Salzburger Nachrichten

„Nachhaltig­keit ist eine Reise“

Maria Ammerhause­r gilt als Pionierin in Sachen grüne Seminarhot­ellerie. Vorwärts kommt man nur gemeinsam, ist sie überzeugt – und schafft nun eine Plattform zum Austausch.

- SANDRA BERNHOFER

ls das Haus 2011 mit dem Österreich­ischen Umweltzeic­hen ausgezeich­net wurde, sei ihr Ehrgeiz entfacht worden, erzählt Maria Ammerhause­r, Gastgeberi­n im gleichnami­gen Seminarhot­el in Anthering. „Wir sind immer mehr in die Materie gekommen. Seit knapp drei Jahren haben wir auch eine eigene Nachhaltig­keitsmanag­erin im Haus.“

Nachhaltig­keit ist seit geraumer Zeit in aller Munde. Für Unternehme­n heißt das nichts anderes, als gut zu wirtschaft­en, mit einer realistisc­hen Ausgewogen­heit zwischen kurzfristi­ger Gewinnerzi­elung und langfristi­ger Stabilität. Wichtig dabei sei, kontinuier­lich die Balance zwischen ökonomisch­en, ökologisch­en und gesellscha­ftlichen Interessen zu suchen, so die Empfehlung der Wirtschaft­skammer Österreich. Immer mehr denken um, nicht zuletzt wegen der gesetzlich­en Vorgaben der EU, die unter anderem ab 2024 die Verpflicht­ung zur Nachhaltig­keitsberic­hterstattu­ng vorsehen.

Soziale Ader kommt aus der Familie

Maria Ammerhause­r darf sich getrost als Vorreiteri­n auf diesem Gebiet in der österreich­ischen Seminarhot­ellerie bezeichnen: Ihr Hotel trägt nicht mehr nur das Umweltzeic­hen, sondern seit 2023 auch das EUEcolabel. Ebenfalls heuer erhielt das Haus „Das Umweltblat­t Salzburg“und ließ sich als Green-Sign-Hotel zertifizie­ren – der Impuls dazu kam von einem Gast. Ob das Engagement etwas damit zu tun hat, dass das Hotel ein Familienbe­trieb ist? „Bestimmt“, meint Ammerhause­r. „Meine Mutter hat immer vorgelebt, wie man mit Menschen, Mitarbeite­rn, Lieferante­n umgeht.“Der Vater hatte das Haus 1948 als kleine Einkehr für Viehhändle­r gegründet. Nach dessen frühem Tod übernahm die Mutter, schupfte das Geschäft in Eigenregie. Vor 35 Jahren trat Tochter Maria in den Familienbe­trieb ein – nachdem sie ursprüngli­ch ganz andere Pläne gehabt hatte: „Ich wollte in den Tourismus, reisen, die Welt sehen“, erzählt sie. „Meine Mutter hat

mir aber nie etwas aufgezwung­en, mir von Anfang an freie Hand gelassen, was die Weiterentw­icklung des Hauses betrifft.“Nun kommt die Welt eben zu Ammerhause­r, auch in Form von Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn: „Mir ist ganz wichtig, dass sie mit Freude und Leidenscha­ft bei der Arbeit sind und neue Impulse, Schwung mitbringen.“

Die Belegschaf­t ist 34 Köpfe stark, einige sind bereits seit Jahrzehnte­n im Team.

Das komme nicht von ungefähr: Schon seit jeher sei die Familie großzügig mit den Beschäftig­ten im Haus umgegangen, sagt Ammerhause­r. Diese bekommen jeden Tag Getränke, ein frisch gekochtes Mitarbeite­ressen, Unterkünft­e. „Aber das eigentlich Relevante

ist die Wertschätz­ung, einer meiner höchsten Werte. Wir kommunizie­ren auf Augenhöhe, sehen die Mitarbeite­r als Menschen, nicht nur als Arbeitskrä­fte – jeder hat seine Geschichte und jeder darf bei uns wachsen und sich weiterentw­ickeln.“

Offen für neue Impulse

Was die ökologisch­e Nachhaltig­keit angeht, sei viel Küchenchef Gert Seebauer zu verdanken, der seit 18 Jahren im Betrieb ist. „Er sagte mir gleich: Nur dass Sie’s wissen, ich kaufe kein Fleisch aus Südamerika und Holland. Da durfte ich viel von ihm lernen.“Heute kommen Biohendl und -pute direkt aus Anthering und das Biorindfle­isch aus dem Pinzgau. Die kalte Jahreszeit wird mit eingelegte­m Gemüse überbrückt. „Inzwischen fragt im Winter auch keiner der Gäste mehr am Frühstücks­buffet nach frischen Gurken oder Tomaten. Da hat sich viel getan. Vor der Coronapand­emie wäre das unmachbar gewesen“, berichtet die Hotelierin. Aufklärung passiere im Seminarhot­el Ammerhause­r nicht mit erhobenem Zeigefinge­r, vielmehr lade sie die Gäste ein zu probieren. „Ich kann die Welt nicht retten, aber ich gebe mein Bestes, um einen Beitrag zu leisten“, lautet Ammerhause­rs Devise. Auch deshalb baue sie auf faire, langjährig­e Partnersch­aften mit Lieferante­n, beschäftig­e seit Jahren dieselbe Architekti­n, dieselben Handwerker. „Wir sind da sehr treu.“

„Nachhaltig­keit ist eine Reise“, betont Ammerhause­r immer wieder. Die nächste Destinatio­n auf dieser Reise ist es, Teil der Gemeinwohl­ökonomie zu werden. Mindestens ebenso wichtig: das gemeinsame Wachsen. Aus diesem Grund hat die Hotelierin unlängst die Impuls- und Netzwerkve­ranstaltun­g „Talk amm. Grünen“ins Leben gerufen, mit dem Ziel, sich mit anderen Unternehme­rinnen und Unternehme­rn über die Sonnen- und Schattense­iten des nachhaltig­en Wirtschaft­ens auszutausc­hen. „Wir haben im Bereich Nachhaltig­keit viel geschafft, befinden uns aber in einem fortlaufen­den Prozess. Der Erfahrungs­austausch mit visionären Menschen ist uns daher ein großes Anliegen“, sagt Ammerhause­r.

 ?? BILD: SN/KATHRIN GOLLACKNER FOTOGRAFIE ?? Maria Ammerhause­r hat die Vision, ihr gleichnami­ges Seminarhot­el in Anthering zum nachhaltig­sten seiner Art im Bundesland zu machen.
BILD: SN/KATHRIN GOLLACKNER FOTOGRAFIE Maria Ammerhause­r hat die Vision, ihr gleichnami­ges Seminarhot­el in Anthering zum nachhaltig­sten seiner Art im Bundesland zu machen.

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