Hackerinnen sind noch selten
Weibliche Teilnehmer am ACSC 2024, dem größten heimischen Computerhackerturnier, gibt es kaum. Stephanie Jakoubi will das ändern. Sie bietet eine Ausbildung speziell für Frauen an.
„Es läuft unpackbar gut. Das hätte ich mir nie gedacht.“Stephanie Jakoubi leitet einen Einsteigerkurs für Hacker. Besser: weibliche Hacker. Also Hackerinnen. 30 bis 35 Teilnehmerinnen habe sie pro Einheit. Vier Kurse sind schon absolviert, neun sollen noch folgen. Die, die mitmachen, sind ein bunter Haufen: von der HTL-Schülerin über die Deutschlehrerin bis hin zur Auditorin, die kurz vor der Pension steht. Das große Interesse kommt für IT-Spezialistin Jakoubi deshalb so überraschend, weil es sie bisher kaum gab: Hackerinnen.
Josef Pichlmayr, Chef des Internetsicherheitsanbieters Ikarus und Gründer der Austria Cyber Security Challenge (ACSC), berichtet von der aktuell laufenden Qualifikation für die bereits 13. Auflage des heimischen Hackerturniers. 411 Personen versuchen derzeit, sich bis ins Endturnier hochzuhacken. Das tun sie im Rahmen eines weltweit offenen Wettbewerbs, an dem derzeit 1930 virtuelle Kämpfernaturen mitmachen. „Da sehen unsere Leute gleich, wie sie im internationalen Vergleich dastehen“, sagt Pichlmayr.
Ungarn, Bulgarien, die Niederlande, Liechtenstein, Luxemburg, Malta, Finnland, Irland und Griechenland machen es auch so wie Österreich. Die besten 20 Schüler, 20 Studenten sowie 21 Spieler der offenen Klasse werden zum Finale der ACSC Mitte September nach Wien eingeladen. Doch damit nicht genug: Wem es gelingt, mit seinen Leistungen bei der Qualifikation die höchste Punktzahl auf europäischer Ebene zu erreichen, wird zudem eingeladen, von 7. bis 11. Oktober mit dem rot-weiß-roten Nationalteam nach Turin zum Finale der European Cyber Security Challenge (ECSC) zu fahren. Bis dahin wird um die Wette gehackt, dass Köpfe und Server qualmen. Wie hoch der weibliche Anteil ist? „Drei bis vier Prozent“, schätzt Josef Pichlmayr.
Jakoubi rätselt selbst ein bisschen, warum sich so wenige Mädchen und Frauen an dieses spannende IT-Segment heranwagen. Ganz wichtig sei der Erstkontakt. Einer Umfrage unter 200 Frauen zufolge war dieser, wenn er in der Schule stattfand, eher negativ. Auf privater Ebene dagegen positiv. „Es ist von enormer Bedeutung, wer einen in die Materie einführt, wer mir was zeigt“, weiß Jakoubi. Vielleicht sei es auch fehlendes Zutrauen; und gewachsene Vorurteile, dass Frauen weniger technikaffin seien als Männer.
„Völliger Blödsinn. Aber es kann ja sein, dass Mädchen eher bei der Hand genommen werden wollen. Dass sie jemanden brauchen, der sagt: Du schaffst das.“
Was Jakoubi hingegen genau weiß: Die Teilnehmerinnen bei ihren Hackerkursen lassen es an Begeisterung nicht mangeln. Dennoch:
Basiswissen sei schon nötig, sonst sei man aufgeschmissen. „Die grundsätzliche Frage ist ja: Was ist Hacken, wo fängt es an? Vielleicht schon dann, wenn man auf einer Website nicht so gut versteckte Informationen aufruft und sie verwendet?“Letzteres ist eher eine rhetorische Frage. Hacken sei wie Rätsellösen. Und wie Leichtathletik. „Man muss ständig trainieren.“
Ist die Ausbildung abgeschlossen, habe man in Sachen Hacken „einen guten Überblick“im Kopf und ein Zertifikat in der Hand. Und dann? Die männlichen Kollegen machen es vor. Manuel Reinsperger zum Beispiel gilt als einer der Top-Hacker. Nicht nur in Österreich. Er wurde einst nach einer ACSC quasi vom Fleck weg vom Telekomanbieter A1 verpflichtet. Um Lücken im System zu finden. Hacken nicht nur aus Spaß, sondern als Beruf.
Laut ACSC-Gründer Pichlmayr sei es das Ziel, 300 bis 400 Hackerinnen in Österreich zu etablieren. Es gebe bereits einige vielversprechende Zukunftshoffnungen. Eine wird vielleicht im Oktober mit dem Nationalteam nach Turin reisen. Doch das ist – im wahrsten Sinn des Wortes – eine andere Geschichte. Infos:
„Computerhacken ist wie Rätsellösen“