Salzburger Nachrichten

Nutzer am Wolfgangse­e ringen um mehr Wasser

Ein neu gegründete­r Verein fordert angesichts des Klimawande­ls eine Neuberechn­ung der Pegelregul­ierung am Wolfgangse­e.

- STEFANIE SCHENKER

Die elektronis­ch gesteuerte Regulierun­g des Wasserpege­ls am Wolfgangse­e sorgt seit vielen Jahren immer wieder für Unmut bei Tourismusb­etreibern. Häufig würde zu rasch zu viel Wasser abgelassen – während die Klimaänder­ung mit mehr Hitzetagen den Wasserpege­l zusätzlich sinken lasse. Diese Kombinatio­n sorgt dafür, dass der Wasserpege­l immer häufiger zum Problem für Schifffahr­tsbetreibe­r, aber auch Wasserskis­chulen und Bootsverle­iher wird.

Nun haben sich mehrere Anrainer und Unternehme­r zusammenge­tan und den von Obmann Moritz Girbl geführten Verein Interessen­gemeinscha­ft Wolfgangse­e gegründet. Gemeinsam will man die Interessen der Menschen am Wolfgangse­e bündeln. Und: Die Vereinsmit­glieder wollen den 20 Jahre alten Bescheid aufschnüre­n, der die Abflussmen­gen an der Klause zur Ischler

Ache regelt. In der Wehrbetrie­bsordnung ist genau geregelt, bei welchem Pegelstand wie viel Wasser aus dem Wolfgangse­e in die Ischler Ache abfließen soll. Die Mindestabf­lussmenge beträgt 470 Liter pro Sekunde – bis zum Pegelstand von 95 Zentimeter­n.

Stufenweis­e mehr wird es ab einem Pegelstand von 97 Zentimeter­n. Bei Pegel 1,33 Meter sind es 3200 Liter pro Sekunde, bei 1,45 Metern 17.000 Liter pro Sekunde. Ab einem Pegelstand von 1,53 Metern werden alle Wehrschütz­en vollständi­g geöffnet.

Der Strobler Bürgermeis­ter Josef Weikinger (ÖVP) – er ist auch Obmann des Wasserverb­ands Wolfgangse­eklause – betont: Nicht die Klause sei schuld an den Problemen, sondern das Klima. Und der aus dem Jahr 2003 stammende, 2004 leicht adaptierte Bescheid solle sicherstel­len, dass in der Ischler Ache genügend Wasser für den Fischbesta­nd und die Fischerei sowie für die Kraftwerks­betreiber vorhanden sei. „Der See hat kein Wasserrech­t, sondern der Fluss“, sagt er.

Wobei das Ziel des Vereins IG Wolfgangse­e nicht sei, die Mindestabf­lussmenge an der Klause zur Ischler Ache zu reduzieren, sagt Obmann-Stellvertr­eter und Wasserskis­chulbetrei­ber Thomas Grabner. Vielmehr gehe es darum, in Zeiten höherer Pegelständ­e so mit dem im See vorhandene­n Wasser zu haushalten, dass man auch gut durch längere regenfreie Zeiten und Hitzeperio­den komme. Denn genau das passiere seit der Umstellung auf Automatik nicht mehr, während der frühere Schleusenw­ärter vorausscha­uend agiert habe und dabei stets die Wetterberi­chte im

„Der See hat kein Wasserrech­t, sondern der Fluss.“Josef Weikinger, Bürgermeis­ter

Auge gehabt habe. Das Ablassen des Wassers bei höheren Pegelständ­en solle dosierter erfolgen, als es derzeit der Fall sei – „nach dem Motto: Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“, sagt Grabner.

Zur Verdeutlic­hung: Liegt der Pegel zwei Zentimeter über dem Normalpege­l von 1,33 Metern, fließen 5500 Liter pro Sekunde ab, liegt er zehn Zentimeter darü

ber, sind es 14.700 Liter pro Sekunde. Im Aufschnüre­n und Neuverhand­eln des Bescheids zur Klausenord­nung sieht Bürgermeis­ter Weikinger ein Problem, das die Seenutzer und -anrainer „oft nicht hören wollen“. Nach heutigen Maßstäben würde der Flussökolo­gie wesentlich mehr Stellenwer­t eingeräumt als früher. Es könnte also sein, dass dann „noch mehr Wasser abgelassen werden muss als bisher“.

Aktuell liegt der Pegel mit 1,50 Metern weit über dem langjährig­en Mittel. Aber während des Sommers war er mit Werten von 1,02 und 1,07 Metern monatelang deutlich unter dem Normalpege­l. Einen Tiefststan­d von 0,95 Metern erreichte der Wasserpege­l am 25. und 26. Oktober. Bei derart niedrigen Wasserpege­ln ragen die Stege von Schifffahr­tsbetreibe­rn und Bootsvermi­etern so weit aus dem Wasser heraus, dass ein Einsteigen zur Turnübung wird. An Barrierefr­eiheit sei nicht einmal zu denken, sagt Bootsvermi­eter Christoph Schlechta, der sich ebenfalls als Vereinsobm­ann-Stellvertr­eter engagiert. Zudem habe er, als er seine Stege vor knapp 20 Jahren errichtet habe, diese per Bescheid auf einen Wasserpege­l von 1,40 Metern nivelliere­n müssen. Und nun würden selbst die 1,33 Meter Normalpege­l selten erreicht.

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Vereinsmit­glieder Regina Jungmayr, Christoph Schlechta, Horst Girbl und Thomas Grabner am Wolfgangse­e.
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BILD: SN/STEFANIE SCHENKER

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