ChatGPT vs. Brainpower
Wer ist innovativer? Künstliche oder menschliche Intelligenz? Dieser Frage stellten sich kürzlich 21 Studierende an der WU Executive Academy.
Künstlicher Intelligenz sind mittlerweile kaum noch Grenzen gesetzt: Sie erstellt in kürzester Zeit anspruchsvolle Texte, analysiert Finanzdaten oder beantwortet automatisiert Kundenanfragen – und das in verblüffender Qualität. Zahlreiche „WhiteCollar“-Berufe stehen deshalb gerade auf dem Prüfstand und viele Menschen haben Angst davor, ihre Jobs zu verlieren.
Aber kann KI auch Innovation? Wie sieht es mit unternehmerischen Leistungen wie etwa dem Erstellen einer Innovationsstrategie aus? Nikolaus Franke, wissenschaftlicher Leiter des MBA Entrepreneurship & Innovation der WU Executive Academy, hat die Probe aufs Exempel gemacht und genau das gemeinsam mit 21 MBA-Studierenden vor Kurzem ausprobiert. Diese bekamen fünf Minuten Zeit, um einen individuellen Vorschlag dazu zu erstellen, wie zu reagieren ist, wenn man als kleines Unternehmen eine herausragende Innovationsidee hat, sie aber nicht schützen kann. Die Zeit war so knapp bemessen, dass sie im Grunde sofort losschreiben mussten – für jedes Wort hatten sie nur eine gute Sekunde Zeit. Nachdenken und Überlegen waren im Grunde kaum möglich. Der Grund für diese extreme Zeitbeschränkung war, dass den Studierenden ähnliche Bedingungen wie ChatGPT vorgegeben werden sollten.
ChatGPT erledigte die Aufgabe erwartungsgemäß sehr schnell, schaffte es aber erst im fünften Anlauf, in die Nähe der maximal erlaubten 200 Wörter zu kommen. Die anonymisierten Lösungen, die nicht erkennen ließen, ob sie von Studierenden oder ChatGPT kamen, werteten zwei Wissenschafter mit mehrjähriger Erfahrung im Bereich Entrepreneurship und Innovation aus. Das Ergebnis war eindeutig: Obwohl die MBA-Studierenden sehr unterschiedliche Strategien vorschlugen – mal fokussierten sie sich auf ein konsequentes Branding als Innovator, mal schlugen sie ein schrittweises Vorgehen zunächst in Marktnischen vor, um von dort aus den Hauptmarkt zu attackieren, mal empfahlen sie eine Kooperation mit einem Handelsunternehmen –, waren ihre Lösungen der KI klar überlegen. Die MBAStrategien wurden durchschnittlich mit einer Note von 2,4 bewertet. Die Strategie von ChatGPT war eine etwas diffuse Mischung aus allen möglichen Strategieelementen und wurde daher mit 4,5 äußerst mäßig bewertet.
Das schwache Abschneiden dürfe allerdings nicht falsch interpretiert werden, ist Nikolaus Franke überzeugt: „Generative KI wie ChatGPT ist eine fundamentale Innovation von disruptivem Potenzial und entsprechend von höchster Bedeutung auch und gerade für Entrepreneure. Zahllose Teilaufgaben im unternehmerischen Prozess lassen sich mithilfe von künstlicher Intelligenz besser, schneller und fehlerfreier erledigen.“In den MBA-Programmen der WU Executive Academy werde ihr Einsatz entsprechend nicht bekämpft, sondern intelligent gefördert.