Nutzer am Wolfgangsee ringen um mehr Wasser
Ein neu gegründeter Verein fordert angesichts des Klimawandels eine Neuberechnung der Pegelregulierung am Wolfgangsee.
Die elektronisch gesteuerte Regulierung des Wasserpegels am Wolfgangsee sorgt seit vielen Jahren immer wieder für Unmut bei Tourismusbetreibern. Häufig würde zu rasch zu viel Wasser abgelassen – während die Klimaänderung mit mehr Hitzetagen den Wasserpegel zusätzlich sinken lasse. Diese Kombination sorgt dafür, dass der Wasserpegel immer häufiger zum Problem für Schifffahrtsbetreiber, aber auch Wasserskischulen und Bootsverleiher wird.
Nun haben sich mehrere Anrainer und Unternehmer zusammengetan und den von Obmann Moritz Girbl geführten Verein Interessengemeinschaft Wolfgangsee gegründet. Gemeinsam will man die Interessen der Menschen am Wolfgangsee bündeln. Und: Die Vereinsmitglieder wollen den 20 Jahre alten Bescheid aufschnüren, der die Abflussmengen an der Klause zur Ischler
Ache regelt. In der Wehrbetriebsordnung ist genau geregelt, bei welchem Pegelstand wie viel Wasser aus dem Wolfgangsee in die Ischler Ache abfließen soll. Die Mindestabflussmenge beträgt 470 Liter pro Sekunde – bis zum Pegelstand von 95 Zentimetern.
Stufenweise mehr wird es ab einem Pegelstand von 97 Zentimetern. Bei Pegel 1,33 Meter sind es 3200 Liter pro Sekunde, bei 1,45 Metern 17.000 Liter pro Sekunde. Ab einem Pegelstand von 1,53 Metern werden alle Wehrschützen vollständig geöffnet.
Der Strobler Bürgermeister Josef Weikinger (ÖVP) – er ist auch Obmann des Wasserverbands Wolfgangseeklause – betont: Nicht die Klause sei schuld an den Problemen, sondern das Klima. Und der aus dem Jahr 2003 stammende, 2004 leicht adaptierte Bescheid solle sicherstellen, dass in der Ischler Ache genügend Wasser für den Fischbestand und die Fischerei sowie für die Kraftwerksbetreiber vorhanden sei. „Der See hat kein Wasserrecht, sondern der Fluss“, sagt er.
Wobei das Ziel des Vereins IG Wolfgangsee nicht sei, die Mindestabflussmenge an der Klause zur Ischler Ache zu reduzieren, sagt Obmann-Stellvertreter und Wasserskischulbetreiber Thomas Grabner. Vielmehr gehe es darum, in Zeiten höherer Pegelstände so mit dem im See vorhandenen Wasser zu haushalten, dass man auch gut durch längere regenfreie Zeiten und Hitzeperioden komme. Denn genau das passiere seit der Umstellung auf Automatik nicht mehr, während der frühere Schleusenwärter vorausschauend agiert habe und dabei stets die Wetterberichte im
„Der See hat kein Wasserrecht, sondern der Fluss.“Josef Weikinger, Bürgermeister
Auge gehabt habe. Das Ablassen des Wassers bei höheren Pegelständen solle dosierter erfolgen, als es derzeit der Fall sei – „nach dem Motto: Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“, sagt Grabner.
Zur Verdeutlichung: Liegt der Pegel zwei Zentimeter über dem Normalpegel von 1,33 Metern, fließen 5500 Liter pro Sekunde ab, liegt er zehn Zentimeter darü
ber, sind es 14.700 Liter pro Sekunde. Im Aufschnüren und Neuverhandeln des Bescheids zur Klausenordnung sieht Bürgermeister Weikinger ein Problem, das die Seenutzer und -anrainer „oft nicht hören wollen“. Nach heutigen Maßstäben würde der Flussökologie wesentlich mehr Stellenwert eingeräumt als früher. Es könnte also sein, dass dann „noch mehr Wasser abgelassen werden muss als bisher“.
Aktuell liegt der Pegel mit 1,50 Metern weit über dem langjährigen Mittel. Aber während des Sommers war er mit Werten von 1,02 und 1,07 Metern monatelang deutlich unter dem Normalpegel. Einen Tiefststand von 0,95 Metern erreichte der Wasserpegel am 25. und 26. Oktober. Bei derart niedrigen Wasserpegeln ragen die Stege von Schifffahrtsbetreibern und Bootsvermietern so weit aus dem Wasser heraus, dass ein Einsteigen zur Turnübung wird. An Barrierefreiheit sei nicht einmal zu denken, sagt Bootsvermieter Christoph Schlechta, der sich ebenfalls als Vereinsobmann-Stellvertreter engagiert. Zudem habe er, als er seine Stege vor knapp 20 Jahren errichtet habe, diese per Bescheid auf einen Wasserpegel von 1,40 Metern nivellieren müssen. Und nun würden selbst die 1,33 Meter Normalpegel selten erreicht.