Spinat essen und Füße waschen mit König Ludwig II.
Anmerkungen zum Gründonnerstag unter besonderer Berücksichtigung des „Lohengrin“.
Spinat. Am Donnerstag ist Gründonnerstag, also gibt es Spinat. Warum? Ganz klar: weil Spinat grün ist. Wäre Spinat rot oder blau, gäbe es am Gründonnerstag sicher keinen. Es ist ja kein Rot- oder Blaudonnerstag.
Aber warum heißt der Gründonnerstag Gründonnerstag? Weil er der Festtag des Spinats ist? Nicht ganz. Die Wortwurzelforschung oder Etymologie geht davon aus, dass der Gründonnerstag gar nichts mit der Farbe zu tun hat, sondern dass das „Grün“von greinen, also weinen kommt. Wenn das die Gewessler, der Kogler und die Zadić wüssten!
Tränen sind am Gründonnerstag übrigens nicht die einzige Flüssigkeit. Es gibt auch noch das Wasser im Lavoir. In Erinnerung an das letzte Abendmahl, als Jesus den Jüngern die Füße wusch, waschen der Papst, die Bischöfe und die Priester am Gründonnerstag traditionell zwölf Bedürftigen die Füße. Auch die Monarchen hielten es jahrhundertelang so, um ihre Demut zu zeigen. In Wien wuschen die Kaiserin und der Kaiser kniend zwölf Greisinnen und Greisen die Füße (welche sicherheitshalber vorgewaschen wurden),
In den Fußwaschungslisten wurde penibel das Alter der Betreffenden vermerkt, wobei am Ende alle Zahlen addiert wurden. Deshalb weiß man heute, dass die zwölf Greisinnen, denen am Gründonnerstag des Jahres 1798 in Wien die sauberen Füße gewaschen wurden, zwischen 81 und 96 Jahre alt waren und zusammen 1052 Jahre zählten. Interessant.
Zur Fußwaschung erhielten die Greisinnen und Greise ein schwarzes Zeremonialgewand und danach ein Essen, einen Fußwaschungskrug und ein Geldgeschenk. Anschließend wurden sie mit der Hofkutsche heimgebracht. Das Geldgeschenk des Kaisers, das in einem weißen Lederbeutelchen überreicht wurde, bestand aus 30 Silbermünzen. In England richtet sich die Höhe des Geschenks (wie auch die
Zahl der Beschenkten) bis heute nach dem Alter. Und zwar nicht nach dem Alter der Empfänger, sondern nach dem Alter des Königs. Da Charles III. heuer 75 Jahre alt ist, werden am Gründonnerstag 75 Frauen und 75 Männer je 75 Münzen erhalten. Die Füße (300!) werden in England offenbar nicht gewaschen.
In Bayern soll Märchenkönig Ludwig II. über die Fußwaschung den angeblich einzigen Witz seines Lebens gemacht haben. Als Richard Wagner in München den „Lohengrin“auf die Bühne brachte, war Ludwig, der viel auf Ästhetik hielt, empört darüber, dass der Titelheld von einem schon 60-jährigen Tenor verkörpert wurde, der sich auf dem Schwan an einer Stange anhalten musste. Nach der Oper erklärte der König wütend, der Sänger solle nächsten Gründonnerstag zur Fußwaschung kommen, aber nie wieder den „Lohengrin“singen.