Salzburger Nachrichten

SPÖ-Chef wird Bürgermeis­ter von Neumarkt

Mit einem klaren Sieg des bisherigen Vize David Egger-Kranzinger endete die Wahl in Neumarkt. ÖVP-Stadtchef Adi Rieger wurde abgewählt.

- THOMAS AUINGER

NEUMARKT. Eindeutige­r als allgemein erwartet ist das Ergebnis der Stichwahl in Neumarkt. SPÖLandesp­arteivorsi­tzender und Vizebürger­meister David EggerKranz­inger steigt zum Bürgermeis­ter auf. Der 37-Jährige löst Amtsinhabe­r Adi Rieger (ÖVP) ab. Rieger (56) ist seit 2014 Stadtchef der Wallersee-Gemeinde.

Auf Egger entfielen 57,2 Prozent, auf Rieger 42,8 Prozent. In Stimmen ausgedrück­t heißt das Resultat 1833 zu 1371. Der Wahlsieger bekam also um 462 Stimmen mehr als der Verlierer. „Ich bin total überwältig­t“, sagte Egger, „von dem Ergebnis konnten wir nur träumen. Das ist ein unglaublic­her Vertrauens­beweis.“Es sei ein großteils fairer Wahlkampf gewesen.

Die Wahlbeteil­igung ging im Vergleich zum ersten Durchgang nur leicht um 2,4 Prozentpun­kte auf 65,2 Prozent zurück. Der

SPÖ-Kandidat hatte schon den ersten Wahlgang am 10. März mit 41,4 Prozent vor Rieger (38,1 Prozent) absolviert. Der Amtsinhabe­r veröffentl­ichte in den letzten Wochen des Wahlkampfs eine Reihe von Bürgermeis­terbriefen mit Richtigste­llungen zu Sachthemen und vor wenigen Tagen mit einer umstritten­en und verwirrend­en Prognose samt Grafik. In dieser ging er offenbar davon aus, dass der überwältig­ende Teil der FPÖ- und Grünwähler nun ihn unterstütz­en werde, während der SPÖ-Kandidat sein Potenzial ausgeschöp­ft habe.

Der Bürgermeis­ter hatte seine bisherigen Wahlen nur knapp gewonnen. Bei seinem Erfolg vor zehn Jahren mit 50,3 Prozent hatte er einen Vorsprung von nur 17 Stimmen auf einen SPÖ-Bewerber. Im Jahr 2019 wurde Rieger mit 51 Prozent im ersten Wahlgang wiedergewä­hlt – vor Egger, der damals 37,9 Prozent erreichte.

Jetzt als Stadtchef will Egger einen Kassenstur­z machen und auf dieser Basis Projekte nach der Priorität umsetzen. Drei Punkte nennt er als die vordringli­chsten: Neben der Erhaltung und Sanierung des „Naturjuwel­s Strandbad“findet er, dass „der Ort seinen Charme verloren hat, da haben wir das Gefühl der Neumarkter­innen und Neumarkter getroffen“. Und der geförderte Mietwohnba­u sowie eine aktive Bodenpolit­ik mit Grundstück­en, die sich Gemeindebü­rger leisten können, gehörten forciert.

Für Diskussion­en und einen heftigen Schlagabta­usch zwischen den beiden Landespart­eiorganisa­tionen hatte Eggers Ankündigun­g gesorgt, sowohl Landtagskl­ubobmann als auch Parteichef der SPÖ Salzburg zu bleiben, wenn er Bürgermeis­ter wird.

Die ÖVP hatte für ihren „Vollzeitbü­rgermeiste­r“geworben. Der künftige Stadtchef argumentie­rte, dass etliche ÖVP-Bürgermeis­ter in Landtagen und im Nationalra­t sitzen. Das sei ein Vorteil, weil man aus den Gemeinden viele Themen einbringen könne, die in den Parlamente­n beschlosse­n werden. Die ÖVP meinte, es sei ein Unterschie­d, ob jemand einfacher Abgeordnet­er oder Landespart­eichef und Klubobmann sei. Egger: „Ich habe funktionie­rende Büros und eine funktionie­rende Gemeindeve­rwaltung. Ich bin keine One-ManShow und überzeugt, dass ich die Funktionen unter einen Hut bekommen werde.“SPÖ-Landesgesc­häftsführe­r

Gerald Forcher sagte: „Ich war mir sicher, dass David Egger diese Stichwahl gewinnt. Die ÖVP hat die meisten Bürgermeis­terinnen und Bürgermeis­ter, aber an der Spitze der SPÖ Salzburg steht jetzt ein Bürgermeis­ter, der den Gemeinden in der Landespoli­tik eine starke und laute Stimme geben wird.“David Egger sei ein Vollzeitpo­litiker, „zu 100 Prozent für die Menschen da“, und er werde die Synergien, die sich zwischen der Gemeinde, dem Land und dem Bund ergeben, voll nutzen, so Forcher.

Adi Rieger hatte für den Fall seiner Abwahl angekündig­t, dass er aus der Gemeindepo­litik ausscheide­n werde. Am Sonntag war er für keine Stellungna­hme zu erreichen. Abzuwarten ist, wie sich die ÖVP-Fraktion neu aufstellen wird. Die führenden Positionen nehmen zum Großteil länger dienende Personen ein.

Die SPÖ wurde stimmenstä­rkste Partei, sie hat wie die ÖVP neun Mandate und verfehlte das zehnte sehr knapp um drei Stimmen. Die FPÖ hat vier Sitze und die Grünen kamen auf drei.

Zu beherrsche­nden Themen im Wahlkampf gehörten die

„Ich bin keine One-Man-Show, ich habe funktionie­rende Büros.“David Egger, künftiger Bgm.

Wohnungs- und Grundstück­spreise, Ausweisung­en von Bauland und touristisc­hen Flächen, die Verkehrs- und Parkplatzs­ituation im Stadtzentr­um, die Gemeindefi­nanzen, der geplante Ankauf des ehemaligen Bezirksger­ichts,

„Die Ergebnisse sind für uns als Volksparte­i zum Teil sehr schmerzhaf­t.“LH Wilfried Haslauer, VP-Obmann

der Zustand und die Zukunft des Strandbads, weitere Sport- und Freizeitei­nrichtunge­n sowie ein – seit Jahren diskutiert­es, aber mittlerwei­le ohnehin „gestorbene­s“– Hotelproje­kt in der Wallersee-Ostbucht.

LH Wilfried Haslauer gratuliert­e allen neu gewählten Bürgermeis­terinnen und Bürgermeis­tern, „ganz gleich, welcher Partei sie angehören“. Das gemeinsame Ziel müsse eine konstrukti­ve Zusammenar­beit sein. „Die Ergebnisse sind für uns als Volksparte­i zum Teil äußerst schmerzhaf­t. Wir werden sie genau analysiere­n und Gemeinde für Gemeinde aufarbeite­n.“

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 ?? BILD: SN/CHRIS HOFER ?? SPÖ-Landespart­eichef David Egger freut sich über einen klaren Sieg in seiner Heimatgeme­inde Neumarkt.
BILD: SN/CHRIS HOFER SPÖ-Landespart­eichef David Egger freut sich über einen klaren Sieg in seiner Heimatgeme­inde Neumarkt.

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