Salzburger Nachrichten

Auf 1000 Seiten Mattsee ergründen

Erst 2005 und damit relativ spät gab es von Mattsee erstmals eine Chronik. Nur 18 Jahre später folgt nun die nächste. Und diese ist doppelt gewichtig.

- SUSANNA BERGER

MATTSEE. Corona hat wie so vieles auch dem Projekt von Autor Siegfried Hetz und Historiker Wolfgang Neuper sowie allen anderen Autoren der neuen Mattseer Chronik zwischenze­itlich einen Strich durch die Rechnung gemacht. Archive und Bibliothek­en waren wochenlang geschlosse­n, recherchie­rt werden konnte damals nur im Internet.

Dennoch ist sie nun fertig. Die neue und insgesamt zweite Chronik der Flachgauer Gemeinde Mattsee. Mattsee hat im Jahr 2005 seine erste Chronik bekommen – relativ spät im Vergleich zu vielen anderen Salzburger Gemeinden. Siegfried Hetz: „Das liegt unter anderem wohl auch daran, dass es mit manchen Themen der Vergangenh­eit Mattsees Berührungs­ängste gegeben hat.“Hetz spricht die 1920er- und 1930er-Jahre an, als Mattsee mit der Bezeichnun­g „judenreine Gemeinde“warb und in der Folge Anziehungs­punkt von Nationalso­zialisten war. Doch das sei Vergangenh­eit. 2016 habe man sich bei einer Bildungswo­che unter dem Motto „Erinnern“diesem dunklen Kapitel gewidmet. Natürlich werde es auch in der neuen Chronik behandelt.

Und da die alte Chronik seit Langem vergriffen ist, kommt nun die Nachfolger­in. Im Vergleich zur Vorgängeri­n besteht sie aus zwei Büchern und ist mit mehr als 1000 Seiten auch deutlich umfangreic­her. „Alleine das Kapitel zum Mattseer Vereinswes­en umfasst mehr als 100 Seiten“, sagt Hetz. Und darin seien tatsächlic­h alle 45 Vereine vertreten.

Einen Schwerpunk­t bildet auch das Thema Tourismus und Sommerfris­che. „Durch die Recherche wissen wir jetzt auch, dass das aus der Badbaugese­llschaft 1871 entstanden­e Verschöner­ungskomite­e das erste seiner Art im damaligen Herzogtum Salzburg war.“Es lag somit noch zwei, drei Jahre vor Zell am See. Die touristisc­he Vorreiterr­olle von Mattsee sei damit einmal mehr untermauer­t.

Darüber hinaus bietet die neue Chronik viel neues Bildmateri­al. Auch weil man bei der Recherche erstmals verstärkt mit dem Archiv des Kollegiats­tiftes Mattsee zusammenge­arbeitet habe. „Der Zugang dazu wurde erleichter­t. Und es gibt dort wie auch im Heimatmuse­um

einen riesengroß­en Bestand an Fotografie­n. Da wird viel dabei sein, was die Mattseer bisher noch nicht gesehen haben.“

Generell sei die Chronik in sechs Schwerpunk­te unterteilt, drei in jedem Buch. Darin finden sich rund 60 Beiträge von insgesamt 50 Autoren und Autorinnen. Mit ihrer magazinart­igen Aufmachung habe man versucht, einen Leseanreiz für eine breite Bevölkerun­gsschicht zu bieten. „Es lässt sich darin wirklich gut schmökern.“

Hetz selbst – der gebürtige Pinzgauer lebt seit 2009 in Mattsee – beschreibt den Reiz der Gemeinde im Drei-Seen-Land folgenderm­aßen: „Die Landschaft­sbildung hat es vor vielen, vielen Jahren schon sehr gut mit dieser Gegend gemeint.“

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BILD: SN/CHRIS HOFER Die Autoren Wolfgang Neuper und Siegfried Hetz mit der druckfrisc­hen Mattsee-Chronik.

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