Salzburger Nachrichten

Der Markt geriet 2023 in Bewegung

Die Transaktio­nen gingen zurück. Die Preise selbst in der Stadt auch. Doch es gab im Vorjahr dennoch auch Steigerung­en, etwa bei Neubauwohn­ungen.

- BERNHARD SCHREGLMAN­N BILD: SN/BERNHARD SCHREGLMAN­N

ückgänge in fast allen Kategorien, Preisanpas­sungen und Finanzieru­ngsschwier­igkeiten von potenziell­en Kunden, das Jahr 2023 war kein einfaches für die Immobilien­branche in Salzburg. Das geht auch aus der neuesten Analyse der Grundbuchd­aten am Bezirksger­icht Salzburg durch die Immobilien­kanzlei Hölzl & Hubner hervor. „Die Tendenz war abzusehen, aber das Ausmaß habe ich nicht geglaubt, weil das erste Halbjahr 2023 noch gut gelaufen ist“, sagt Geschäftsf­ührer Wolfgang Maislinger.

Die Analyse, die den SN exklusiv vorliegt, zeigt, dass die Zahl aller im Grundbuch eingetrage­nen Immobilien­transaktio­nen am Bezirksger­icht Salzburg – das umfasst die Stadt Salzburg und einige umgebende Gemeinden – um 28,7 Prozent (oder 876 Kaufverträ­ge) auf 2181 zurückgega­ngen ist. Schon 2022 sank die Zahl der Transaktio­nen um 14,9 Prozent. „Das ist ein Minus von fast 40 Prozent innerhalb von zwei Jahren“, rechnet Maislinger vor. Der bisherige Höchststan­d 2021 lag bei etwas mehr als 3500 Transaktio­nen.

Damit sank auch das Transaktio­nsvolumen, zwar nicht so stark wie die Zahl der Kaufverträ­ge aber immerhin auch um 18,1 Prozent, nach minus 4,4 Prozent im Jahr zuvor. In absoluten Zahlen bedeutet das ein Umsatzvolu­men im Jahr 2023 von 1,1 Mrd. Euro. Von 2012 auf 2021 hatte sich das Umsatzvolu­men noch von 571 Mill Euro auf 1,4 Mrd. Euro erhöht. Maislinger: „Das Volumen lag nun etwa auf dem Niveau von 2019.“

Blickt man nun auf die einzelnen Sektoren, ergibt sich ein durchaus gemischtes Bild. Einer der Gründe für die hohen Immobilien­preise in Salzburg sind die hohen Grundstück­skosten. Auch hier kam es zu einer Bremse. Insgesamt wurden im Vorjahr 160 Grundstück­e verkauft, das ist ein Minus von 35,48 Prozent, davon sind 61 (minus

34,4 Prozent) Baugrundst­ücke, 42 (minus 30 Prozent) davon in der Stadt Salzburg. Die Gesamtfläc­he dieser Grundstück­e im Stadtgebie­t stieg allerdings von rund 70.100 auf 98.700 Quadratmet­er. Das hat allerdings einen triftigen Grund: Der Verkauf der sogenannte­n Stieglgrün­de in Maxglan wies allein fast 50.000 Quadratmet­er auf und verzerrt deshalb die Statistik. Ohne die Stieglgrün­de wäre auch die Gesamtfläc­he aller Grundstück­e am Bezirksger­icht rückläufig gewesen.

„Es kommen keine neuen Flächen dazu“, betont Maislinger in Hinblick auf die Grünlandde­klaration in der Stadt Salzburg: „Es kommt zwar eine Infrastruk­turabgabe, das wird aber auch keinen Verkaufsbo­om auslösen.“Denn viele gewidmete, aber unbebaute Grundstück­e eignen sich kaum für modernen Wohnbau.

Die Preise für Grundstück­e stiegen im Durchschni­tt um 7,4 Prozent auf 1365 Euro pro Quadratmet­er. Im Hochpreiss­egment sind die Quadratmet­erpreise um 2,75 Prozent auf 1705 Euro gesunken, im Niedrigpre­issegment sind sie hingegen von 633 auf 753 Euro gestiegen. „Die günstigen Lagen haben angezogen, die teuren nachgelass­en“, resümiert der Experte: „Interessen­ten in den Spitzenlag­en schauen sich hingegen genau an, ob der Preis tatsächlic­h gerechtfer­tigt ist.“Diese Lagen sind wie immer in Aigen, Morzg, Anif und Nonntal.

Gestiegen sind auch die Wohnungspr­eise. Insgesamt wurden am Bezirksger­icht 2023 1144 Wohnungen (minus 24 Prozent) grundbüche­rlich eingetrage­n, drei davon im Baurecht. Der Rest teilt sich auf in 232 Neubauund 909 Bestandswo­hnungen. Zum Vergleich: 2017 wurden 805 Neubau- und 1312 Bestandswo­hnungen verkauft. Der durchschni­ttliche Quadratmet­erpreis lag im Vorjahr im Neubau bei 7875 Euro (2022: 7070 Euro oder plus 11,4 Prozent), im Bestand bei 5129 Euro (2022: 5172 Euro). Eine Wohnung im Baurecht kostete übrigens 7106 Euro.

Maislinger: „Dass weniger Wohnungen verkauft wurden, liegt auch an der Finanzieru­ng, wo gerade Interessen­ten aus dem günstigen Segment Probleme hatten. Bei teuren Wohnungen ist das anders, das ist eine andere Käuferschi­cht.“Diese schaue sich auch eher im Neubaubere­ich um. „Das sind meist kleine, exklusive Projekte, wo der Preis weniger eine Rolle spielt als die Frage der Lage oder der Planung. Da muss alles perfekt sein.“Bei den Käufern handle es sich auch oft um „Heimkehrer“, die nach einer langen, erfolgreic­hen Karriere in der Ferne nun nach Salzburg zurückkehr­en. „Die Babyboomer gehen in Pension“, betont Maislinger.

Dass auch bei den Bestandswo­hnungen preislich durchaus Ausreißer nach oben dabei sind, begründet der Experte damit, dass junge Käufer von Neubauwohn­ungen sich auch schnell wieder von diesen trennen, etwa wenn es berufliche oder private Veränderun­gen gibt. Während solche Spitzen im Neubau etwa in Morzg mehr als 21.000 Euro erreichen, liegen die Bestandssp­itzenpreis­e mit 14.500 Euro gar nicht so viel darunter.

2023 wurden 175 Häuser verkauft, das ist ein Rückgang von 26 Prozent. Von den 175 Häusern wurden 70 (40 Prozent) um mehr als eine Million Euro verkauft, der durchschni­ttliche Preis lag bei 1,2 Mill Euro.

Die aktuellen Entwicklun­gen auf dem Immobilien­markt schlagen sich auch in dem seit Jahrzehnte­n von Hölzl & Hubner errechnete­n Salzburger Immobilien-Index (SIX) nieder. Dieser ging im Vorjahr auf 792 Punkte zurück, das ist ein Minus von fünf Prozent. Dass der Rückgang nicht höher ausfällt, liegt daran, dass die durchschni­ttlichen Preise bei Bauland und bei Neubauwohn­ungen nach wie vor gestiegen sind.

Bei den Wohnungskä­ufern sind viele Heimkehrer nach Salzburg dabei.

Wolfgang Maislinger, Hölzl & Hubner

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BILD: SN/SPECTRAL-DESIGN - STOCK.ADOBE.COM Salzburgs Immobilien­markt erlebte einen Rückgang.

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