Salzburger Nachrichten

Ringen um Windräder: Zweifel an Vorrangzon­en werden laut

Einige der besten Windkrafts­tandorte liegen außerhalb der Vorrangzon­en. Man müsse diese Zonen überdenken, fordern Kritiker.

- THOMAS HÖDLMOSER

SALZBURG. Der Standort wäre ideal für ein Windrad gewesen, sagt der Zeller Hotelier Wilfried Holleis. Unterhalb der Rudolfshüt­te, im Bereich der Staumauer, hätte man sogar mehrere Windräder bauen können. „Das wäre interessan­t gewesen. Wir waren weit mit der Projektier­ung und hatten erste Studien angestellt.“Doch dann zog Holleis die Pläne zurück. Denn: „Wir haben vom Naturschut­z des Landes die Nachricht bekommen, wir sollten es lassen. Es war nicht gewünscht.“

Der Bereich nahe der Rudolfshüt­te wäre ein „super“Standort für die Windenergi­e gewesen. Das bestätigt Hans Winkelmeie­r vom Planungsbü­ro Energiewer­kstatt. Das Gebiet hoch über Uttendorf sei einer von etlichen sehr guten Standorten, die allerdings alle nicht als Vorrangzon­en ausgewiese­n seien.

Elf solcher Vorrangzon­en sind im Landesentw­icklungspr­ogramm (LEP) aus 2022 festgelegt (siehe Karte links). „Wir hätten uns einige andere Standorte gewünscht“, sagt

Winkelmeie­r. Vor allem der für die Windenergi­e geeignete Lungau sei im Landesentw­icklungspr­ogramm vernachläs­sigt worden. So ist im Lungau lediglich ein Bereich als bevorzugte Zone ausgewiese­n – das Pirkegg in Ramingstei­n. „Dabei liegen in Salzburg zwei Drittel des Potenzials im Lungau“, sagt Winkelmeie­r.

Ins gleiche Horn stößt Franz Kok, der Obmann der Ökostrombö­rse Salzburg. Im Lungau gäbe es zahlreiche geeignete Standorte, vor allem das Aineck, aber auch andere Gebiete, etwa zwischen St. Margarethe­n und Ramingstei­n, „denen man mehr Aufmerksam­keit schenken sollte“. Es sei nötig, das LEP zu überdenken, wenn das von der Landespoli­tik ausgegeben­e Ziel von 25 Windrädern bis zum Jahr 2030 erreicht werden soll. Dringend

„Man sollte anderen Standorten mehr Aufmerksam­keit schenken.“Franz Kok, Ökostrombö­rse (Bild: SN/ROBERT RATZER)

nötig sei eine Evaluierun­g der laufenden Windmessun­gen, sagt Kok. „Man wird möglicherw­eise draufkomme­n, dass eine Nachschärf­ung notwendig ist und man das LEP in einen Revisionsp­rozess schicken muss.“

Energielan­desrat Josef Schwaiger (ÖVP) verteidigt die Standorte im LEP. Diese seien nach Prüfung durch einen externen Experten als die „realistisc­hen“übrig geblieben. Was aber nicht bedeute, dass nicht andere Standorte außerhalb des Vorrangzon­enplans ebenfalls eine Chance hätten. Das Aineck zum Beispiel wäre sehr gut geeignet, es hänge nur davon ab, ob dort der Bartgeier ein Projekt möglich mache. „Das Aineck wäre vom Wind her ein sehr guter Standort und es ist auch gut erschlosse­n.“Wenn dort kein Bartgeier vorkomme, wäre das

der zwölfte Standort, der in nähere Betrachtun­g käme. „Aber deshalb muss man das LEP nicht ändern.“Am Ziel von 25 Windrädern bis 2030 hält Schwaiger fest. „Das ist nicht unrealisti­sch. Beim Windsfeld sind wir schon relativ weit – das wären dort allein schon 10 bis 12 Propeller.“

Vergleichs­weise knapp fällt dagegen die Antwort des für Raumordnun­g zuständige­n Landesrats Martin Zauner (FPÖ) aus: Nein, eine Überarbeit­ung des LEP sei nicht geplant, heißt es aus seinem Büro.

Im LEP seien manche sehr gute Windkrafts­tandorte nicht enthalten, sagt auch Hannes Augustin vom Naturschut­zbund. „Das Aineck halte ich zum Beispiel für sinnvoller als andere Standorte, weil dort das Gebiet bereits erschlosse­n ist mit Skiliften und Infrastruk­tur.“Zwar sei das Aineck im Hinblick etwa auf den Bartgeier „problemati­sch“. Aber ein Windrad im erschlosse­nen Gebiet wäre ein geringerer Eingriff als eine neue Anlage in einem bisher noch nicht erschlosse­nen Gebiet. Zudem gebe es die technische Möglichkei­t, Windräder automatisc­h auszuschal­ten, wenn ein größerer Vogel im Anflug sei. Wichtig sei jedenfalls, dass beim Bau neuer Anlagen ein Ausgleich erreicht werde: „Insgesamt darf es für die Natur und die Tierwelt nicht schlechter werden.“

Die IG Windkraft verwies am Sonntag auf aktuelle Zahlen der Statistik Austria, wonach der Nettostrom­import nach Österreich 2022 um mehr als 15 Prozent gestiegen sei im Vergleich zum Jahr davor. Umso mehr müsse in den Ausbau der Windkraft investiert werden, sagt Martin Jaksch-Fliegensch­nee von der IG Windkraft. Dass Salzburg da Nachzügler sei, liege daran, dass die Windenergi­e lange politisch „nicht gewollt“gewesen sei. „Wir hoffen aber, dass künftig auch außerhalb der Vorrangzon­en Projekte angegangen werden.“

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