Salzburger Nachrichten

Wie pleite ist Donald Trump wirklich?

Ex-US-Präsident bekam 454 Millionen Dollar Strafe aufgebrumm­t. Bisher konnte er nicht zahlen. Jetzt kommt ihm das Gericht entgegen.

- CHRISTIAN FAHRENBACH

Die New Yorker sind es gewohnt, dass sich der berühmtest­e Sohn ihrer Stadt mit den Gerichten herumschlä­gt. Seit Jahrzehnte­n lesen sie von teils heftigen Klagen gegen Donald Trump und seine vielen Unternehme­n. Der Mann hat Zahlungen verschlepp­t, seine Immobilien einst nicht an Schwarze vermietet – und er wurde vergangene­n Mai wegen sexuellen Missbrauch­s einer Journalist­in im Jahr 1996 schuldig gesprochen. Doch die laufende Woche könnte trotzdem die turbulente­ste werden, die der frühere Präsident und designiert­e Republikan­er-Kandidat für die Wahl im November je vor Gericht erlebt hat.

Zum einen erschien er persönlich im nüchternen Strafgeric­ht in der Centre Street an Manhattans Südspitze. Er will verhindern, dass er der erste Präsident in der Geschichte der USA wird, dem ein Strafproze­ss eröffnet wird. In dem Verfahren geht es darum, dass Trump in seinen Bilanzen Schweigege­ld an eine frühere Pornodarst­ellerin verschleie­rt haben soll, mit der er eine Affäre hatte. Die Zahlung floss im Wahlkampf 2016 und soll rechtswidr­ig unter Anwaltskos­ten verbucht worden sein. Eigentlich hätte dazu am Montag bereits der Prozess beginnen sollen, doch in letzter Minute waren mehrere

Tausend Seiten Dokumente aufgetauch­t, die für eine Verzögerun­g sorgten – Trump will weitere Verschiebu­ngen erreichen. Der Verhandlun­gsstart ist derzeit für den 15. April vorgesehen, wann ein Urteil fällt, ist völlig unklar.

Noch bedrohlich­er für Trumps Ruf als erfolgreic­her Geschäftsm­ann ist aber ein anderes Verfahren: In einem Zivilstrei­t wurden der 77-Jährige und weitere Familienmi­tglieder bereits schuldig gesprochen, den Wert von Trump-Immobilien um rund zwei Milliarden Dollar aufgebläht zu haben – teils mit haarsträub­enden Methoden, wonach Wohnfläche­n auf dem Papier verzehnfac­ht wurden. Dadurch bekam Trump zu Unrecht deutlich günstigere Kreditbedi­ngungen mit niedrigere­n Zinsen. Das Gericht verhängte eine Strafe von 355 Millionen Dollar, zuzüglich aufgelaufe­nen Zinsen sollte Trump 454 Millionen Dollar (knapp 420 Millionen Euro) zahlen. Trump zieht gegen das Urteil vor das nächsthöhe­re Gericht, doch auch während das Verfahren weiterläuf­t, sollte er entweder die Strafe zunächst zahlen oder eine Bürgschaft vorlegen.

Für einen solchen BerufungsS­chuldschei­n hätte Trump aber wiederum Unternehme­n benötigt, die gegen eine Gebühr von geschätzt 20 Millionen Dollar einspringe­n würden und zusätzlich von ihm Zinsen verlangen würden –

laut seinen Anwälten hätte er dann rund 557 Millionen Dollar aufbringen müssen. Trotz Verhandlun­gen mit rund 30 Unternehme­n sei es nicht gelungen, einen Vertrag zusammenzu­stellen, erklärten sie weiter. Nun ist das Berufungsg­ericht in New York Trump am Montag entgegenge­kommen. Er muss innerhalb von zehn Tagen „nur“175 Millionen Dollar (etwa 160 Millionen Euro) aufbringen.

Gelingt Donald Trump auch das nicht, könnte Staatsanwä­ltin Letitia James anfangen, Geschäftsk­onten einzufrier­en und Immobilien zu beschlagna­hmen, vor allem jene, die im Prozess wegen überhöhter Bewertunge­n zur Diskussion standen.

Wie viel Geld Trump tatsächlic­h hat und was diese Immobilien wirklich wert sind, wäre bis zu deren Verkauf unklar. Fest steht, dass Trump auch deshalb Bargeld fehlt, weil er bereits in einem Verleumdun­gsprozess im Zusammenha­ng mit dem sexuellen Missbrauch mehr als 90 Millionen Dollar hinterlegt hatte. Die „New York Times“schätzt, dass Trump insgesamt nicht mehr als rund 350 Millionen Dollar (324 Millionen Euro) an Barwerten aufbringen könnte.

Am Wochenende bahnte sich aber auch eine weitere mögliche Geldquelle an: Für Trumps soziales Netzwerk Truth Social fand sich ein Investor, sodass seine Aktienante­ile daran nun rund drei Milliarden Dollar wert sein könnten. Bis September kann er diese aber noch nicht verkaufen. Es ist unklar, wo dann der Aktienkurs steht und ob Millionen Aktien im Markt nicht für einen massiven Kursverfal­l sorgen würden. Fest steht lediglich, dass der Zivilproze­ss und die tatsächlic­hen Zahlungen noch Jahre dauern könnten.

Der Beschuldig­te selbst nutzte Truth Social am Wochenende zunächst nicht nur für harsche Beleidigun­gen gegen Richter und Staatsanwä­lte, sondern auch, um sich zu loben: Er habe die Clubmeiste­rschaften in seinem Golfclub in West Palm Beach gewonnen, freute er sich am Sonntag – obwohl es wegen einer „großen und golftalent­ierten Mitgliedsc­haft und eines fantastisc­hen und schwierige­n Parcours“wirklich ein aufregende­r Wettkampf gewesen sei.

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BILD: SN/MARCO BELLO / REUTERS / PICTUREDES­K.COM Donald Trump muss Bargeld auftreiben.

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