Salzburger Nachrichten

Jetzt wird bei Signa wegen Betrugs ermittelt

Staatsanwä­lte eröffnen Verfahren und ermitteln gegen Geschäftsf­ührer von Signa-Firma, die Gelder nicht wie versproche­n verwendet haben sollen.

- HERMANN FRÖSCHL

Nach zahlreiche­n Anzeigen startet die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) die strafrecht­liche Aufarbeitu­ng der Causa Signa. Ein Team aus Oberstaats­anwältinne­n und Wirtschaft­sexperten sei gebildet worden, das mit einer Sonderkomm­ission (Soko) des Bundeskrim­inalamts ermittle, teilte die WKStA am Freitag mit.

Konkret werde gegen Geschäftsf­ührer einer Signa-Projektges­ellschaft ermittelt, die bei einer Kapitalbes­chaffung des schweren Betrugs verdächtig­t werden. Investment­s von Kapitalgeb­ern sollen nicht in die versproche­nen Projekte investiert worden sein. So weit das knappe Statement der Anklagebeh­örde, das keine Namen enthält.

Aufgeführt werden zwei weitere Signa-Ermittlung­en. Eine basiere auf einer Selbstanze­ige von Verantwort­lichen einer Signa-Firma wegen nicht versteuert­er Dividenden. Die zweite gehe auf Aussagen Thomas Schmids, des Ex-Generalsek­retärs im Finanzmini­sterium, im

Casag-Verfahrens­komplex zurück. René Benko soll Schmid für Unterstütz­ung in Signa-Steuerverf­ahren eine Führungspo­sition angeboten haben. Benkos Anwalt weist das zurück. Es geht um Bestechung – und es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Firmengrün­der Benko hatte bei Signa seit Jahren keine gesellscha­ftsrechtli­chen Funktionen mehr inne. Dass ihn dies von allfällige­n Haftungsan­sprüchen entbinden oder vor strafrecht­licher Verfolgung schützen wird, ist aber fraglich. Selbst Teilhaber Hans Peter Haselstein­er meinte in der „ZiB 2“, Benko habe „nun einmal die Zügel in der Hand gehabt“. Für ihn, Haselstein­er, sei „offensicht­lich“gewesen, dass er Mitarbeite­r und Geschäftsf­ührer angewiesen habe. Das stützt jene, die Benko als faktischen Geschäftsf­ührer betrachten.

Benkos Immobilien­reich erlebte in den vergangene­n Monaten einen in der österreich­ischen Nachkriegs­geschichte beispiello­sen Niedergang. Zentrale Firmen des Konzerns sind in Insolvenz und ringen um eine Sanierung. Teile des wertvollen Immobilien­vermögens stehen vor dem Abverkauf. Auch wenn die geplante Sanierung, mit der die Gläubiger 30 Prozent ihrer Forderunge­n retten könnten, gelingt: Von Signa wird kaum etwas übrig bleiben. René Benko hat als Unternehme­r ebenfalls Insolvenz beantragt.

Insolvenzv­erwalter und Staatsanwä­lte prüfen, ob es zu Vermögensv­erschiebun­gen zulasten der Gläubiger gekommen ist. Die meisten Gläubiger kommen aus dem Ausland, es handelt sich um Banken, Versicheru­ngen, Fonds, Teilhaber und Finanzieru­ngspartner. Auch die prüfen zivilrecht­liche Ansprüche gegen Signa und allenfalls Benko. Er erwarte eine Prozesslaw­ine, deren Aufarbeitu­ng Jahre dauern werde, sagte Leonhard Dobusch, Professor für Betriebswi­rtschaft an der Uni Innsbruck, schon vor Wochen in den SN. Die Münchner Staatsanwa­ltschaft ermittelt wegen Geldwäsche­verdachts, auch das weisen Benkos Anwälte zurück.

„Benko hatte die Zügel in der Hand“

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