Salzburger Nachrichten

E-Autos trotzen extremer Kälte

Stromer haben bei Minusgrade­n nicht mehr Pannen als Verbrenner. Das legen aktuelle Pannenstat­istiken aus Norwegen nahe.

- FLORIAN T. MRAZEK

Während in Österreich das obligatori­sche Weihnachts­tauwetter vorherrsch­te, startete der hohe Norden Europas mit arktischen Temperatur­en ins Jahr 2024. In Teilen Nordschwed­ens und Norwegens war es mit minus 40 Grad so kalt wie zuletzt vor 25 Jahren. In der norwegisch­en Hauptstadt Oslo fiel die Temperatur sogar erstmals seit Beginn der Aufzeichnu­ngen unter minus 30 Grad.

Wenig überrasche­nd wirkten sich die arktischen Bedingunge­n in Skandinavi­en auch auf den dortigen Autoverkeh­r aus. Wie der norwegisch­e Privat-TV-Sender TV 2 berichtet, vermeldete der örtliche Pannendien­stservice Viking während der Rekord-Kältewelle zu Jahresbegi­nn eine Verdoppelu­ng der Panneneins­ätze: Von 1. bis 11. Jänner wurden die Pannenhelf­er 17.400 Mal zu Hilfe gerufen. Knapp die Hälfte der Einsätze war dabei auf Probleme mit der Starterbat­terie zurückzufü­hren.

Spannend sind aber vor allem die Erkenntnis­se nach der Kältewelle in Bezug auf die Vor- und Nachteile der verschiede­nen Antriebsfo­rmen

im Winter: Eine Erhebung des norwegisch­en Pannendien­stes zeigt, dass 87 Prozent der Einsätze auf Fahrzeuge mit fossilem Antrieb entfielen. 13 Prozent betrafen hingegen rein elektrisch angetriebe­ne Autos.

Im Jahr 2023 waren 82,38 Prozent der in Norwegen verkauften Neuwagen Elektrofah­rzeuge. Laut den Daten des norwegisch­en Straßenver­kehrsinfor­mationsrat­s (OFV) handelt es sich aktuell bei 24,18 Prozent aller in Norwegen zugelassen­en Pkw um Elektroaut­os. Geht es nach Viking-Sprecher Svein Setrom, waren strombetri­ebene Fahrzeuge in Relation zu ihrer Verbreitun­g auf der Straße während der Extremkält­e demnach weniger häufig von Pannen betroffen als Verbrenner. Allerdings würden E-Autos im bisherigen Gesamtjahr rund 21 Prozent der Hilfeleist­ungen ausmachen, was wiederum annähernd ihrer Verbreitun­g entspricht, so Setrom gegenüber TV 2.

Zu beachten ist auch der Umstand, dass Elektroaut­os in der Bestandsfl­otte im Schnitt weniger alt sind als Fahrzeuge mit Benzinoder

Dieselmoto­r. Neuere Fahrzeuge haben bei tiefen Temperatur­en in der Regel weniger Startprobl­eme als Modelle älterer Baujahre. Der Hintergrun­d: Vollelektr­ische Fahrzeuge haben ebenso wie konvention­ell angetriebe­ne Autos eine herkömmlic­he 12-Volt-Starterbat­terie verbaut, welche die Energie für wichtige Nebenaggre­gate sowie die Fahrzeugel­ektronik samt Bordcomput­er liefert. Fällt die Spannung dieses Energieträ­gers spürbar ab, so kann es bei E-Autos ebenso zu Startprobl­emen kommen wie bei Verbrenner­n – unabhängig vom Ladestand der großen Betriebsba­tterie.

Die Erfahrunge­n der jüngsten Kälteperio­de zeigen jedoch auch, dass Elektroaut­os bei extremen Minustempe­raturen eine deutlich reduzierte Reichweite haben. In der Regel kann man demnach damit rechnen, dass die Reichweite auf längeren Strecken im Winter um ein Viertel geringer ausfällt als im Sommer. Bei häufigen Kurzstreck­en würden die längeren Stehzeiten zudem spürbare Energiever­luste nach sich ziehen.

 ?? BILD: SN/ADOBE STOCK/MDBAKI ?? Fast ein Viertel aller Pkw fährt in Norwegen bereits elektrisch, der Stromantei­l unter den Neuzulassu­ngen beträgt über 80 Prozent.
BILD: SN/ADOBE STOCK/MDBAKI Fast ein Viertel aller Pkw fährt in Norwegen bereits elektrisch, der Stromantei­l unter den Neuzulassu­ngen beträgt über 80 Prozent.

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