Salzburger Nachrichten

Friesacher macht seine Tankstelle­n zu Geld

Nach den Hofer-Diskonttan­kstellen verkauft der Salzburger auch die Lkw-Tankstelle­n an die OMV und setzt nun auf Zukäufe und Sanierungs­fälle.

- REGINA REITSAMER

Ein Vierteljah­rhundert nachdem Markus Friesacher in Anthering seine erste Tankstelle aufgesperr­t hat, zieht sich der Anifer Unternehme­r aus dem Geschäftsf­eld zurück. Seine neun AP-Tankstelle­n, großteils Lkw-Tankstelle­n entlang der stark frequentie­rten Transitrou­te in Salzburg und Tirol, gehen in den Besitz der OMV über. Ausständig ist noch die Zustimmung der Kartellbeh­örde.

Der Verkaufspr­eis bleibt geheim. Friesacher sagt aber, dass er im Tankstelle­ngeschäft zuletzt an die 300 Mill. Euro im Jahr umgesetzt habe. Laut Firmenbuch machte seine AP Trading 2022 einen Bilanzgewi­nn von knapp 30 Mill. Euro. Zur Gruppe zählen aber auch Beteiligun­gen an der Gmundner Keramik, der Metzgerei Großarler Genuss sowie Immobilien.

„Ich würd’ das als Erfolgsges­chichte bezeichnen“, sagt Friesacher selbstbewu­sst. „Schließlic­h hab ich 1999 mit einem Kredit von damals sieben Millionen Schilling meine erste Tankstelle eröffnet.“

Nach seiner Karriere als Formel-3Rennfahre­r –„Ich war der erste Motorsport­ler, der für Didi Mateschitz gefahren ist“– habe ihn Gerhard Berger eingeladen, sich seine gut laufende Tankstelle in Tirol anzuschaue­n. Ex-Formel-1-Pilot Berger war damals Stammgast im Anifer Nobelhotel und ein Freund seiner Eltern. So begann seine Karriere als Tankstelle­nbesitzer. Auf Anthering folgten bald weitere Stationen etwa am Walserberg oder in Flachau. Mit der Idee, Diskonttan­kstellen auf Hofer-Parkplätze­n umzusetzen, begann das rasante Wachstum.

2015 machte Friesacher seinen ersten Deal mit der OMV. Mit dabei war Signa-Gründer René Benko, der von Friesacher die Hälfte der Anteile erworben hatte. Die beiden verkauften die 66 Hofer-Tankstelle­n um 57 Mill. Euro an den Ölkonzern.

Zwar flossen 31 Mill. Euro in die Tilgung von Schulden, den Rest konnten sich Friesacher und Benko aber teilen. Friesacher wechselte dann als Senior Vice President ins Management der OMV, 2020 schied er wieder aus.

Sein Firmenimpe­rium, die MFGruppe in Anif, ist seither zügig gewachsen. 2018 kaufte er von seinem „Schul- und Kindergart­enfreund“Max Moy die defizitäre Traditions­manufaktur Gmundner Keramik. „Die letzten Jahre haben wir immer schwarze Zahlen geschriebe­n und wir haben noch Großes vor“, sagt Friesacher. 2018 übernahm er einen in die Pleite geschlitte­rten Metzgereib­etrieb im Großarltal, der Heimat seiner Mutter, wo er auch zwei Jagden besitzt. Mit Partnern formte er Großarler Genuss. Dass der laut

Friesacher zweitgrößt­e Metzgereib­etrieb Salzburgs samt Gastronomi­e zuletzt Verluste geschriebe­n habe, sei Corona geschuldet, so Friesacher. Ausgerechn­et als er 2020 aufsperrte, brach die Pandemie aus. Mangels Daten aus den Vorjahren habe er nicht um Staatshilf­en ansuchen können. Friesacher betont aber, dass man 2023 wieder eine „schwarze Null“geschafft habe. 2021 kam der Alpengasth­of Fageralm samt vier Hektar Landwirtsc­haft dazu. Daneben investiert Friesacher in Immobilien, hat aber auch eine Land- und Forstwirts­chaft in Kroatien und die Gmundner Lodge in Namibia.

Warum er das umsatzmäßi­g starke und ertragreic­he Tankstelle­ngeschäft verkauft hat? „Es war strategisc­h der beste Zeitpunkt“, sagt

Friesacher. Für die OMV, weil man an der wichtigen Transitrou­te künftig nicht nur Diesel, sondern auch Alternativ­en wie HVO-Kraftstoff­e aus Altöl und Pflanzenfe­tt sowie E-Stationen anbieten kann. Für Friesacher selbst, „weil es mir wahnsinnig Spaß macht, Betriebe zu übernehmen und zu sanieren“. Friesacher hat schon Kandidaten im Visier. Das aktuell schwierige Wirtschaft­sumfeld eröffne lukrative Geschäftsf­elder für die nächsten Jahre. Vorstellen kann sich der 49-Jährige vieles – etwa im Lebensmitt­elbereich. Auch in Immobilien will er weiter investiere­n. Dass der Tankstelle­nverkauf den Umsatz seiner Gruppe erheblich dezimiert, stört ihn nicht. „Umsatz ist ja nicht Gewinn. Und ein Kaufmann ist nur, wer kauft, aber auch verkauft.“

„Begonnen habe ich mit einem Kredit von sieben Millionen Schilling.“Markus Friesacher, Unternehme­r

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BILD: SN/SAM/MF WILDBILD Die Tankstelle­n in Anif, Anthering, Walserberg, Urstein 1 + 2, Flachau, Kufstein, Brixlegg und Loosdorf gehen an die OMV.

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