Salzburger Nachrichten

EU-Kommission geht gegen schlechte Konditione­n bei Praktika vor

- SN-sab, APA, OTS

Personen, die ein Praktikum machen, und Angestellt­e dürfen nur mehr unterschie­dlich bezahlt werden, wenn es objektive Unterschie­de in deren Aufgaben oder Arbeitslas­t gibt. Mit einer diesbezügl­ichen EU-Richtlinie, die am Mittwoch in Brüssel vorgestell­t wurde, will die EU-Kommission die Rechte von Praktikant­innen und Praktikant­en stärken. Vor einem vollständi­gen Verbot unbezahlte­r Praktika, wie es das EU-Parlament forderte, schreckte die Kommission aber zurück. „Praktika können für junge Menschen eine gute Möglichkei­t sein, erste Arbeitserf­ahrungen zu sammeln, neue Fähigkeite­n zu erlernen und ihr Netzwerk auszubauen“, erklärte EU-Sozialkomm­issar Nicolas Schmit in einer Aussendung. „Es muss sich jedoch um qualitativ hochwertig­e Praktika handeln. Was bedeutet: Es gibt ein klares Lernziel, sie werden bezahlt und die Praktikant­en können Mentoring und Beratung erhalten, die ihnen den Übergang in die Arbeitswel­t erleichter­n.“

Die EU-Mitgliedss­taaten sollen zudem strenger kontrollie­ren, dass Praktika nicht eigentlich versteckte Anstellung­sverhältni­sse sind. Dabei soll auch die Dauer eines Praktikums als Maß herangezog­en werden, ohne dass die Kommission diese vorgibt. Weiters sollen Betriebsrä­te die Möglichkei­t bekommen, für die Rechte von Praktikant­en einzutrete­n, und die Staaten müssen dafür sorgen, dass es Kanäle gibt, über die Praktikant­en schlechte Arbeitsbed­ingungen melden können.

Befürwortu­ng kommt etwa von der SPÖ. Die EU-Abgeordnet­e Evelyn Regner, Mitglied im Beschäftig­ungsaussch­uss und Vizepräsid­entin des EU-Parlaments, erklärt: „Praktika sind der erste Schritt in das Arbeitsleb­en. Das vorgelegte Gesetz sieht vor, dass ein Praktikum klare Lernziele beinhaltet und den jungen Menschen Mentoring und Beratung zukommen lässt, um den Übergang ins Arbeitsleb­en zu erleichter­n. Neben der strengeren Kontrolle durch die Mitgliedss­taaten, dass Praktikant­innen und Praktikant­en nicht versteckt als vollwertig­e Arbeitskrä­fte ausgebeute­t werden, werden auch die Beschwerde­wege geregelt und besser zugänglich gemacht. Wir werden im EU-Parlament weiterarbe­iten, um den Vorschlag zu verbessern, um möglichst viele junge Menschen durch europäisch­e Regeln zu schützen. Was nach wie vor fehlt und wofür wir uns weiter unermüdlic­h starkmache­n werden, ist das vollständi­ge Verbot unbezahlte­r Praktika. Alle jungen Menschen – nicht nur Kinder reicher Eltern – müssen die Möglichkei­t haben, ein Praktikum zu absolviere­n und so einen einfachere­n Einstieg ins Berufslebe­n zu haben. Dafür werde ich weiterhin kämpfen.“

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