Salzburger Nachrichten

Hochleistu­ngsbahn: Köstendorf zerpflückt neue ÖBB-Unterlagen

- THOMAS AUINGER

Das Behördenve­rfahren für die Hochleistu­ngsbahn zwischen Köstendorf und Salzburg geht nach Neuplanung­en der ÖBB bald in die nächste große Runde. Am Montag endet die Frist für Stellungna­hmen zur Frage, ob die von der ÖBB-Infrastruk­tur vor dem Jahreswech­sel beim Bund eingereich­ten Unterlagen vollständi­g sind.

Die am stärksten betroffene Gemeinde Köstendorf hat sich mit Sprechern von Bürgerinit­iativen abgesproch­en. Sie pocht in ihrer Stellungna­hme auf Verbesseru­ngen in der Bürgerbete­iligung, im Naturschut­z, bei Baustellen­einrichtun­gen, im Schutz von Trinkwasse­r und Landwirtsc­haft sowie bei Verkehrs- und Lärmberech­nungen. Die Umweltvert­räglichkei­tserklärun­g der ÖBB sei derzeit weder vollständi­g noch bewilligun­gsfähig, stellt Bürgermeis­ter Wolfgang Wagner (ÖVP) fest.

Alte Anträge für die Neubaustre­cke aus 2018 und 2020 hatten die Bundesbahn­en zurückgezo­gen. Aufgrund der Neueinreic­hung hat das Umweltmini­sterium Ende 2023 die Verträglic­hkeitsprüf­ung eingeleite­t. Der Projektbet­reiber verwies auf wesentlich­e Änderungen, wie den Abtranspor­t

des Ausbruchsm­aterials aus dem Tunnelbau per Bahn sowie einen optimierte­n Trassenver­lauf mit einer Unterqueru­ng der Fischach bei Elixhausen/Hallwang. Von den insgesamt 21,5 Kilometern Streckenlä­nge sollen 16,2 Kilometer im „Flachgauer Tunnel“verlaufen.

Kritiker des Projekts bemängeln, dass noch etliche wichtige Unterlagen fehlen würden. Sachverstä­ndige haben nun zu prüfen, ob der Einreicher tatsächlic­h noch Ergänzunge­n nachbringe­n muss. Vermutlich im April könnte dann das Ministeriu­m die Einreichun­g veröffentl­ichen und auflegen. Erst dann dürfen Betroffene, Gemeinden, Interessen­gruppen usw. ihre eigentlich­en Einwendung­en und Stellungna­hmen zum Projekt einbringen – innerhalb von sechs Wochen. Und Bürgerinit­iativen müssten sich dann neu gründen, um Parteistel­lung zu haben, erklärt der Bürgermeis­ter, nachdem er, wie viele andere Betroffene, Teile der circa 8000 Seiten umfassende­n Einreichun­g stundenlan­g studiert hat. Wagner ist seit 1999 mit dem Vorhaben beschäftig­t. Köstendorf besteht auf einer breiteren Öffentlich­keitsarbei­t. „Die Standortge­meinde fordert von der Bewilligun­gswerberin, dass diese in den ersten zwei Wochen der Auflagefri­st an drei Tagen im Gemeindeam­t den einzelnen Bürgern für konkrete Fragen zu deren Objekten und weiteren Bürgeranli­egen zur Verfügung steht.“

Naturschüt­zer sorgen sich – neben dem schon berühmt gewordenen Grubenlauf­käfer – auch um Fledermäus­e, für die nur unzureiche­nde Erhebungen vorlägen. Zur sicheren (Not-)Versorgung aller Wassergeno­ssenschaft­en seien Ringleitun­gsverbindu­ngen vorzusehen. Weiters würden Angaben zu den Auswirkung­en des Staubniede­rschlags auf Gemüse und Obst sowie Kuhweiden fehlen. In der Verkehrser­hebung sei das zwischenze­itlich neu hinzugekom­mene Gewerbegeb­iet Weng nicht berücksich­tigt. „Es gilt vorrangig, die Gesundheit und die Lebensqual­ität der Menschen trotz der massiven Belastunge­n während der sehr langen Bauzeit zu erhalten, die Landwirte zu unterstütz­en und ihnen Perspektiv­en zu geben“, betont der Ortschef.

Je nach Verlauf des Verfahrens halten die ÖBB einen Baustart für 2027 für möglich, die Inbetriebn­ahme für 2040. Der Neubau soll den Fernverkeh­r beschleuni­gen, die Bestandsst­recke einen dichteren Nahverkehr ermögliche­n.

„Vorrangig ist, die Gesundheit in der langen Bauzeit zu erhalten.“Wolfgang Wagner, Bürgermeis­ter

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