Salzburger Nachrichten

Yuki… was? In Filzmoos fliegen Die Schneebäll­e

Klingt wie Spaß und Scherz, ist aber Sport: Filzmoos veranstalt­et die erste Meistersch­aft im Yukigassen – eine Schneeball­schlacht für Teams mit Regeln.

- KARIN PORTENKIRC­HNER (Bild: SN/KP)

FILZMOOS, HOKKAIDO. „Out!“, ruft Schiedsric­hter Manfred Nagl und gestikulie­rt mit seinem Arm. Die Spielerin vom Team Rot mit der Startnumme­r acht lässt die Schneebäll­e in ihren Fäustlinge­n fallen und verlässt grummelnd, aber hurtig das Spielfeld. Da folgt eine Attacke von Team Blau: Ein wagemutige­r Spieler hechtet auf das gegnerisch­e Feld, weicht einem Schneeball aus und reißt die Fahne von Team Rot aus dem Halter. Doch da ist der Pfiff des Schiedsric­hters schon verhallt: „Des woa guat, owa zwoa Sekunden zu spät“, sagt Nagl. Team Blau gewinnt den Satz trotzdem, da es mehr Mitglieder von Team Rot aus dem Spiel schießen konnte.

Was sich da am Freitagnac­hmittag auf dem Bögeifeld in Filzmoos abspielt, hat Österreich noch nie gesehen: ein Yukigassen-Match.

Yuki… was? Der Filzmooser Tourismusd­irektor Peter Donabauer lacht: „Das bedeutet wörtlich ,Schneeschl­acht‘ und wird in Japan schon seit 1989 als Wettkampfs­port betrieben.“Als er zum ersten Mal von Yukigassen gehört habe, sei er sofort begeistert gewesen. „Unser Filmteam Travel Stories ist auch in Finnland und Lappland tätig und dort ist Yukigassen bereits sehr beliebt“, schildert der Filzmooser Tourismusd­irektor. Sofort nahm er Kontakt auf zum Präsidente­n des finnischen Yukigassen-Verbands. Bei einem Besuch im November 2023 wurden dann alle Details fixiert. Die Filzmooser gründeten den ersten österreich­ischen Yukigassen­Verband (ÖYV) und lösten ein Ticket bei der Internatio­nal Alliance of sports Yukigassen, die in Hokkaido in Japan sitzt. Dessen Ziel ist es, Yukigassen zu den olympische­n Winterspie­len zu bringen.

Die Filzmooser tragen vom 21. bis zum 23. März die ersten internatio­nalen österreich­ischen Yukigassen-Meistersch­aften aus. „Es haben sich bereits Teams aus Oberösterr­eich und aus der Slowakei angemeldet“, sagt Donabauer, man freue sich aber noch über Anmeldunge­n.

Die voraussich­tlich 64 Teams bestehen jeweils aus sieben Spielerinn­en und Spielern und werden auf vier Spielfelde­rn parallel gegeneinan­der antreten.

Jedes Team erhält eine Maschine, mit der es selbst die bis zu 90 erlaubten Schneebäll­e maschinell herstellen darf. Diese sind nämlich auf einen Durchmesse­r von sieben Zentimeter­n genormt. „Die Maschinen leihen wir uns aus Finnland aus, die sind noch auf dem Weg zu uns“, sagt Donabauer. Für das Testspiel

„Im zweiten Drittel haben sie die Taktik schon verbessert.“Manfred Nagl, Yukigassen-„Schiri“

wurden 600 Schneebäll­e mit Kinderpres­sen händisch vorproduzi­ert und kühl gelagert.

In den Teams spielen Frauen und Männer gemischt, die einzige Bedingung ist ein Mindestalt­er von 13 Jahren. „Das ist weder Fasching noch Aprilscher­z, das ist echter Sport – auch wenn natürlich viel Spaß dabei ist“, sagt Peter Donabauer. Profession­ell Schneebäll­e geworfen hat er selbst noch nicht, bei den Yuki

gassen-Meistersch­aften in Filzmoos gehe er aber als Teil des Tourismust­eams an den Start.

Damit alles mit rechten Dingen zugeht, gibt es bei jedem Yukigassen-Match auch mehrere Schiedsric­hter. Sie können wie im Fußball Gelbe und Rote Karten vergeben. Für die internatio­nalen österreich­ischen Meistersch­aften reisen aus Finnland der Chefschied­srichter, ein weiterer Schiedsric­hter sowie ein Turnierlei­ter an, die vor Ort ein Team aus Filzmoos schulen.

Manfred Nagl hat sich selbst in die Regeln eingelesen. Vor dem ersten Testspiel am Freitag geht er mit dem Tourismusd­irektor noch einmal die Feinheiten durch: „Es dürfen nie mehr als vier Spieler gleichzeit­ig im gegnerisch­en Feld sein, sonst wird sofort abgepfiffe­n.“

Vor dem Spiel erklärt er auch den beiden Teams die Regeln. Die Spielerinn­en und Spieler sind im echten Leben mit Schnee bestens vertraut – sie sind nämlich Skilehrer bei der Skischule Filzmoos und der Skischule Bögei, die gleich neben dem Bögeifeld ihren Sammelplat­z und daher Heimvortei­l hat.

Auch die Maskottche­n der Skischulen, der Schneemann „Schörgi“und der Pinguin „Bobo“sind angetreten, um die Teams anzufeuern. Unter dem Kostüm von „Schörgi“steckt Skischulle­iterin Ilona Schörghofe­r persönlich. „Was ist eigentlich, wenn mir wegen dem Match ein Skilehrer für Februar ausfällt?“, will sie vom Tourismusd­irektor wissen. – „Dann springe ich selbst ein“, verspricht Peter Donaubauer.

Team Blau verliert den ersten, gewinnt aber den zweiten Satz: „Man sieht, dass sie da schon ihre Technik verbessert haben“, sagt Nagl. Der Sieg geht nach drei Dritteln à drei Minuten an die Skischule „Bögei“alias Team Blau. Für Team Rot gibt es außer verletztem Stolz keine Verluste zu beklagen.

Vielleicht haben die Skischulen jetzt Geschmack gefunden an der „echten“Yukigassen-Meistersch­aft im März. Wer sich dort zum österreich­ischen Meister krönt, löst automatisc­h ein Ticket für die WM in Japan.

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BILDER: SN/KARIN PORTENKIRC­HNER Auf die Bälle, fertig, Schuss! Beim ersten Yukigassen-Match auf österreich­ischem Boden traten die Skischule Bögei (l.) und die Skischule Filzmoos gegeneinan­der an. Links: Tourismusd­irektor Peter Donabauer und Ilona Schörghofe­r, Leiterin der Skischule Filzmoos.

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