Politik gehört ins Museum
„Kriege gehören ins Museum“lautet der kluge Werbespruch des Heeresgeschichtlichen Museums, und so gesehen sollte man vielleicht auch die heimische Innenpolitik ins Museum stecken. Da trifft es sich gut, dass das Haus der Geschichte in Wien bald an einen neuen Ort mit viel mehr Platz umzieht. Man könnte dort einige neue Innenpolitik-Säle einrichten, durch die wir sie jetzt kurz führen wollen:
„Herzlich willkommen, sehr geehrte Damen und Herren und sonstige, im Haus der Innenpolitik! Kinder, Jugendliche und Zartbesaitete bitte ich, draußen zu warten. Die Sammlung ist jugendfrei erst ab 35 Jahren. Wir befinden uns hier im ersten Saal, der sogenannten roten Arena. Die Boxutensilien und Nahkampfwaffen stammen von der letzten SPÖ-Führungsdebatte.
Prunkstück des Saales sind die berühmten Exceltabellen von Andreas Bablers Wahlparteitag im Juni. Wenn Sie den Knopf rechts daneben drücken, können Sie den Fluch anhören, den Hans Peter Doskozil ausgestoßen hat, als er erfuhr, dass er doch nicht Parteichef wird. Dieser Teil der Ausstellung ist jugendfrei erst ab 65 Jahren.
Das größte Objekt des roten Saales ist, wie Sie sehen, dieser riesige Geröllbrocken dort drüben. Es handelt sich um den Stein, der ÖVP-Obmann Karl Nehammer vom Herzen fiel, als er erfuhr, dass Andreas Babler und nicht Hans Peter Doskozil SPÖ-Chef wird.
Damit gehen wir weiter in das sogenannte schwarze Loch. Dieser Raum ist der ÖVP gewidmet. In der kraterartigen Vertiefung dort vorn sehen Sie ihre aktuellen Umfragewerte. An Exponaten interessant ist vielleicht dieser Big Mac hier, eine persönliche Leihgabe des Herrn Bundeskanzlers. Von einem seiner Vorgänger hätten wir gerne das Handy
ausgestellt, es liegt aber, wie Sie wissen, als Leihgabe bei der WKStA und in diversen Zeitungsredaktionen.
Der nächste kleine Raum ist den Grünen gewidmet, was Sie daran merken können, dass er nur auf 15 Grad geheizt ist. In der Vitrine links sehen Sie eine wirklich beeindruckende Sammlung von Binnen-Is und von Klebstoffen, die sich für Asphalt eignen. Die Vitrine rechts ist nichts für schwache Nerven. Sie zeigt eine Auswahl jener Zwangsmittel, mit denen die grüne Partei- und Klubführung ihre Abgeordneten dazu bringt, immer mit der ÖVP zu stimmen. Wie gesagt: Zartbesaitete bitte wegschauen.
Das führt uns direkt weiter in Saal Nummer vier, den schwarz-grünen Regierungssaal. Wie Sie sehen, ist er in der Mitte durch undurchsichtiges Panzerglas getrennt – eine Symbolik, die man, denke ich, nicht zu erklären braucht. An den Wänden sehen Sie in vielen kleinen Vitrinen die Erfolge der Regierung. Interessant ist vielleicht die Vitrine mit den thermischen Erfolgen, also dem Kampf gegen warmes Wetter und der
Abschaffung der kalten Progression. Durch das Fenster sehen Sie aufs Freigelände des Museums. Dort sind die nicht angepackten Reformnotwendigkeiten ausgestellt. Sie sind, wie Sie sehen, so groß, dass sie im Museumsinneren leider keinen Platz fanden.
Der letzte Raum ist die blaue Grotte. Sie ist aus bekannten Gründen als Festung mit viel Stacheldraht gestaltet. Achtung, Zutritt nur für Ungeimpfte! Der Tisch dort im Eck ist übrigens der Altar, an dem die FPÖ nach ihrem Wahlsieg den Parteichef zugunsten einer Regierungsbeteiligung opfern wird. Ganz schön unheimlich, nicht wahr?
Damit sind wir am Ende unseres Rundgangs durch das Haus der Innenpolitik angelangt. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und darf Sie noch auf den Museumsshop verweisen. Der absolute Renner ist momentan das „Mensch ärgere dich nicht“-Spiel mit den Spitzenkandidaten als Spielfiguren. Ich wünsche viel Vergnügen!“