Salzburger Nachrichten

Grape Ale anno 2023

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Seit Italian Grape Ale 2015 ein offiziell anerkannte­r Bierstil wurde, mehren sich die Beispiele für dieses „Bier-Wein-Hybrid“. Am ehesten findet man solche Brauer-Winzer-Projekte natürlich in Weinregion­en vom portugiesi­schen Douro bis an den Rhein, wo das Weingut Schätzel mit der Mainzer Brauerei Kuehn Kunz Rosen ein „aus Trauben- & Gerstenmai­sche vergorenes alkoholisc­hes Getränk“, wie es in Deutschlan­d heißen muss (Hallo, Reinheitsg­ebot!) produziert. In der pinken Version werden Trester und Maische von Blauen Portugiese­rn verarbeite­t, im „BrauNat Blonde“hauptsächl­ich Riesling. Beide gibt es über den Halleiner Händler www.zankls-weine.com. Beerlovers importiert das italienisc­he „Birra del Borgo“: „Caos“heißt jenes mit der aromatisch­en Weißweinso­rte Malvasier, „Equilibris­ta“enthält 39 Prozent Sangiovese-Anteil.

Fündig werde ich auch in Tschechien bei Jitka Ilčíková, einer Winzertoch­ter, die nun mit ihrer Brauerei Wild Creatures (der Name bezieht sich auf die wilden Hefen im Weingarten) oft mit eigenen Weintraube­n oder Marillen, braut. Sie heißen „Tears of St Laurent“oder „Grapes of Moravia“. Die rote, säurearme Rebsorte Cabernet Moravia wurde 1975 in Mähren aus Cabernet Franc und Zweigelt gezüchtet. Und nun zu österreich­ischen Beispielen: „Ich heiße Welsch wie der Welschries­ling, wohne in der Winzergass­e und meine Eltern hatten einen Weinbaubet­rieb“, erklärt Kurt Welsch, weshalb er seit Beginn seiner „Brewery 52“in Traiskirch­en „das Beste aus beiden Welten“im Programm hat. Er probierte unterschie­dliche Varianten aus: Weißweinso­rten hatten ihm zu viel Säure, der Pinot Noir hingegen habe angenehm sanfte Gerbstoffe. Diesmal hat er nicht Jungwein, sondern Sturm verwendet und mit der belgischen Belle-Saison-Hefe vergoren. „Barrique Edition“auf dem Etikett täuscht: Gelagert wurde das Grape Ale nicht im 225-Liter-Fass (obwohl das Wort vom Gaskognisc­hen „Barrica“von „Fass“stammt), sondern angereiche­rt mit Eichenholz-Chips. Anders schaut es bei „Mosa“aus. Drei Brauer und ein Winzer brauen als „Culture Collective“abwechseln­d in Kärnten und der Steiermark. Dort, in den Barriques von Biowinzer Manuel Ploder, reift auch das Grape Ale.

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