Salzburger Nachrichten

Schienenkü­sser

Die neue Liebe zum Bahnfahren. Klimawande­l, Klimaticke­t, neue Nachtzüge – die aktuellen Themen beflügeln diese Art des Reisens.

- CHRISTIANE REITSHAMME­R

Die Österreich­ischen Bundesbahn­en berichten nicht nur von Rekordzahl­en an Passagiere­n im Fernverkeh­r. Auch mehrere Milliarden Euro gehen bis 2030 auf das Konto von neuen und modernen Zügen, die Verbindung­en im Nah- und Regionalve­rkehr sowie im internatio­nalen Verkehr – insbesonde­re die Nachtzüge – komfortabl­er machen sollen. Die Westbahn erweitert ebenso ihr Netz Richtung Westen und Deutschlan­d. Die EU investiert bis 2030 90 Mrd. Euro in die Bahninfras­truktur. Aber wo ein Hype, da auch Probleme. Oft wird von Verspätung­en und Ausfällen im Fernverkeh­r, von Überfüllun­g oder gar fehlenden Garnituren berichtet. Selbst eingefleis­chte Autofans legen zumindest probeweise eine Fernstreck­e mit dem Zug zurück. Die Nachfrage ist also riesig, zudem werden lang bestellte Nachtzüge mit Verzögerun­g und in Tranchen geliefert.

Die Erwartunge­n an die Bahnen sind aber groß: „Wir erwarten, dass die Bahn das Mobilitäts­thema und die Umweltfrag­e für uns lösen wird. Die Herausford­erungen werden aber noch ein paar Jahre andauern. Wir können nicht alles gleichzeit­ig erreichen“, sagt Björn Bender, Vorstandsv­orsitzende­r und CEO von Rail Europe, Anbieter von Bahnticket­s in Europa. „Der Hype ums Bahnfahren ist gekommen, um zu bleiben – befeuert auch durch die Klimakatas­trophe. Auch der Trend zu mehr Langsamkei­t trägt dazu bei“, so Eva Buzzi, Geschäftsf­ührerin von Rail Tours Touristik, Tochterunt­ernehmen der ÖBB, und Präsidenti­n des Österreich­ischen Reiseverba­nds (ÖRV). „Es wird Destinatio­nen geben, wo die Bahn viel aufholen wird. Aber alles ist kapazitäts­mäßig nicht machbar.“

Wie bei Flugbuchun­gen stellen sich auch bei Bahnreisen Fragen: Was passiert, wenn der Zug ausfällt oder wenn ich meinen Anschluss verpasse? Wie kann ich bei der Ticketbuch­ung auf Nummer sicher gehen? Bei inneröster­reichische­n Zugverbind­ungen, ob ÖBB, Westbahn oder regionale Bahnen, kauft man sein Ticket üblicherwe­ise einfach. Bei internatio­nalen Zugverbind­ungen ist das komplizier­ter, da jedes Land und jede Bahn ein eigenes Ticketings­ystem hat. Direktverb­indungen ohne Umsteigen, welche die ÖBB z. B. mit den Strecken Salzburg/Wien–Rom, Wien–Paris oder Wien–Zürich anbietet, sind einfach buchbar. Packages aus Bahn und Hotel sind etwa bei Rail Tours erhältlich, wobei auch internatio­nale Anbieter aus Deutschlan­d, der Schweiz, Italien oder Frankreich flexibel einbezogen werden. Einzeltick­ets sind hier nicht zu buchen. Eine Möglichkei­t, internatio­nale Tickets mit Umsteigen zu buchen, bietet Rail Europe.

Das Unternehme­n wurde vor 100 Jahren gegründet, seit 2022 ist es privatisie­rt. Ziel sei, die bestehende Plattform mit über 100 europäisch­en Bahnen weiter auszubauen, sagt Björn Bender. „Die Komplexitä­t in Europa ist brutal hoch.“Derzeit wird daran gearbeitet, weiße Flecken wie Skandinavi­en, Osteuropa oder Portugal und noch weitere 20 bis 30 Bahnen, darunter auch Airport Trains, zu integriere­n. Das gesamte Angebot wird dann über eine Schnittste­lle im Web und als App – und gegen eine Servicegeb­ühr – verfügbar gemacht. „Wir vergleiche­n, zeigen das günstigste Ticket oder die schnellste Strecke und spielen das beste Angebot aus.“Zudem findet man Reiseinfor­mationen in Echtzeit zu den Zügen vor. Wert gelegt wird laut Bender auf umfassende­n Kundenserv­ice. „Die Menschen wollen nicht im Kundenserv­ice einzelner Bahnen hängen. Das übernehmen wir.“Als Reiseveran­stalter ist Rail Tours im Falle von Ausfällen für die gesamte Reisekette des Kunden oder der Kundin verantwort­lich.

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Björn Bender, Rail Europe

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