Regelmäßig arm
Periodenarmut. Wenn nicht genug Geld für Menstruationsartikel da ist.
rmut hat viele Gesichter. So kann sie sich etwa im Unvermögen, den eigenen Wohnraum warm zu halten, äußern, oder für überbelegte, dunkle, feuchte Wohnungen sorgen. Manchmal führt Armut auch zu Obdachlosigkeit, sie kann sich im Mangel an bedürfnisgerechter Nahrung manifestieren oder Betroffene gar Hunger leiden lassen. Sie vermag für materielle Deprivation zu sorgen, kann Ausgrenzung bedeuten und mit einem weitgehenden Mangel an Möglichkeiten einhergehen.
Eine weitere Facette der Armut, über welche aufgrund unzureichender Aufklärung und bestehender Tabus weniger frequentiert berichtet und gesprochen wird, ist Periodenarmut: die Abwesenheit an finanziellen Mitteln, um sich Monat für Monat notwendige Menstruationsartikel leisten zu können.
Die enorme Tragweite dieser Problematik lässt sich dann besonders gut erkennen, wenn sie in Zahlen ausgedrückt wird: So verfügen weltweit rund 500 Millionen Mädchen und Frauen über keinerlei Möglichkeit, an Tampons, Binden und Co. zu gelangen. Etwa 1,25 Milliarden Menstruierende haben während ihrer Periode obendrein keinen Zugang zu einer sicheren, privaten Toilette. Über 520 Millionen fehlt gänzlich der Zugang zu Sanitäranlagen. Für sie bedeutet Periodenarmut nicht nur das Offensichtliche, nämlich die Blutung durch Zeitungs- oder Toilettenpapier, Stofffetzen oder andere unsterile Materialien unter Kontrolle bringen zu müssen, sondern zudem müssen sie ihr Frau-Sein oft mit sozialer Isolierung, Scham rund um ihre Menstruation und mit dem Versäumen wertvoller Bildung bezahlen.
Allein in Indien brechen jedes Jahr schätzungsweise 23 Millionen Mädchen ihre Schulausbildung nach ihrer ersten Periode frühzeitig ab, weil es an angemessenen Einrichtungen und Artikeln für die Menstruationshygiene sowie an Verständnis für die Monatsblutung mangelt.
Doch auch in gesondertem Hinblick auf die Situation in Österreich besteht in Zusammenhang mit Periodenarmut ernster Handlungsbedarf: Einer Studie des Kinderhilfswerks Plan International zufolge gibt beinahe jede dritte österreichische Frau an, aufgrund ihres Monatszyklus unter finanzieller Belastung zu stehen. Vier von fünf weiblichen Befragten wünschen sich kostenlose Hygieneprodukte in öffentlichen Gebäuden und plädieren dafür, dass sich die Politik mehr darum kümmern müsse, Menstruationsprodukte im Allgemeinen leistbarer zu machen.
Ein Projekt, das darauf abzielt, die monetäre Bürde rund um den weiblichen Zyklus für die Schülerinnen Salzburgs zu erleichtern, wurde von der Schülerunion in die Welt gerufen, welche sich als größte österreichische Schülerorganisation mit bildungspolitischen Themen auseinandersetzt. Benjamin Seeber, der Salzburger Landesobmann des Vereins, erzählt, dass man im Austausch mit Schülerinnen und Schülern großes Interesse an der kostenlosen Verteilung von Menstruationsartikeln an Schulen festgestellt habe.
Daraufhin habe man zur Beschaffung der notwendigen Produkte eine Kooperation mit dem Drogeriemarkt dm in die Welt gerufen. Schließlich seien genügend Tampons, Binden und Co. vom Drogeriemarkt bereitgestellt und an alle höheren Schulen Salzburgs verteilt worden, um deren gesamten Menstruationsartikelbedarf für zwei bis drei Monate zu stillen. Derzeit verhandle man mit dm bezüglich einer längerfristigen Zusammenarbeit zur Bekämpfung von Periodenarmut an den Schulen des Landes, so Seeber.
Im internationalen Vergleich nehmen Länder wie Neuseeland und Schottland die Vorreiterpositionen im Kampf gegen Periodenarmut ein. Dort sorgen entsprechende Gesetze dafür, dass Tampons und Binden an öffentlichen Orten kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Hierzulande ebnen Aktionen wie die der Schülerunion, genauso wie auch die Senkung der Umsatzsteuer auf Damenhygieneprodukte von zwanzig auf zehn Prozent im Jahr 2021, den Weg für eine ähnliche Zukunft ohne die Benachteiligung und finanzielle Überbelastung von Menstruierenden. Benjamin Seeber von der Schülerunion hofft, dass die österreichische Regierung auf das Zeichen seines Vereins reagieren wird und man weiterhin zielstrebig in Richtung Veränderung und Verbesserung schreitet.
Magdalena Gfrerer ist 19 Jahre alt und kommt aus Zederhaus. Sie ist Absolventin der HLW Wolfgangsee.