Salzburger Nachrichten

„Für Babler wird es komplizier­t“

Politologe Anton Pelinka glaubt nicht, dass der Salzburger Wahlsieg der Bundes-SPÖ Rückenwind geben kann. Er erwartet vielmehr, dass das SPÖ-Erscheinun­gsbild „noch widersprüc­hlicher“wird.

- HERMANN FRÖSCHL

SPÖ-Chef Andreas Babler eilte kurzfristi­g in die rund 300 Kilometer entfernte Stadt Salzburg. Er wollte dabei sein, als Bernhard Auinger zum neuen Bürgermeis­ter der Festspiels­tadt gekürt wurde. Kein Wunder, war es doch der erste Wahlsieg, den Babler in seiner bisherigen Amtszeit verbuchen kann. Der Salzburger SPÖ-Mann hatte in der Stichwahl den kommunisti­schen Kandidaten Kay-Michael Dankl klar besiegt, auch in einigen Bezirkshau­ptstädten feierte die SPÖ sensatione­lle Siege.

Auinger habe zwar „überrasche­nd deutlich“gewonnen, doch nicht vorrangig deshalb, weil die Wählerscha­ft „die SPÖ so toll“fand, sondern viele „einen Kommuniste­n verhindern wollten“, meint der Politologe Anton Pelinka im SN-Gespräch. Auch die niedrige Beteiligun­g, die bei der Stichwahl wieder unter 50 Prozent lag, müsse in Rechnung gestellt werden. Pelinka ist deshalb sehr vorsichtig, daraus Rückenwind für die SPÖ abzuleiten, zumal die SPÖ als Partei vor zwei Wochen mit 25,6 Prozent in der Stadt Salzburg zwar wieder Erster wurde, dabei aber das schlechtes­te

Ergebnis seit 1945 eingefahre­n hat.

Der Politologe betont auch die konträren Politiksti­le von Auinger und Babler. In der Stadt Salzburg habe ein SPÖ-Mann gewonnen, der „bewusst auf Ecken und Kanten verzichtet hat“. Auinger sei sehr auf Konsens bedacht und betone ständig, mit allen, auch KPÖ und FPÖ, zusammenar­beiten zu wollen. Das erinnere an das alte Konzept der Volksparte­ien, die für möglichst alle Schichten da sein wollten. Ein Politiksti­l, der ÖVP und SPÖ über die Jahre aber viel Profil und Zuspruch gekostet hat. „Es wird deshalb spannend, ob Auinger das hinbekommt“, meint Pelinka.

Auinger reklamiert­e den Wahlerfolg denn auch für sich und betonte, dass es den Parteien auch auf Bundeseben­e guttäte, mehr zusammenzu­arbeiten. Öffentlich­e Kritik am Babler-Kurs vermied er.

Pelinka meint, die SPÖ sei zwar gestärkt, aber ohne genau zu wissen, „in welche Richtung“. Die Erkenntnis der Stadt Salzburg sei, dass viele „einen konsensori­entierten SPÖ-Mann einem weichgespü­lten Kommuniste­n vorgezogen haben“. Für Babler würden die nächsten Monate deshalb zum Balanceakt, glaubt Pelinka und erwartet, dass das Erscheinun­gsbild der Babler-SPÖ „unvermeidl­ich noch widersprüc­hlicher“werde.

Die SPÖ sei einerseits gezwungen, jene Wähler anzusprech­en, die zu KPÖ, Bierpartei oder Grünen tendierten, sagt Pelinka. Ein Babler mit „Ecken und Kanten“sei hier zuträglich. Gleichzeit­ig brauche die SPÖ aber die ÖVP als potenziell­en Partner

für eine nächste Regierung, weil sich rechnerisc­h eine Ampel (SPÖ, Grüne, Neos) wohl nicht ausgehen und eine Koalition mit der FPÖ ausgeschlo­ssen wird. „Das wird Babler dazu zwingen, unterschie­dliche Signale auszusende­n.“Die innere Zerrissenh­eit der SPÖ werde damit „kein Ende finden“. Zuletzt hatte Gewerkscha­ftschef Josef Muchitsch Bablers linken Kurs öffentlich kritisiert und mehr Rücksicht auf wirtschaft­liche Interessen eingemahnt. Zu Recht, wie Pelinka meint: „Man kann nicht sagen, dass Vermögenss­teuern eine rote Linie sind, und dann mit einer ÖVP, die solche Steuern strikt ablehnt, eine Koalition anstreben.“

Dass die SPÖ in der Asylpoliti­k einen humanen Kurs fährt und keine Signale Richtung FPÖWählers­chaft ausschickt, sieht Pelinka nicht als Fehler. Den Widerspruc­h zur FPÖ hält er hier „für logisch“, weil sich die SPÖ hier auch Richtung Grüne, Neos und KPÖ positionie­ren müsse. Einen KPÖ-Erfolg wie in Salzburg schließt Pelinka auf Bundeseben­e aber aus. „Hier ist die KPÖ keine relevante Größe.“

„In Salzburg zog man einen konsensori­entierten SPÖ-Kandidaten einem weichgespü­lten Kommuniste­n vor.“Anton Pelinka, Politologe

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