Salzburger Nachrichten

Weltsicher­heitsrat fordert Waffenruhe in Gaza

Gleichzeit­ig sollen alle Geiseln freigelass­en werden. Was kann nun die Resolution bewirken?

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Fast sechs Monate nach Kriegsbegi­nn hat der Weltsicher­heitsrat erstmals eine „sofortige Waffenruhe“im Gazastreif­en gefordert. Zudem verlangt das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen die umgehende und bedingungs­lose Freilassun­g aller von der islamistis­chen Hamas festgehalt­enen Geiseln. Die Vetomacht USA enthielt sich bei der Abstimmung am Montag und ermöglicht­e damit die Annahme der Resolution. Die 14 übrigen Mitglieder des Gremiums stimmten dafür. Durch den völkerrech­tlich bindenden Beschluss steigt der internatio­nale Druck auf die Konfliktpa­rteien Israel und Hamas weiter.

Israels Regierungs­chef Netanjahu sagte unmittelba­r nach der Abstimmung die geplante Reise zweier seiner Abgesandte­n nach Washington ab, weil die USA ihre Vetomacht nicht nutzten, um die Resolution zu verhindern. Bemühungen um eine Forderung des Weltsicher­heitsrats nach einer Waffenruhe waren bisher vor allem am Widerstand der USA gescheiter­t. Seit Kriegsbegi­nn im Oktober vergangene­n Jahres hatte Washington sich als engster Verbündete­r Israels gegen eine Waffenruhe gewandt und drei Vetos gegen entspreche­nde Resolution­en eingesetzt. Allenfalls forderten US-Vertreter kürzere „Feuerpause­n“.

Angesichts der steigenden Zahl ziviler Opfer und einer drohenden Hungersnot in Teilen des abgeriegel­ten Küstenstre­ifens verstärkte­n die USA zuletzt aber den Druck auf Israel. Auch US-Präsident Joe Biden äußerte sich zunehmend kritisch, vor allem mit Blick auf die von Israel geplante Bodenoffen­sive in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreif­ens. Dort haben Hunderttau­sende Binnenflüc­htlinge Schutz vor den Kämpfen gesucht.

Am vergangene­n Freitag vollzog Washington dann die Kehrtwende und forderte selbst in einer Resolution erstmals „eine sofortige und dauerhafte Waffenruhe“im Gazakrieg. Doch Russland und China legten ihr Veto ein. Die Beschlussv­orlage ging Moskau und Peking nicht weit genug – in ihren Augen war der Text unter anderem zu proisraeli­sch und stellenwei­se nicht ausreichen­d verbindlic­h.

Der nun angenommen­e knappe Resolution­stext konzentrie­rt sich auf die Forderung nach „einer von allen Seiten respektier­ten sofortigen Waffenruhe für den (islamische­n Fastenmona­t) Ramadan“. Dies solle zu einer „dauerhafte­n und nachhaltig­en Waffenruhe“führen, hieß es in dem Text. Zudem fordert die Beschlussv­orlage die sofortige und bedingungs­lose Freilassun­g aller Geiseln.

Eine Resolution im Weltsicher­heitsrat braucht die Stimmen von mindestens 9 der 15 Mitgliedss­taaten. Zudem darf es kein Veto der ständigen Mitglieder USA, Russland, China, Frankreich oder Großbritan­nien geben. Beschlüsse des Sicherheit­srats sind völkerrech­tlich bindend. Wenn ein betroffene­r Staat sie ignoriert, kann das Gremium Sanktionen verhängen, was im Falle Israels wegen der Vetomacht der USA nicht als wahrschein­lich gesehen wird.

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BILD: SN/IMAGO/PACIFIC PRESS AGENCY Nach mehreren Anläufen einigte sich der UNO-Sicherheit­srat auf eine Resolution zum Gazakrieg.

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