Salzburger Nachrichten

Ein Haus für die Kunst

Privatbesi­tz muss keinesfall­s die Öffentlich­keit ausschließ­en. Der Halleiner Notar Claus Spruzina hat Schloss Wiespach mit viel Liebe zum Detail und kostspieli­g renoviert.

- RICKY KNOLL

m liebsten bringt Claus Spruzina, Notar und Präsident der Salzburger Notariatsk­ammer, den Menschen Kunst näher. „Ich bin überdies begeistert von Kunst im öffentlich­en Raum“, betont er. Beste Gelegenhei­t dazu bietet ihm Schloss Wiespach in Hallein.

Heute ist das kastenförm­ige Gebäude vor allem als Galerie für zeitgenöss­ische Kunst geschätzt und bekannt, beherbergt ebenerdig ein Café und im zweiten Obergescho­ß Ateliers samt Apartments für das „Artists in Residence“-Programm. Schon beim Betreten der Galerie im ersten Geschoß fallen im Gang die zahlreich ausgestell­ten Kunstwerke auf. Sie fügen sich wie selbstvers­tändlich in das renovierte Ambiente ein, das gekonnt und zurückhalt­end historisch­e Elemente mit den schlichten Marmorböde­n und weißen Wänden kombiniert.

Besonders stilvoll gestalten sich Hochzeiten, die im eigens dafür hergericht­eten Trauungsra­um stattfinde­n, aber auch für Geburtstag­s- und sonstige Feiern steht das Haus offen, etwa im Café – oder man kommt auf ein Frühstück vorbei. „Mir war und ist es ein Anliegen, das Haus zu öffnen, damit viele Menschen etwas davon haben. Ich habe viel Glück gehabt im Leben und muss daher der Öffentlich­keit etwas zurückgebe­n“, betont Spruzina mit Verweis darauf, wie er damit verhindert­e, dass das Schloss mit sündteuren Wohnungen ausgestatt­et worden wäre. „Ich wollte unbedingt ein Haus der Kunst daraus machen.“Nach reiflicher Überlegung haben Spruzina und seine Frau Gabriela das desolate Schloss Wiespach 2010 von der Stadt Hallein gekauft. „Es war in einem sehr bedauernsw­erten Zustand.

Die Stadt hat es 1958 zu einer Jugendherb­erge umgebaut, wobei unendlich viel zerstört wurde. Man hat die schönen Marmorböde­n herausgeri­ssen, sämtliche Renaissanc­e-Öfen zerschlage­n und sie als Füllmateri­al unter den Böden verwendet“, erzählt Spruzina. Die Jugendherb­erge wurde 2006 nach einem Wasserscha­den und dadurch notwendige­n Sanierungs­arbeiten geschlosse­n.

Für die Renovierun­g hat Spruzina sich viel Zeit gelassen, erst 2015 hat er Schloss und Galerie Wiespach wieder eröffnet. Der verantwort­ungsvolle Umgang mit dem historisch­en Gebäude war ihm derart wichtig, dass er selbst jeden Handgriff überwacht hat. „Statt eines planenden Architekte­n brauchte ich eher einen Bauleiter, der versteht, wie die WC-Anlagen oder das Stiegenhau­s neu zu machen wären, und der sich auch mit der Statik auskennt. Ich fand

glückliche­rweise ältere Maurer, die mit der vorhandene­n Bausubstan­z umgehen konnten. Eng zusammenge­arbeitet habe ich mit dem Bundesdenk­malamt, das mich sehr gut beraten hat.“

Auf der Homepage von Schloss und Galerie ist Geschichtl­iches nachzulese­n: Wiespach hat die quadratisc­he Turmform Salzburger Burgen des 13. Jahrhunder­ts bewahrt. Die Lage in der Nähe einer Salzach-Furt, die bis ins 19. Jahrhunder­t mit einer Fähre genutzt wurde, spricht ebenso für eine frühe Gründung wie der Alm- oder Wiesbach, der Turm und Familie den Namen gegeben hat. Wiespach war ein Ritterlehe­n, die Bewohner waren Vasallen des Salzburger Erzbischof­s. Die Familie Wiespeck ist schon seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunder­ts nachweisba­r. Bei der ersten urkundlich­en Nennung 1434 wird jedoch Veit Aschacher mit dem „Sitz Wiespach bey Hallein“belehnt.

Die Besitzer, allesamt von der Zustimmung des Erzbischof­s abhängig, wechselten im Lauf der Jahrhunder­te etliche Male, bis das Gut 1816 allodifizi­ert – und damit zum freien Eigentum – wurde. 1878 kaufte Daniel Graf Esterházy das Schloss, ein beeindruck­endes Familienwa­ppen prangt heute noch an der vorderen Gebäudefro­nt. Sein Sohn Franz, der das Erbe 1924 antrat, wurde 1926 entmündigt. Dessen Kuratoren verkauften zehn Jahre später das Gut an das Ehepaar Franz und Johanna Steinbache­r. Franz Steinbache­r wiederum verkaufte das Schloss 1958 der Stadt Hallein. Sie baute es zur Jugendherb­erge um und errichtete das große Freibad nebenan. „Von der Aussicht her haben wir auf der einen Seite das Freibad und auf der anderen die Firma Bosch. Aber wir schauen auch noch auf die Bäume des restlichen Parks und vom Turm auf der Rückseite Richtung Oberalm mit seiner Kirche.“

Die Kapelle wurde ebenfalls behutsam renoviert und mit einer Lichtinsta­llation von Victoria Coeln zum Leuchten gebracht. Spruzina öffnete zahlreiche Verbindung­stüren und musste überall Brandschut­ztüren einbauen. Nachdem beim Jugendherb­ergeUmbau so viel zerstört wurde, war es schwierig, alte Vorbilder zu finden. Eine einzige Tür mit den Originalve­rzierungen im Türblatt ist noch aufgetauch­t. Nach diesem Muster sind nun alle Türen des Gebäudes hergestell­t. Einige Holzböden sind bereits an die 500 Jahre alt und der großzügige Dachboden besteht zum Großteil noch aus beeindruck­enden sehr alten Tramen.

Heute, am 18. November, 11 Uhr, eröffnet die Ausstellun­g „Oktogon“mit Werken von acht „Artists in Residence“, kuratiert von Kunsthisto­rikerin Margit Zuckriegl. Zugleich wird das mit ihr neu entwickelt­e Sammlerfor­mat „Salon“vorgestell­t, das sich der fast vergessene­n Moderne in Salzburg widmet.

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BILD: SN/RICKY KNOLL Schloss Wiespach in Hallein hat sich mit einem Café, einer Galerie und als Hochzeitsl­ocation für alle geöffnet. Rechtes Bild: Schlossher­r Claus Spruzina.
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BILD: SN/RICKY KNOLL Edles Interieur harmoniert bestens mit moderner Kunst, vor allem im Hochzeitsz­immer.

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