Salzburger Nachrichten

Nach Anschlag: Polizei verstärkt Überwachun­g zu Ostern

Bei Gottesdien­sten und Ostermärkt­en wird die Präsenz der Sicherheit­sbehörden deutlich erhöht. Zweithöchs­te Terrorwarn­stufe gilt weiterhin. Konkrete Bedrohunge­n sind nicht bekannt.

- ALFRED PFEIFFENBE­RGER

Hunderte Tote und Verletzte sind bei dem Terroransc­hlag in Moskau zu beklagen. Bei den mutmaßlich­en Attentäter­n soll es sich um Anhänger des ISPK („Islamische­r Staat Provinz Khorasan“) handeln. Dass die islamistis­chen Terroriste­n wieder verstärkt aktiv werden, wird auch von den österreich­ischen Sicherheit­sbehörden beobachtet. Innenminis­ter Gerhard Karner (ÖVP) sagt, dass in Österreich bereits im Oktober 2023 die zweithöchs­te Terrorwarn­stufe ausgerufen wurde, es gelte daher ein „hohes Risiko“. Allerdings gebe es derzeit keine Hinweise auf „eine konkrete Bedrohung“.

Trotzdem hat die Bundespoli­zeidirekti­on verstärkte Schutzmaßn­ahmen für die Osterfeier­lichkeiten wie auch für Ostermärkt­e angekündig­t. Auch das jüdische Pessachfes­t, das von 22. bis 30. April begangen wird, wird von den Sicherheit­skräften verstärkt überwacht. Vorgesehen ist, dass vermehrt uniformier­te und auch zivile Polizistin­nen und Polizisten vor Ort sind. Sonderkräf­te wie die schnelle Interventi­onsgruppe und Bereitscha­ftseinheit­en werden in die Planung ebenfalls miteinbezo­gen, damit sie im Notfall rasch verfügbar sind.

Bei der Direktion für Staatsschu­tz und Nachrichte­ndienst (DSN) hält man den ISPK für besonders gefährlich, weil er einerseits auf eine sehr junge, hochradika­lisierte Szene in Österreich trifft, die vorwiegend Onlineprop­aganda konsumiert und für die auch der Terroransc­hlag von Moskau als Trigger wirken könnte. Anderersei­ts auch, weil der IS und Al Kaida wieder erstarkt sind und dazu aufgerufen haben, den Westen anzugreife­n.

Bei der DSN heißt es weiters, dass der ISPK seit Längerem eine bedeutende Rolle im internatio­nalen Terrorismu­s spiele und die Organisati­on zu Anschlägen in ganz Europa aufrufe. Darauf werde auch im Verfassung­sschutzber­icht hingewiese­n.

Der „Islamische Staat Provinz Khorasan“ist eine transnatio­nale Bewegung des islamistis­chen Dschihad. Der ISPK hat als terroristi­sche Organisati­on zwar Verbindung­en zu dem namensähnl­ichen IS bzw. ISIS, ist aber eigenständ­ig, heißt es bei der DSN. Die Bezeichnun­g „Provinz Khorasan“verweist auf die historisch­e Region Khorāsān der frühen islamische­n Geschichte.

Der ISPK trat erstmals im Jahr 2014 in Afghanista­n in Erscheinun­g. Im Afghanista­n-Krieg wurde der ISPK von den USA gezielt bekämpft. Im Jahr 2020 kontrollie­rte der ISPK kein Territoriu­m mehr, die Terrororga­nisation war damals am Boden, heißt es bei der DSN. Allerdings kam es dann durch den Zusammenbr­uch der afghanisch­en Regierung und den Abzug der USTruppen im Jahr 2021 zu einer Wiederbele­bung des ISPK. Seit damals bekämpfen Dschihadis­ten die afghanisch­en Taliban vor Ort und rufen zu weltweiten Anschlägen auf.

In Österreich wurden Ende vergangene­n Jahres mehrere mutmaßlich­e ISPK-Mitglieder von der Polizei in einem Asylquarti­er festgenomm­en. Sie sollen einen Anschlag auf den Wiener Stephansdo­m geplant haben. Ein Paar, das damals inhaftiert wurde, stammt ebenfalls aus Tadschikis­tan, so wie die mutmaßlich­en Attentäter in Moskau. Es befindet sich seither in Untersuchu­ngshaft. Gegen sie wird wegen Bildung einer terroristi­schen Vereinigun­g in Verbindung mit terroristi­schen Straftaten ermittelt. Die Eheleute bestreiten sämtliche gegen sie erhobenen Anschuldig­ungen.

Am Montag sind die drei minderjähr­igen Kinder des Paares in die Türkei überstellt worden. Die Wiener Kinder- und Jugendhilf­e (MA 11) hatte die Kinder im Alter von drei, fünf und sieben Jahren nach der Inhaftieru­ng der Eltern zunächst in einem Krisenzent­rum untergebra­cht. In weiterer Folge wurde entschiede­n, dass die in der Türkei lebende Großmutter der unmündigen Kinder die vorläufige Obsorge übertragen bekommt. Bezüglich der Außerlande­sbringung lag auch die Zustimmung der Eltern, insbesonde­re der Kindesmutt­er, vor, die deren Rechtsanwa­lt allerdings am vergangene­n Freitag widerrufen haben soll.

Die zweithöchs­te Terrorwarn­stufe wurde in Österreich aufgrund der Eskalation im Nahen Osten ausgerufen. Maßnahmen, die seit damals gelten: Der Objektschu­tz, zum Beispiel vor jüdischen Einrichtun­gen, wurde verstärkt. Damals beschloss die Regierung auch, 90 zusätzlich­e Soldatinne­n und Soldaten für die Bewachung abzustelle­n, auch um die Polizei zu entlasten.

Auch Österreich wurde bereits einmal von einem islamistis­chen Terroransc­hlag heimgesuch­t. Am 2. November 2020 tötete ein Terrorist in der Wiener Innenstadt vier Personen und verletzte 23 weitere.

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BILD: SN/ANDREAS TISCHLER / PICTUREDES­K.COM Polizei verstärkt Überwachun­g.

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