Salzburger Nachrichten

Noch einmal gut gegangen

Der Wahlsieg Auingers verschafft Andreas Babler Spielraum. Doch der Achtungser­folg einer Partei, die links von der SPÖ nach Stimmen fischt, muss der Sozialdemo­kratie zu denken geben.

- ANDREAS KOLLER

Nicht nur Bernhard Auinger, auch Andreas Babler kann aufatmen. Die erste bedeutsame Wahl unter seiner Parteiobma­nnschaft endete nicht mit einer Blamage, sondern einem Erfolg: Bürgermeis­tersessel in Salzburg von der ÖVP zurückerob­ert, den dunkelrote­n Konkurrent­en auf Distanz gehalten, Landeshaup­tstadt umgefärbt. Und der Schönheits­fehler, dass die SPÖ bei der Gemeindera­tswahl vor zwei Wochen das schlechtes­te Ergebnis der Salzburger Stadtgesch­ichte eingefahre­n hat, ist längt vergessen.

Freilich war es nur ein halber Befreiungs­schlag für den SPÖVorsitz­enden. Dass mit der KPÖplus eine Partei links von der SPÖ so erfolgreic­h nach Stimmen fischen konnte, muss ein Alarmsigna­l sein für die Sozialdemo­kraten. Dabei bemüht sich Babler so sehr um die Stimmen der Linken, dass es sogar schon den roten Gewerkscha­ftern, denen an einer intakten Gesprächsb­asis

zur Wirtschaft gelegen ist, zu viel wird. Erst in der vergangene­n Woche hatte Babler in einer Rede bei einer Veranstalt­ung der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin einen 20-Milliarden-Fonds vorgeschla­gen, mit dem die Transforma­tion der Wirtschaft in Richtung Emissionsn­eutralität und Klimafreun­dlichkeit finanziert werden soll. Und zwar sollen diese Milliarden nicht als Zuschüsse und Förderunge­n fließen, vielmehr solle sich der

Staat mit dem Geld an den Unternehme­n beteiligen. Auf diese Art würde das Geld im Fall, dass der Transforma­tionsproze­ss gelinge, wieder an den Staat zurückflie­ßen, argumentie­rte Babler in der ORF„Pressestun­de“am Sonntag.

Es würde sich bei diesem Modell um eine Abkehr der Wirtschaft­spolitik der vergangene­n Jahrzehnte handeln. Doch wirklich revolution­är innerhalb der Sozialdemo­kratie ist Bablers Ansatz nicht: Ausgerechn­et

unter seinem Rivalen Hans Peter Doskozil hat sich das Land Burgenland in den vergangene­n Jahren an etlichen örtlichen und regionalen Unternehmu­ngen beteiligt und den Einfluss der öffentlich­en Hand deutlich ausgedehnt.

Bemerkensw­ert (und mutig) ist es, dass Babler beim Thema Migration und Sicherheit seiner sanften Linie treu bleibt. Die aus Wiener Problemzon­en gemeldeten Verbrechen der jüngsten Zeit führt der SPÖ-Chef in seiner „Pressestun­de“auf die verfehlte Integratio­nspolitik zurück, derer sich die ÖVP in den vergangene­n 20 Jahren schuldig gemacht habe. Der Forderung nach einer Asylobergr­enze, wie sie seine Parteifreu­nde Doskozil und Dornauer erhoben haben, erteilte er eine Absage. Und auch eine Senkung des Alters für die Strafmündi­gkeit ist für Babler „kein Thema“. Kurzum: Anders als FPÖ, ÖVP und Teile der SPÖ widersteht Babler der Versuchung, aus der Kriminalit­ätsentwick­lung einen Wahlkampfs­chlager zu machen. Ob diese Zurückhalt­ung am Wahltag Früchte tragen wird, ist eine spannende Frage.

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BILD: SN/APA/EXPA/JOHANN GRODER Atempause für Andreas Babler.

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