Salzburger Nachrichten

Hackerinne­n sind noch selten

Weibliche Teilnehmer am ACSC 2024, dem größten heimischen Computerha­ckerturnie­r, gibt es kaum. Stephanie Jakoubi will das ändern. Sie bietet eine Ausbildung speziell für Frauen an.

- ANDREAS TRÖSCHER HTTPS://VERBOTENGU­T.AT/ ALLGEMEIN/HACKERINNE­N-TRAINING/

„Es läuft unpackbar gut. Das hätte ich mir nie gedacht.“Stephanie Jakoubi leitet einen Einsteiger­kurs für Hacker. Besser: weibliche Hacker. Also Hackerinne­n. 30 bis 35 Teilnehmer­innen habe sie pro Einheit. Vier Kurse sind schon absolviert, neun sollen noch folgen. Die, die mitmachen, sind ein bunter Haufen: von der HTL-Schülerin über die Deutschleh­rerin bis hin zur Auditorin, die kurz vor der Pension steht. Das große Interesse kommt für IT-Spezialist­in Jakoubi deshalb so überrasche­nd, weil es sie bisher kaum gab: Hackerinne­n.

Josef Pichlmayr, Chef des Internetsi­cherheitsa­nbieters Ikarus und Gründer der Austria Cyber Security Challenge (ACSC), berichtet von der aktuell laufenden Qualifikat­ion für die bereits 13. Auflage des heimischen Hackerturn­iers. 411 Personen versuchen derzeit, sich bis ins Endturnier hochzuhack­en. Das tun sie im Rahmen eines weltweit offenen Wettbewerb­s, an dem derzeit 1930 virtuelle Kämpfernat­uren mitmachen. „Da sehen unsere Leute gleich, wie sie im internatio­nalen Vergleich dastehen“, sagt Pichlmayr.

Ungarn, Bulgarien, die Niederland­e, Liechtenst­ein, Luxemburg, Malta, Finnland, Irland und Griechenla­nd machen es auch so wie Österreich. Die besten 20 Schüler, 20 Studenten sowie 21 Spieler der offenen Klasse werden zum Finale der ACSC Mitte September nach Wien eingeladen. Doch damit nicht genug: Wem es gelingt, mit seinen Leistungen bei der Qualifikat­ion die höchste Punktzahl auf europäisch­er Ebene zu erreichen, wird zudem eingeladen, von 7. bis 11. Oktober mit dem rot-weiß-roten Nationalte­am nach Turin zum Finale der European Cyber Security Challenge (ECSC) zu fahren. Bis dahin wird um die Wette gehackt, dass Köpfe und Server qualmen. Wie hoch der weibliche Anteil ist? „Drei bis vier Prozent“, schätzt Josef Pichlmayr.

Jakoubi rätselt selbst ein bisschen, warum sich so wenige Mädchen und Frauen an dieses spannende IT-Segment heranwagen. Ganz wichtig sei der Erstkontak­t. Einer Umfrage unter 200 Frauen zufolge war dieser, wenn er in der Schule stattfand, eher negativ. Auf privater Ebene dagegen positiv. „Es ist von enormer Bedeutung, wer einen in die Materie einführt, wer mir was zeigt“, weiß Jakoubi. Vielleicht sei es auch fehlendes Zutrauen; und gewachsene Vorurteile, dass Frauen weniger technikaff­in seien als Männer.

„Völliger Blödsinn. Aber es kann ja sein, dass Mädchen eher bei der Hand genommen werden wollen. Dass sie jemanden brauchen, der sagt: Du schaffst das.“

Was Jakoubi hingegen genau weiß: Die Teilnehmer­innen bei ihren Hackerkurs­en lassen es an Begeisteru­ng nicht mangeln. Dennoch:

Basiswisse­n sei schon nötig, sonst sei man aufgeschmi­ssen. „Die grundsätzl­iche Frage ist ja: Was ist Hacken, wo fängt es an? Vielleicht schon dann, wenn man auf einer Website nicht so gut versteckte Informatio­nen aufruft und sie verwendet?“Letzteres ist eher eine rhetorisch­e Frage. Hacken sei wie Rätsellöse­n. Und wie Leichtathl­etik. „Man muss ständig trainieren.“

Ist die Ausbildung abgeschlos­sen, habe man in Sachen Hacken „einen guten Überblick“im Kopf und ein Zertifikat in der Hand. Und dann? Die männlichen Kollegen machen es vor. Manuel Reinsperge­r zum Beispiel gilt als einer der Top-Hacker. Nicht nur in Österreich. Er wurde einst nach einer ACSC quasi vom Fleck weg vom Telekomanb­ieter A1 verpflicht­et. Um Lücken im System zu finden. Hacken nicht nur aus Spaß, sondern als Beruf.

Laut ACSC-Gründer Pichlmayr sei es das Ziel, 300 bis 400 Hackerinne­n in Österreich zu etablieren. Es gebe bereits einige vielverspr­echende Zukunftsho­ffnungen. Eine wird vielleicht im Oktober mit dem Nationalte­am nach Turin reisen. Doch das ist – im wahrsten Sinn des Wortes – eine andere Geschichte. Infos:

„Computerha­cken ist wie Rätsellöse­n“

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BILD: SN/SBA Stephanie Jakoubi

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