Salzburger Nachrichten

Im Gedenken an einen visionären Skipionier

- Joachim Glaser

Der Felberturm in Mittersill gilt als ältestes Gebäude des Oberpinzga­ues aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunder­ts. An berühmte Bewohner wird hier erinnert und seit Kurzem auch an den weltweit bekannt gewordenen Skifabrika­nten Anton Arnsteiner. Gut zehn Jahre nach seinem Tod und ein Jahr vor seinem 100. Geburtstag hat ihm die Gemeinde Mittersill eine Gedenkstät­te gewidmet. „Mein Vater

hat die höchsten Auszeichnu­ngen zu Lebzeiten bekommen, die größte Anerkennun­g für seine unternehme­rische Lebensleis­tung ist jetzt dieser Gedenkstei­n in seiner Heimatgeme­inde“, freut sich Tochter Roswitha Schenner-Arnsteiner. Sie tut es zu Recht, denn der Vater hat mit der Gründung der Skifirma Blizzard den Namen in die Welt hinausgetr­agen, innovative Produkte und neue Technologi­en säumten seinen Weg.

Die Blizzard-„Bretter“sind mit der Geschichte des alpinen Rennsports untrennbar verbunden, seit Ernst Oberaigner und Ernst Hinterseer die ersten Siege feierten und die erste große „Ernte“bei der Gasteiner Weltmeiste­rschaft 1958 mit Gold für die Schweizeri­n Frieda Dänzer eingefahre­n wurde. Und dann ging es über viele Jahre Schlag auf Schlag: Gold, Silber und Bronze bei Olympia und WM und später unzählige WeltcupKug­eln wurden auf den Mittersill­er Ski, die da unter anderem.

Super Epoxi, Firebird, Thermo Ski oder Quattro hießen, erobert. Blizzard wurde zum Pinzgauer Leitbetrie­b mit bis zu 700 Mitarbeite­rn, die Liste der sportliche­n Prominenz immer länger. Der allgegenwä­rtige und in TV-Diskussion­en wortgewalt­ige Chef wusste, was er wollte und tat.

Zwei Gustostück­erln aus der Erfolgsbil­anz, zum Beispiel beim Blick auf die Streif in Kitzbühel: Franz Klammers vierter und letzter Sieg 1984 vor Resch und

Steiner, Fritz Strobls bis heute gültiger Streckenre­kord 1997. Oder der WM-Hattrick 1999 durch das Damentrio Götschl, Dorfmeiste­r, Schuster. Weitere Blizzard-Asse gefällig? Alphabetis­ch ohne Anspruch auf Vollständi­gkeit: Bartl Gensbichle­r, Christl Haas, Erik Haker, Reinfried Herbst, Marianne Jahn, Mario Matt, Alexandra Meissnitze­r, Peter Müller, Marie-Theres Nadig, Erika Netzer, Gerhard Pfaffenbic­hler, Atle Skaardal, Anita Wachter, Veronika Wallinger. Nicht zu vergessen Weltcup-Rekordsieg­er Marcel Hirscher, der 2007 auf Blizzard Junioren-Weltmeiste­r war.

Prominente Stimmen von heute. Petra Kronberger, die mit acht Jahren ihre ersten BlizzardSk­i bekam: „Toni war sehr familiär mit uns, ich hatte gehörigen Respekt vor ihm.“Monika Kaserer: „Für mich war er immer ein Reservevat­er.“Dass Blizzard vor Jahrzehnte­n auch einmal Sprungski gebaut hat, ist fast vergessen. Ernst Kröll wollte damit in Planica springen, Trainer Sepp Bradl, so sagt Kröll heute, hätte ihm das aber verboten.

 ?? BILD: SN/REINMÜLLER ?? Vor der neuen Gedenkstät­te in Mittersill: Bürgermeis­ter Wolfgang Viertler, Nationalpa­rkManageri­n Georgia Winkler-Pletzer, Arnsteiner­Tochter Roswitha und Ehemann Franz Schenner, Sprecher Netzwerk Winter (v. r.).
BILD: SN/REINMÜLLER Vor der neuen Gedenkstät­te in Mittersill: Bürgermeis­ter Wolfgang Viertler, Nationalpa­rkManageri­n Georgia Winkler-Pletzer, Arnsteiner­Tochter Roswitha und Ehemann Franz Schenner, Sprecher Netzwerk Winter (v. r.).

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