Durch die orange Brille
Wir leben in einer Konsumwelt. Das ist nicht nur auf Einkaufsmeilen wie der Mariahilfer Straße unschwer zu erkennen, sondern auch am Ende der Konsumkette: auf dem Mistplatz, wie die in Orange gehaltenen Altstoffsammelzentren in Wien heißen.
Fein – wenn auch nicht unbedingt säuberlich – wird hier getrennt, was die Industrie einst zusammenfügte. Kästen zum Beispiel, die in ihre wiederverwertbaren Bestandteile zerlegt wurden. „Hean S, wos mochn S’ denn mit dem guaden Holz?“, schreit der fachkundige Mitarbeiter mit blankem Entsetzen im Gesicht, als eine Frau mit einer kaputten Schranktür die Treppen zum Sperrmüllcontainer erklimmt.
Ohne Schrauben, ohne Scharniere, da darf und soll der Schrankteil in den Holzcontainer. Durch die orange Brille des Abfallmanagements ist es kein Müll, sondern ein wertvoller Rohstoff. Er bleibt im Kreislauf der Fertigung.
Weniger konsumieren ist die beste Art, Ressourcen zu schonen. Die zweitbeste ist die Kreislaufwirtschaft. Was wir einmal gebraucht haben, muss nicht zwingend verbraucht sein. Es kann wiederverwertet werden.
2,2 Milliarden Tonnen Abfall produzieren wir in der EU pro Jahr. Eine der am stärksten zunehmenden Schrottarten ist der Elektroschrott. Und genau hier, wo besonders viele wertvolle Rohstoffe verbaut sind, liegt die RecyclingRate in Europa nur bei 40 Prozent, in Österreich immerhin bei 50 Prozent.
Auf dem Mistplatz stapeln sich die entsorgten Fernseher und Bildschirme. Durch die orange Brille betrachtet ist das Areal voll von Schätzen. Nicht nur beim Tandler-Regal, wo die Flohmarktware gesammelt wird, sondern auch in den vielen Containern, die hier stehen. Ganz unmittelbar wird das beim Kompost klar. Den kann man sich hier kostenlos abholen. Gleich neben dem Grünschnitt-Container.