Das Finale hatte nicht nur Salz in der Suppe
Das Weltcupfinale ist geschlagen, der letzte Test für die Ski-WM bestanden. Wir beurteilen, was gut lief und wo noch Aufholbedarf besteht.
Saalbachs Pistenteam um Fritz Steger hat in den letzten zwei Wochen Wunderdinge vollbracht, echte Wunder schafften aber auch sie nicht: So musste die letzte Herrenabfahrt der Saison am Sonntag wegen Schneefalls und Winds abgesagt werden. „Es tut mir leid für euch, aber ihr habt hervorragend gearbeitet“, meinte Renndirektor Markus Waldner, der sich auch gewundert hat, dass die Streckenarbeiter sogar in der Nacht in der Bergstation auf Bänken geschlafen haben. Was sonst noch gut und schlecht lief zehn Monate vor der Ski-WM.
Odermatt: Am Ende siegte er sogar, ohne zu fahren: Nach der Abfahrtsabsage ging auch die Abfahrtskugel an den 26-jährigen Schweizer. Vier Kugeln (Gesamt, Abfahrt, Super G, Riesentorlauf) in einer Saison haben bisher nur Hermann Maier und Pirmin Zurbriggen geholt. In dieser Liga ist Odermatt jetzt angekommen. Aber: Der bis dato unerreichte 14. Saisonsieg gelang auch ihm nicht.
Hütter und die Speed-Damen: Die Steirerin ist das Gesicht der SpeedDamen, der Rest braucht sich aber nicht zu verstecken: 14 Podestplätze, die Abfahrtskugel (durch Hütter) und der Sieg in der Teamwertung der Damen machen richtig Vorfreude auf die Heim-WM.
Roland Assinger: Österreichs Damen-Cheftrainer hauchte dem Damenteam neuen Spirit ein. Wenn man sah, mit welchem Ehrgeiz er sich bis zum letzten Rennen in sein persönliches Ziel, den Gewinn der Teamwertung, verbissen hat und wie er dann die Party gestartet hat, dann kann man nur sagen: Der ÖSV braucht mehr von dem Schlag.
Infrastruktur:
Viel wird im Spitzensport über Nachhaltigkeit gesprochen, selten wird das umgesetzt.
Hier darf Saalbach als Vorbild gelten: Man nutzt bestehende Strukturen und Pisten. Selbst das Medienzentrum findet in den Tennishallen Platz. So sollten Großereignisse vergeben werden.
Salz: Selbst im Weltcup heiß umstritten, doch anscheinend ein Wundermittel. Der massive Einsatz von Salz (um die Feuchtigkeit in der Strecke zu binden) rettete die Pisten beim Finale. Aber es ist wie in der Küche: Hauptsache, man weiß, wie man es einsetzt.
WM-Quartiere: Eine Ski-WM in der Hauptsaison im Februar und parallel zu den Semesterferien zu machen ist auch in einer Region mit 20.000 Gästebetten wie im Glemmtal
eine Herausforderung. Auf die jeder anders reagiert: Jene Goldgräber, die für die WM Zimmerpreise von bis zu 600 Euro pro Nacht ausrufen, bringen die gesamte Branche nachhaltig in Verruf.
Schweizer Teamgeist:
Es ist schon kurios: Da gewinnt die Schweiz heuer fast alles – und doch hängt der Haussegen schief. Im Zentrum wie so oft Lara Gut-Behrami, deren persönlicher Betreuer ab Sommer von SwissSki zu Odermatt versetzt wird. Ein Foul, doch das Revanchefoul ließ nicht auf sich warten: Gut-Behrami reiste Samstag aus Saalbach ab, verweigerte ein gemeinsames Bild mit Odermatt und den Kristallkugeln. Ein GAU für Swiss-Ski.
Der Drive im ÖSV: Der ist in den letzten Jahren schleichend abhandengekommen. Zu oft gibt man sich mit Mittelmaß zufrieden, zu oft wird erst zu Tode analysiert und dann werden doch nicht die richtigen Konsequenzen gezogen. Das gilt für die Dauerbaustellen Nachwuchs, Riesentorlauf und langsam auch für Österreichs Abfahrtsteam, in dem sich selbst Leader Vincent Kriechmayr mehr interne Konkurrenz wünscht. Aber die frechen Youngsters gibt es nicht mehr. Wo sollen sie auch herkommen, wenn man mit 25 Jahren im ÖSV noch als Zukunftsaktie gilt. Wir wollen nicht die Zeiten der egozentrischen Einzelkämpfer Maier, Hirscher und Eberharter glorifizieren – aber: Ein bisschen von deren Drive könnte man gut vertragen.