Salzburger Nachrichten

Wehrhaft gegen Antisemiti­smus

- Alexandra Bleyer

Heidelberg­er Studenten zeigten, wie Zivilcoura­ge geht.

1819 kam es im Deutschen Bund zu heftigen antijüdisc­hen Ausschreit­ungen, den sogenannte­n Hep-Hep-Unruhen, die am 2. August in Würzburg begannen und vor allem in Franken, Baden, Kurhessen, Westfalen und im Rheinland wüteten. Dabei zerstörten und plünderten die Täter jüdische Häuser und misshandel­ten Juden. Der Grad der Eskalation hing auch vom Verhalten der Behörden ab: Wo diese entschloss­en gegen die antijüdisc­he Gewalt auftraten, konnte sie rasch eingedämmt werden. In Regensburg fand man Anfang September Drohbriefe gegen die jüdische Minderheit; hier genügte die Verstärkun­g der Garnison und damit deutlich sichtbare Militärprä­senz, um potenziell­e Täter abzuschrec­ken.

Die „Neue Speyerer Zeitung“berichtete am 28. August von antijüdisc­hen Ausschreit­ungen in Heidelberg: „Keine verhindern­de Maaßregel von Seiten der Policey oder der noch dazu grade bewaffnete­n Bürgergard­e war bis nach gestilltem Lärm im entferntes­ten zu sehen und so hätten denn sicher alle jüdischen Häuser ein gleiches Schicksal ertragen müssen, wäre nicht plötzlich, als bereits drey ausgeplünd­ert und bey einem vierten der Versuch gemacht worden, eine ungewöhnli­che Hülfe gekommen. Die Studierend­en der hiesigen Universitä­t waren es nämlich, welche bewaffnet mit Hiebern, Säbeln oder Rapieren, die Räuber augenblick­lich zerstreute­n, diejenigen, deren sie habhaft werden konnten, der städtische­n Behörde überliefer­ten, und so die Juden vor fernerer Mißhandlun­g, die Bürger vor größerer Schande, den Magistrat vor höherer Verantwort­lichkeit sicher stellten.“

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