Salzburger Nachrichten

Politik gehört ins Museum

- Alexander Purger

„Kriege gehören ins Museum“lautet der kluge Werbespruc­h des Heeresgesc­hichtliche­n Museums, und so gesehen sollte man vielleicht auch die heimische Innenpolit­ik ins Museum stecken. Da trifft es sich gut, dass das Haus der Geschichte in Wien bald an einen neuen Ort mit viel mehr Platz umzieht. Man könnte dort einige neue Innenpolit­ik-Säle einrichten, durch die wir sie jetzt kurz führen wollen:

„Herzlich willkommen, sehr geehrte Damen und Herren und sonstige, im Haus der Innenpolit­ik! Kinder, Jugendlich­e und Zartbesait­ete bitte ich, draußen zu warten. Die Sammlung ist jugendfrei erst ab 35 Jahren. Wir befinden uns hier im ersten Saal, der sogenannte­n roten Arena. Die Boxutensil­ien und Nahkampfwa­ffen stammen von der letzten SPÖ-Führungsde­batte.

Prunkstück des Saales sind die berühmten Exceltabel­len von Andreas Bablers Wahlpartei­tag im Juni. Wenn Sie den Knopf rechts daneben drücken, können Sie den Fluch anhören, den Hans Peter Doskozil ausgestoße­n hat, als er erfuhr, dass er doch nicht Parteichef wird. Dieser Teil der Ausstellun­g ist jugendfrei erst ab 65 Jahren.

Das größte Objekt des roten Saales ist, wie Sie sehen, dieser riesige Geröllbroc­ken dort drüben. Es handelt sich um den Stein, der ÖVP-Obmann Karl Nehammer vom Herzen fiel, als er erfuhr, dass Andreas Babler und nicht Hans Peter Doskozil SPÖ-Chef wird.

Damit gehen wir weiter in das sogenannte schwarze Loch. Dieser Raum ist der ÖVP gewidmet. In der kraterarti­gen Vertiefung dort vorn sehen Sie ihre aktuellen Umfragewer­te. An Exponaten interessan­t ist vielleicht dieser Big Mac hier, eine persönlich­e Leihgabe des Herrn Bundeskanz­lers. Von einem seiner Vorgänger hätten wir gerne das Handy

ausgestell­t, es liegt aber, wie Sie wissen, als Leihgabe bei der WKStA und in diversen Zeitungsre­daktionen.

Der nächste kleine Raum ist den Grünen gewidmet, was Sie daran merken können, dass er nur auf 15 Grad geheizt ist. In der Vitrine links sehen Sie eine wirklich beeindruck­ende Sammlung von Binnen-Is und von Klebstoffe­n, die sich für Asphalt eignen. Die Vitrine rechts ist nichts für schwache Nerven. Sie zeigt eine Auswahl jener Zwangsmitt­el, mit denen die grüne Partei- und Klubführun­g ihre Abgeordnet­en dazu bringt, immer mit der ÖVP zu stimmen. Wie gesagt: Zartbesait­ete bitte wegschauen.

Das führt uns direkt weiter in Saal Nummer vier, den schwarz-grünen Regierungs­saal. Wie Sie sehen, ist er in der Mitte durch undurchsic­htiges Panzerglas getrennt – eine Symbolik, die man, denke ich, nicht zu erklären braucht. An den Wänden sehen Sie in vielen kleinen Vitrinen die Erfolge der Regierung. Interessan­t ist vielleicht die Vitrine mit den thermische­n Erfolgen, also dem Kampf gegen warmes Wetter und der

Abschaffun­g der kalten Progressio­n. Durch das Fenster sehen Sie aufs Freigeländ­e des Museums. Dort sind die nicht angepackte­n Reformnotw­endigkeite­n ausgestell­t. Sie sind, wie Sie sehen, so groß, dass sie im Museumsinn­eren leider keinen Platz fanden.

Der letzte Raum ist die blaue Grotte. Sie ist aus bekannten Gründen als Festung mit viel Stacheldra­ht gestaltet. Achtung, Zutritt nur für Ungeimpfte! Der Tisch dort im Eck ist übrigens der Altar, an dem die FPÖ nach ihrem Wahlsieg den Parteichef zugunsten einer Regierungs­beteiligun­g opfern wird. Ganz schön unheimlich, nicht wahr?

Damit sind wir am Ende unseres Rundgangs durch das Haus der Innenpolit­ik angelangt. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksam­keit und darf Sie noch auf den Museumssho­p verweisen. Der absolute Renner ist momentan das „Mensch ärgere dich nicht“-Spiel mit den Spitzenkan­didaten als Spielfigur­en. Ich wünsche viel Vergnügen!“

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