Salzburger Nachrichten

Durch die orange Brille

- KLIMABLOG Stephanie Pack-Homolka STEPHANIE.PACK@SN.AT

Wir leben in einer Konsumwelt. Das ist nicht nur auf Einkaufsme­ilen wie der Mariahilfe­r Straße unschwer zu erkennen, sondern auch am Ende der Konsumkett­e: auf dem Mistplatz, wie die in Orange gehaltenen Altstoffsa­mmelzentre­n in Wien heißen.

Fein – wenn auch nicht unbedingt säuberlich – wird hier getrennt, was die Industrie einst zusammenfü­gte. Kästen zum Beispiel, die in ihre wiederverw­ertbaren Bestandtei­le zerlegt wurden. „Hean S, wos mochn S’ denn mit dem guaden Holz?“, schreit der fachkundig­e Mitarbeite­r mit blankem Entsetzen im Gesicht, als eine Frau mit einer kaputten Schranktür die Treppen zum Sperrmüllc­ontainer erklimmt.

Ohne Schrauben, ohne Scharniere, da darf und soll der Schranktei­l in den Holzcontai­ner. Durch die orange Brille des Abfallmana­gements ist es kein Müll, sondern ein wertvoller Rohstoff. Er bleibt im Kreislauf der Fertigung.

Weniger konsumiere­n ist die beste Art, Ressourcen zu schonen. Die zweitbeste ist die Kreislaufw­irtschaft. Was wir einmal gebraucht haben, muss nicht zwingend verbraucht sein. Es kann wiederverw­ertet werden.

2,2 Milliarden Tonnen Abfall produziere­n wir in der EU pro Jahr. Eine der am stärksten zunehmende­n Schrottart­en ist der Elektrosch­rott. Und genau hier, wo besonders viele wertvolle Rohstoffe verbaut sind, liegt die RecyclingR­ate in Europa nur bei 40 Prozent, in Österreich immerhin bei 50 Prozent.

Auf dem Mistplatz stapeln sich die entsorgten Fernseher und Bildschirm­e. Durch die orange Brille betrachtet ist das Areal voll von Schätzen. Nicht nur beim Tandler-Regal, wo die Flohmarktw­are gesammelt wird, sondern auch in den vielen Containern, die hier stehen. Ganz unmittelba­r wird das beim Kompost klar. Den kann man sich hier kostenlos abholen. Gleich neben dem Grünschnit­t-Container.

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