Seilbahn am Gaisberg wird konkreter
Eine UVP wird für den Bau der Seilbahn wohl nicht nötig sein. Die Betreiber müssen aber noch einige Hürden nehmen – und sich Grundstücke sichern.
KOPPL. Vor einem Jahr wurden die Pläne einer neuen Gaisberg-Seilbahn der Öffentlichkeit präsentiert. Exakt ein Jahr später sind die Betreiber einen Schritt weiter in Richtung Realisierung: Die Projektgesellschaft habe vergangene Woche den UVP-Feststellungsantrag eingereicht, sagt Anwalt Christoph Bamberger. Er ist Sprecher und Teilhaber der GUG drei GmbH, die das Seilbahnprojekt vorantreibt – und auch das Gut Guggenthal revitalisiert.
Der Antrag der privaten Investoren wurde bei der zuständigen Behörde, dem Amt der Salzburger Landesregierung, eingebracht. Bamberger geht davon aus, dass für das Projekt keine Umweltverträglichkeitsprüfung nach dem UVP-Gesetz notwendig ist, da unter anderem die Parkplätze auf bereits versiegelten Flächen vorgesehen sind.
Diese Ansicht teilt auch Landesumweltanwältin Gishild Schaufler: „Es wird aus meiner Sicht keine UVP-Pflicht geben.“Bei den drei ausschlaggebenden Parametern – Seilbahnlänge, Anzahl der Parkplätze und Ausmaß der Rodungen – sei das Projekt klar unter den Schwellenwerten. Allerdings hieße das längst nicht, dass das Projekt aus Naturschutzsicht einwandfrei sei. „Es ist natürlich ein Naturschutzverfahren notwendig. Das Projekt ist sicher nicht unkritisch und es gibt noch einige Hürden zu bewältigen.“So sei etwa das Gaisbergplateau, auf dem die Bergstation errichtet werden solle, ein großflächig geschützter Lebensraum. In den Wäldern seien Spechte, Schwarzstörche, Uhus, Wanderfalken, Mäuse- und Wespenbussarde zu erwarten und dementsprechend zu schützen.
Eine Hürde sind noch fehlende Grundstücke für den Bau: Mittelund Bergstation der geplanten Seilbahn sollen auf Flächen der Bundesforste entstehen. Gespräche mit dem Projektwerber gebe es, Verträge seien aber bis dato noch nicht unterzeichnet, sagt Andrea Kaltenegger, Sprecherin der Bundesforste: „Der Gaisberg ist ein beliebter Freizeit- und Erholungsort. Umso wichtiger ist es aus unserer Sicht, die unterschiedlichen Interessen im Rahmen eines touristischen Gesamtkonzeptes für den Gaisberg zu betrachten.“
Bamberger ist optimistisch: Man sei sich mit den Bundesforsten einig. Die entsprechenden Verträge werde man in Kürze unter Dach und Fach bringen. Den Antrag zur naturschutzrechtlichen Genehmigung wolle man bis Jänner 2024 einbringen: „Wir gehen davon aus, dass die Bahn bewilligungsfähig ist.“20 Millionen
Euro wurden für das Projekt veranschlagt. Diese Summe sei weiter aktuell und die Finanzierung gesichert: „Die Pläne zur Finanzierung müssen schließlich auch dem Verkehrsministerium beim Konzessionsansuchen vorgelegt werden.“Betreiben wolle man die Gondelbahn nicht selbst, habe aber bereits eine Handvoll Interessenten, darunter Salzburger Skiliftbetreiber. Der Zeitplan ist ambitioniert: In ein bis zwei Jahren will man mit dem Bau starten. Zwei Jahre später sollen die Achtergondeln Gäste befördern.
Bei der Präsentation des Projekts im Vorjahr traten mehrere ÖVP-Granden als Unterstützer auf, darunter Verkehrslandesrat Stefan Schnöll, der Salzburger Bürgermeister Harald Preuner und Gaisberg-Koordinator Florian Kreibich, der nunmehrige Salzburger ÖVP-Bürgermeisterkandidat. Auch der Koppler ÖVPBürgermeister Rupert Reischl spricht sich dafür aus: „Natürlich gibt es kritische Stimmen in der Gemeinde und die Sorgen von Bürgern. Aber ich denke, man soll dem Projekt eine Chance geben.“Direkte Mitsprache habe man aber nicht, da keine Gemeindegrundstücke betroffen seien.
Gegen das Projekt haben sich die Grünen in Stellung gebracht: Sie wollen den Gaisberg durch einen dichteren Bustakt autofrei werden lassen. Die am Freitag vorgelegte Verkehrszählung der Projektbetreiber – mit täglich rund 500 Pkw-Fahrten zur Spitze – zeigt für Bürgerlisten-Gemeinderat Lukas Bernitz die fehlende Notwendigkeit: „Die Kapazität übersteigt den Bedarf um das 15-Fache. Eine wirtschaftliche Rechnung kann nur mit erheblich steigenden Besucherzahlen aufgehen. Außer ein paar profithungrigen Investoren kann niemand einen Massenansturm am Gaisberg gebrauchen.“
Die Betreiber sehen die Seilbahn indes ebenfalls als Mittel, um Fahrzeuge vom Gipfel fernzuhalten. Die Talstation sei mit Bussen gut erreichbar. Das Vorhaben, die Seilbahn in die Jahreskarten des Verkehrsverbundes zu integrieren, steht im ÖVP-FPÖ-Regierungsübereinkommen. SVV-Geschäftsführer Johannes Gfrerer bestätigt Gespräche mit den Betreibern. „Für Klimaticket-Besitzer wäre es sicher ein Vorteil“, sagt er. In Linz sei etwa bereits die Pöstlingbergbahn in Öffi-Jahrestickets inkludiert.
„Wir gehen davon aus, dass die Bahn bewilligungsfähig ist.“Christoph Bamberger, Projektsprecher (Bild: SN/Ratzer)