Wehrhaft gegen Antisemitismus
Heidelberger Studenten zeigten, wie Zivilcourage geht.
1819 kam es im Deutschen Bund zu heftigen antijüdischen Ausschreitungen, den sogenannten Hep-Hep-Unruhen, die am 2. August in Würzburg begannen und vor allem in Franken, Baden, Kurhessen, Westfalen und im Rheinland wüteten. Dabei zerstörten und plünderten die Täter jüdische Häuser und misshandelten Juden. Der Grad der Eskalation hing auch vom Verhalten der Behörden ab: Wo diese entschlossen gegen die antijüdische Gewalt auftraten, konnte sie rasch eingedämmt werden. In Regensburg fand man Anfang September Drohbriefe gegen die jüdische Minderheit; hier genügte die Verstärkung der Garnison und damit deutlich sichtbare Militärpräsenz, um potenzielle Täter abzuschrecken.
Die „Neue Speyerer Zeitung“berichtete am 28. August von antijüdischen Ausschreitungen in Heidelberg: „Keine verhindernde Maaßregel von Seiten der Policey oder der noch dazu grade bewaffneten Bürgergarde war bis nach gestilltem Lärm im entferntesten zu sehen und so hätten denn sicher alle jüdischen Häuser ein gleiches Schicksal ertragen müssen, wäre nicht plötzlich, als bereits drey ausgeplündert und bey einem vierten der Versuch gemacht worden, eine ungewöhnliche Hülfe gekommen. Die Studierenden der hiesigen Universität waren es nämlich, welche bewaffnet mit Hiebern, Säbeln oder Rapieren, die Räuber augenblicklich zerstreuten, diejenigen, deren sie habhaft werden konnten, der städtischen Behörde überlieferten, und so die Juden vor fernerer Mißhandlung, die Bürger vor größerer Schande, den Magistrat vor höherer Verantwortlichkeit sicher stellten.“