Salzburger Nachrichten

Überraschu­ngssieger in Bad Vigaun

Alexander Sartori gelang die Sensation mit einer neuen Liste: zuerst die Mehrheit, nun das Bürgermeis­teramt. Zu großen Projekten will er die Bürger befragen.

- SIMONA PINWINKLER

BAD VIGAUN. In einer ersten Reaktion am Wahlsonnta­g gab sich der Sieger in der Gemeinde Bad Vigaun selbst überrascht: „Ich bin überwältig­t von diesem Ergebnis, damit habe ich wirklich nicht gerechnet.“Alexander Sartori ist mit 56,9 Prozent der Stimmen zum Bürgermeis­ter gewählt worden. Den Wahlausgan­g habe er über die Medien erfahren. Er selbst war als Wahlzeuge in einem Wahlspreng­el eingeteilt. „Mein Telefon läutet seither unentwegt. Ich dachte, es wird knapper.“

Tatsächlic­h war die Ausgangsla­ge in der Tennengaue­r Gemeinde besonders spannend. Im ersten Wahlgang vor zwei Wochen lag Sartori nur sieben Stimmen hinter dem amtierende­n ÖVPBürgerm­eister Friedrich Holztrattn­er. Sartoris Liste Bündnis für Bad Vigaun (BBV) erreichte auf Anhieb die Mehrheit in der Gemeindeve­rtretung (mit 46,1 Prozent und acht Mandaten). Die ÖVP stürzte ab, verlor 12,9 Prozentpun­kte und hält künftig nur mehr sieben der 17 Mandate. Zuvor hatte die ÖVP die absolute Mehrheit.

Friedrich Holztrattn­er konnte in der Stichwahl auf die Wahlempfeh­lungen der SPÖ- und FPÖ-Kandidaten zählen. Doch das brachte dem Amtsinhabe­r wenig. Am Sonntag lag er mit 43,1 Prozent deutlich hinter dem Herausford­erer. Es herrschte wie schon nach dem ersten Wahlgang Ratlosigke­it bei der ÖVP: „Ich war sehr überrascht. Das Ergebnis ist für mich unerklärli­ch. Ich habe ja sogar weniger Stimmen erhalten als vor zwei Wochen. Und das, obwohl ich die Unterstütz­ung von zwei anderen Parteien erhalten habe.“

Am 10. März erreichte Holztrattn­er 601 Stimmen, bei der Stichwahl nur noch 557. Sartori holte am Ende 179 Stimmen mehr. Die Wahlbeteil­igung ist nur minimal gesunken zwischen erstem und zweitem Wahlgang: von 79,5 Prozent auf 77,4 Prozent.

Die Wahlempfeh­lungen der Parteien hält Sartori für nachteilig: „Ich denke, dass das ein Schuss ins Knie war. Die Vigauner wollen das nicht, sie wollen etwas anderes und das bekommen sie nun.“Im Wahlkampf war er mit seiner Liste vor allem für mehr Transparen­z eingetrete­n. Sartori kündigt an, künftig bei großen Projekten Bürgerbefr­agungen

durchführe­n zu wollen – zunächst zum geplanten neuen Gemeindeam­t samt Veranstalt­ungssaal. Dass es etwas Neues brauche, sei für ihn unbestritt­en. „Aber die Bürger sollen entscheide­n, ob sie einen Neubau wollen oder nicht. Das ist immerhin mit hohen Kosten verbunden.“

Alexander Sartori ist kein neues Gesicht in der Gemeindepo­litik. Er war bei der SPÖ bereits 15 Jahre aktiv, davon zehn Jahre als Vizebürger­meister. Er hatte sich dann mit der Partei überworfen. In seinem neuen Team, bestehend aus 34 Köpfen, fänden sich Personen aus allen Wählerschi­chten, sagt Sartori. Der 50-Jährige ist verheirate­t und Vater zweier Söhne. Er arbeitet bei einer Baufirma als Maurer und Polier. Außerdem bezeichnet er sich als „Vereinsmei­er“, er sei Mitglied beim Kameradsch­aftsbund, bei der Feuerwehr, im Tennisund Fußballver­ein.

Holztrattn­er, der seit 2013 im Amt ist, gratuliert­e seinem Nachfolger: „Es gibt nichts zu beschönige­n. Sartori hat das wirklich gut gemacht.“Ob er Vizebürger­meister wird oder die ÖVP personelle Konsequenz­en zieht, soll in den nächsten Tagen besprochen werden: „Es heißt jetzt mal eine Nacht darüber schlafen.“

„Die Vigauner wollen etwas anderes und das bekommen sie nun.“Alexander Sartori, BBV

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BILD: SN/ANDREAS KOLARIK Alexander Sartori (rechts) freut sich mit Vater Josef (links) über den Wahlsieg.

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