Nur Kraft hielt sich an den Matchplan
Für drei Österreicher haben sich die Hoffnungen auf eine Medaille bei der Skiflug-Heim-WM am Kulm schnell zerschlagen. Stefan Kraft hingegen ist voll auf Kurs – trotz starker Verkühlung.
Halbzeitpause im Einzelbewerb der Skiflug-Weltmeisterschaften am Kulm, in der es wohl eine Kabinenpredigt des Cheftrainers brauchen wird. Denn: Die ersten zwei Durchgänge auf der mächtigen Skiflugschanze bei Bad Mitterndorf liefen so gar nicht nach dem Matchplan von Andreas Widhölzl. Abgesehen von Stefan Kraft, der auf dem zweiten Zwischenrang und damit voll im Medaillenrennen liegt, konnten die ÖSV-Adler den hohen Erwartungen nicht gerecht werden.
Kraft flog 225,5 bzw. 219 Meter weit und liegt zur Halbzeit 12,3 Punkte oder umgerechnet rund zehn Meter hinter dem führenden Slowenen Timi Zajc (228,5/227 m). Michael Hayböck ist mit schon beträchtlichem Rückstand Achter, Jan Hörl Zehnter. Manuel Fettner hingegen ist gar nicht mehr im Bewerb vertreten. Dem Routinier unterlief ein „Anfängerfehler“, er landete nach erheblichen Problemen in der Luftfahrt bei 158 Metern und schied aus. Ob die WM für Fettner damit gelaufen ist, liegt im Ermessen des ÖSV-Trainers. Widhölzl wird erst nach dem Finale des Einzelbewerbs (Samstag, 14 Uhr) entscheiden, welches Quartett im Teamfliegen am Sonntag (14 Uhr) antritt.
„Ich war zu aggressiv nach dem Schanzentisch, einfach zu ungestüm“, ärgerte sich Fettner, der im Training noch starke Leistungen gezeigt hatte. Dasselbe gilt für Hayböck, der den ersten Probedurchgang sogar gewonnen hatte und dann plötzlich seine PS nicht mehr auf den Ski brachte. „Irgendetwas fehlt in meinem Sprung. Es braucht wahrscheinlich mehr Geduld“, sagte Hayböck. Hörl hingegen zeigte mit 201,5 und 214,5 Metern eigentlich tadellose Flüge, hatte im ersten Durchgang aber großes Windpech. Just als der Sieger des heurigen Bergiselspringens an die Reihe kam, gab es eine Brise von hinten. „Das hat nicht so viel Spaß gemacht“, meinte Hörl zerknirscht.
Also lag es wieder einmal an Stefan Kraft. Der Salzburger WeltcupRekordmann hatte im Training noch große Probleme und meinte nach einem misslungenen 193-Meter-Sprung: „Ich war zu früh, dann zu spät – da bin ich draußen gestanden wie ein Christbaum.“Im Wettkampfmodus aber kann Kraft immer noch ein, zwei Gänge zulegen. Und das, obwohl der 30-Jährige körperlich angeschlagen zu seinem WM-Heimspiel angetreten ist. „Das zieht sich jetzt leider schon sehr lange. Die Nebenhöhlen sind voll und ich habe immer weder Kopfweh“,
berichtete Kraft. In der Nacht auf Freitag habe er auch kurz keine Luft bekommen. „Salbeitee, Inhalieren, Nasenspray“, zählte Kraft auf, wie er sich die Zeit vertreibt, wenn er nicht gerade Ski fliegt. Mit Rang zwei nach zwei von vier WM-Durchgängen zeigte sich der ÖSV-Star „megahappy“. „Ich denke, wir haben die weniger gute Trainingsleistung sehr gut analysiert. Ich habe alles herausgeholt, was möglich war. Insgesamt ein super Start für mich.“
Das können andere Mitfavoriten nicht von sich behaupten. So ist der norwegische Titelverteidiger Marius Lindvik nur 17., sein Landsmann Halvor Egner Granerud wurde bei der Materialkontrolle wegen einer nicht regelkonformen Schrittweite ebenso wie drei (!) weitere Athleten, der Kasache Muminow, der Italiener Campregher und der Japaner Nikaido, disqualifiziert.