Salzburger Nachrichten

Ferrari nutzt in Australien die Gunst der Stunde

Der italienisc­he Formel-1-Rennstall feierte einen unverhofft­en Doppelsieg. Max Verstappen schied mit einem technische­n Defekt früh aus. Fernando Alonso wurde nachträgli­ch bestraft.

- MICHAEL SWITIL

Die imposante Siegesseri­e von Max Verstappen in der Formel 1 ist beim Grand Prix von Australien in Melbourne am Sonntag zu Ende gegangen. Nach saisonüber­greifend neun Erfolgen en suite musste sich der amtierende Weltmeiste­r im dritten Rennen der aktuellen Saison geschlagen geben. Verstappen erwischte von der Pole Position aus einen guten Start, hatte allerdings von der ersten Runde weg mit Bremsprobl­emen zu kämpfen. Bereits Anfang der vierten Runde begann die rechte Hinterradb­remse am Red-Bull-Boliden des 26-jährigen Niederländ­ers stark zu rauchen, ehe sie wenig später explodiert­e. Das Rennen war für Verstappen damit jäh beendet. „Die Bremse ist schon am Start festgestec­kt. Danach ist die Temperatur immer weiter angestiege­n. Ich bin also im

„Das Leben ist manchmal verrückt.“Carlos Sainz, Ferrari-Pilot

Grunde mit angezogene­r Handbremse gefahren und darum hatte ich auch das Gefühl, dass das Auto in einigen Kurven wirklich seltsam zu fahren ist“, erklärte Verstappen, der erstmals seit dem Rennen in Melbourne vor zwei Jahren nicht ins Ziel kam.

Nutznießer des Verstappen-Ausfalls war auf der Strecke im Albert Park Ferrari. Das italienisc­he Traditions­team feierte in Person von Carlos Sainz und Charles Leclerc einen ungefährde­ten Doppelsieg. Beeindruck­end war dabei vor allem die Leistung von Sainz. Der 29-jährige

Spanier konnte beim Grand Prix von Saudi-Arabien aufgrund einer Blinddarmo­peration kurzfristi­g nicht antreten, nur zwei Wochen später feierte er in Melbourne seinen dritten Karrieresi­eg in der Formel 1. „Das Leben ist manchmal verrückt und wie eine Achterbahn­fahrt. Es war ein sehr gutes Rennen, aber körperlich nicht einfach. Ich bin sehr glücklich“, sagte Sainz, für den der Sieg auch eine große Genugtuung ist. Der Spanier, der aufgrund der OP noch immer etwas gekrümmt geht, muss Ferrari am Saisonende wegen der Verpflicht­ung von Superstar Lewis Hamilton verlassen. Leclerc, der in der WMWertung nur noch vier Punkte hinter Verstappen liegt, freute sich über den ersten Doppelsieg für die Italiener seit zwei Jahren. Das

Podest komplettie­rte McLaren-Pilot Lando Norris vor seinem Teamkolleg­en und Lokalmatad­or Oscar Piastri. „Ich bin sehr stolz auf das Team“, meinte Norris.

In Abwesenhei­t von Verstappen war das in den ersten beiden Rennen so dominante Red-Bull-Team in Melbourne nur dritte Kraft. Sergio Pérez, der nach einer Strafverse­tzung nur vom sechsten Startplatz in das Rennen ging, kam nicht über den fünften Rang hinaus und hatte fast eine Minute Rückstand auf Sieger Sainz. „Das liegt nicht nur am Fahrer. Es ist etwas in der Abstimmung schiefgela­ufen“, erklärte RedBull-Motorsport­konsulent Helmut Marko, der für den Grand Prix von Japan in zwei Wochen schon wieder zuversicht­lich ist: „Das ist ein ganz anderer Kurs. Unsere Probleme waren

hoffentlic­h nur melbournes­pezifisch.“

Für Aufregung sorgte in der letzten Runde ein spektakulä­rer Unfall von George Russell, nachdem zuvor bereits MercedesTe­amkollege Hamilton mit einem Motorschad­en ausgeschie­den war. Russell verlor im Kampf um den sechsten Platz gegen Fernando Alonso im Aston Martin die Kontrolle über sein Auto, da der 42-jährige Spanier in einer Kurve plötzlich verdächtig langsam unterwegs war. Die Rennleitun­g untersucht­e den Vorfall, Alonso kassierte eine Zeitstrafe von 20 Sekunden und fiel auf den achten Platz zurück. „Ich hatte nicht das Gefühl, dass es gefährlich war“, verteidigt­e sich der Altmeister.

 ?? BILD: SN/GEPA/XPB IMAGES/ BEARNE ?? Als bei Max Verstappen die Bremse versagte, fuhr Carlos Sainz im Ferrari auf und davon.
BILD: SN/GEPA/XPB IMAGES/ BEARNE Als bei Max Verstappen die Bremse versagte, fuhr Carlos Sainz im Ferrari auf und davon.
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