass er das Versprechen wohl nicht wird einhalten können. „Aber fad wird mir eh nicht“, sagt Scheiber, der aktuell „neun Gastronomiebetriebe mit so um die 150 Mitarbeitern“in Gurgl führt sowie als Hobby das beeindruckende Motorradmuseum auf der Passhöhe, in dem auf 4500 Quadratmetern weltweite Unikate auch nicht mehr existenter Motorradmarken ausgestellt sind.
Quasi zum Auftakt des Skibetriebs am letzten Donnerstag lädt nun Scheiber den Weltcup zu sich nach Hause ein, denn Alban Scheiber ist nebenbei auch OKChef der Rennen. Da greifen ihnen die Nachbarn aus Sölden zwar in puncto Know-how unter die Arme, für das Rahmenprogramm sorgt er aber selbst. 8000 Zuschauer werden zum Rennen in dem 400-SeelenDorf erwartet und da ist es nicht übertrieben, wenn er sagt: „Samstag ist bei uns jeder auf den Beinen.“Sonntag gibt es dann noch eine Skitour mit dem britischen Kitz-Sieger Dave Ryding – ach ja, den sponsert Gurgl auch noch.