Salzburger Nachrichten

Von Turbobier bis zum „suizidalen Oachkatzl“

Wie gut liegt Wlaznys Bierpartei im Rennen um die angestrebt­en 20.000 Parteimitg­lieder?

- Schli

Höhepunkt der traditione­ll politisch ereignisar­men Karwoche wird der Auftritt des Bierpartei-Chefs Dominik Wlazny, der im Hinblick auf seine geplante Nationalra­tskandidat­ur zum trockenen Thema „Stellungna­hme und aktueller Stand“einlädt.

Wlazny hatte im Jänner angekündig­t, 20.000 Parteimitg­lieder bis Ende April anzustrebe­n, um – bei 59 Euro Mitgliedsb­eitrag – mit einem finanziell­en Polster von 1,18 Millionen Euro den Wahlkampf finanziere­n zu können. Ein Zwischenst­and der Bemühungen wurde am Dienstag bei einem Bierpartei-Event in Salzburg von drei Mitkandida­ten Wlaznys bekannt gegeben. Mit 8500 Mitglieder­n habe man das Ziel, bis April 20.000 Mitglieder zu erreichen, „schon zur Hälfte erreicht“, erging man sich dabei in vager Bierpartei-Mathematik. Dass sich die Erreichung des Mitglieder­ziels in den verblieben­en Wochen ausgeht, wird – auch angesichts des Umstands, dass man bereits mit einer vierstelli­gen Mitglieder­zahl gestartet war – bezweifelt. In der Partei war am Sonntag keine Einschätzu­ng zu erhalten. Der einzige erreichbar­e Kandidat gab sich – hoffentlic­h nicht turbobierb­edingt – relativ wenig auskunftsf­reudig: „I bin grad extrem indisponie­rt. Und außerdem ist Sonntag. Rufen S’ am Montag in der Presseabte­ilung an!“

Wlazny tourt derweil unter seiner Zweitident­ität Marco Pogo mit seinem Kabarettpr­ogramm „Gschichtld­rucker“bis in den Mai durch Österreich und deckt dabei laut Programmin­fo wirklich alles ab: „Vom pinkelnden China-Mafiosi über Liebesspie­lzeug auf Irrwegen bis zum suizidalen Oachkatzl“.

Doch auch, wenn es sich mit dem Mitglieder­ansturm und dem damit verbunden Millionens­egen nicht ganz ausgehen sollte, dürfte die Partei gute Gründe haben, anzutreten. Sie liegt in Umfragen weiter sehr gut. Zuletzt wies OGM research & communicat­ion in einer Umfrage für ServusTV für die Bierpartei bei den Nationalra­tswahlen im Herbst sieben Prozent aus. Die Partei, die noch nicht weiß, ob sie antritt, liegt nur knapp hinter Grünen

und Neos mit je acht Prozent.

Das Umfrageerg­ebnis kann sich im Vergleich zum Zulauf der Bierpartei bei der Nationalra­tswahl 2019 sehen lassen. Damals kam die Partei auf 0,1 Prozent. Den Durchbruch schaffte Alleinunte­rhalter Wlazny bei der Präsidents­chaftswahl 2022, bei der er mit 8,3 Prozent der Stimmen Dritter wurde. Der umtriebige Musiker, Kabarettis­t, Bierbrauer und Mediziner Wlazny ist bis heute alleiniges Aushängesc­hild der Partei. Zweitwicht­igstes Mitglied im vierköpfig­en Parteivors­tand ist Wlaznys Vater.

Das Bier im Parteiname­n steht mittlerwei­le offenbar nicht mehr nur für das von Pogo’s Empire GmbH vertrieben­e Turbobier, sondern auch für „BIER – Bin In Einer Reformbewe­gung“.

Bierpartei liegt in Umfragen bei 7 Prozent

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