„Diese Figur ist ein Geschenk“
Im neuen Salzburger Landkrimi agiert Burgschauspieler Christoph Luser als ein Kommissar, der zugleich „Opfer und Täter“ist. Und im Sommer spielt der Grazer im „Jedermann“zwei Rollen.
Alles neu bei der Salzburger Landkrimi-Folge „Dunkle Wasser“(Dienstag, ORF 1, 20.15 Uhr): Statt des bisherigen Ermittlerduos Manuel Rubey und Stefanie Reinsperger gehen Christoph Luser (44) als Chefinspektor Rafael Dorner und Salka Weber (35) als Kollegin Alex Fink auf Mörderjagd. Aber anders als etwa beim „Tatort“gibt es beim Landkrimi in den Bundesländern – ausgenommen die Steiermark – keine fixen Ermittlerpaare. Rubey und Reinsperger könnten in Zukunft also auch wieder zum Zug kommen. In „Dunkle Wasser“geht es um eine 17-Jährige, die tot aus dem Mattsee gezogen wird. Regie führen die Brüder Arash und Arman T. Riahi.
SN: Wie kam es zu Ihrem Salzburger Landkrimi-Engagement?
Christoph Luser: Ich bin einfach gecastet worden von den Regisseuren, habe das Drehbuch gelesen und mir gleich gedacht, dass ich das unbedingt spielen möchte – weil es eine extrem spannende Figur ist. Das bekommt man nicht so oft vorgelegt. Bei einer Kommissarfigur muss man oft aufpassen, die kann mit vielen Klischees verbunden sein. Doch in diesem Fall muss man sagen: ein Geschenk!
SN: Was ist der von Ihnen gespielte Rafael Dorner für ein Mensch?
Man muss sagen, ein anspruchsvoller Charakter, der an vielen verschiedenen Fronten kämpfen muss, privat wie beruflich. Er muss viele Interessen verfolgen: ein durchaus schwieriger, zweifelhafter Charakter, ein Suchender, aber auch ein sehr vielschichtiger, zweifelnder Mensch. Einer, der gleichzeitig Opfer und Täter ist, was eher selten ist.
SN: Kannten Sie die bisherigen Salzburger Landkrimis?
Teilweise habe ich mich dafür interessiert, teilweise nicht. Es ist immer so, dass man etwas Eigenes machen möchte und sich nicht an dem misst, was andere machen. Es gibt jetzt ein neues Projekt mit einem neuen Team und ich schaue unbefangen auf die Sache. Klar war, dass dieser Landkrimi anders sein wird
als die vorherigen oder Krimis, die sonst in Salzburg spielen.
SN: Sie spielen auf „Die Toten von Salzburg“an?
Genau. Es gibt deshalb auch einen anderen Drehort, denn die Stadt Salzburg ist – was Ort und Bilder betrifft – doch schon sehr abgegriffen. In Mattsee ist bislang fast nichts gedreht worden, die Location ist relativ unbefangen. Es ist eine ganz eigene Welt in Mattsee, auch mit der Vergangenheit, die nicht ganz ohne ist: ein sehr eigener Kosmos. Und es bietet viel für ein Krimigenre. Auch der See, dieser mystische See.
SN: Mattsee galt einst als Naziprominenz-Hochburg.
Ja, Mattsee hat diese Vergangenheit, die relativ spät aufgearbeitet wurde. Es gibt diese Geschichte, mit der man sich auseinandergesetzt hat und die hauptsächlich der Historiker Siegfried Hetz dokumentiert hat. Das wird auch in unserem Film angedeutet. Dass der einst aufkeimende Nationalsozialismus in Mattsee sehr willkommen geheißen wurde, ist ja kein Geheimnis.
SN: Zum Dreh: Die Folge „Dunkle Wasser“entstand bei Schönwetter. Ein Problem?
Es war in der Tat immer sehr schön. Wir hätten es uns eher diesig, neblig,
dunkel gewünscht, aber es war einfach ein wunderschönes Frühjahr. Man wird das aber nicht sehen. Es ist ein düsterer Landkrimi geworden, der tolle Bilder hat, mit kinohaften Landschaften. Man müsste den Film eigentlich auf einer großen Leinwand sehen. Die Regisseure gehen üblicherweise auch mehr in diese Richtung, sind keine Fernsehhasen, sondern mehr im Arthouse-Kino angesiedelt.
SN: Nicht nur die Landkrimis boomen. Warum ist das Genre dermaßen beliebt?
Ja, es hat sich so entwickelt, nicht nur in Österreich und in Deutschland, die Leute wollen das sehen und dann produziert man das, was die Leute sehen wollen. Aber man erzieht die Leute auch dorthin. Manchmal ist es schon ein bisschen schade, dass es im Fernsehen so eindeutig in die Krimirichtung geht. Klassische Fernsehfilme, die etwas anspruchsvoller sind, die gibt es nicht. Mit der Streamingkultur ändert sich freilich auch die gesamte Fernsehlandschaft, weil das Fernsehen sich etwas ausdenken muss, weil es so nicht mehr für immer weitergehen kann. Die Leute werden auch wieder anspruchsvollere Unterhaltung schätzen. Durch die Streamer, die aufwendiger und mutiger produzieren, ist der Zugang auch da.
Hätten Sie Interesse, weiter im Salzburger Landkrimi zu spielen?
SN:
Ja, eine Fortsetzung ist schon geplant, man wird sehen, wie der Film ankommt. Heute kann man nie langfristig planen, es ist immer eine Frage des Geldes.
SN: Sie pendeln permanent zwischen Film und Theater, was sind Ihre Bühnenhöhepunkte in diesem Jahr?
Am Burgtheater spiele ich meine üblichen Vorstellungen, aber im Sommer spiele ich dann bei der Neuproduktion des „Jedermann“mit. Ich habe die Ehre, zwei Rollen zu spielen, den Guten Gesellen und den Teufel, was ich wie eine Figur sehe. Das ist total interessant, weil es ein guter Kontrapunkt zum Jedermann ist, und ich freue mich wahnsinnig darauf. Es ist aus verschiedenen Gründen so spannend, auf diesem Platz in diesem Mysterienspiel mitzuwirken.
Das Stück hat immer noch seine Berechtigung, es gibt tolle Charaktere. Generell fühle ich mich immer wohl, wenn ich in beiden Medien arbeiten kann – Filme drehen und am Theater spielen. Wenn ich das abwechselnd machen kann, ist es mir am allerliebsten.