Kriminalität steigt stark an
Die Polizei verzeichnete im Vorjahr mehr als 528.000 Delikte. Während Wohnungseinbrüche und Bankraub zurückgehen, verlagert sich die Kriminalität immer öfter in den virtuellen Raum.
Ob Betrug, Erpressung, gefährliche Drohungen oder Suchtgifthandel – strafbare Handlungen, die im Internet begangen werden, verzeichnen durchwegs starke Anstiege. Das Problem für die Polizei dabei: Die Täter befinden sich oftmals gar nicht in Österreich. Oder wie es Franz Ruf, Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, ausdrückt: „Der virtuelle Raum lässt nationale Grenzen verschwinden.“
Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) präsentierte am Montag die Kriminalstatistik für das Vorjahr: Erstmals seit dem Jahr 2017 wurden wieder mehr als 500.000 polizeiliche Anzeigen verzeichnet. Ganz genau waren es 528.010, um 39.061 mehr als im Jahr 2022 ( 488.949 Anzeigen). Insgesamt konnten im Vorjahr 330.000 Tatverdächtige ausgeforscht werden (plus zehn Prozent). Mehr als drei Viertel der Täter (77 Prozent) sind männlich und mehr als die Hälfte zwischen 18 und 40 Jahre alt (54,4 Prozent). Ruf zufolge liege Österreich beim Anstieg der Straftaten im internationalen Durchschnitt, in Bayern würden ähnlich hohe Anstiege registriert.
45 Prozent der ausgeforschten Verdächtigen sind Karner zufolge Ausländer beziehungsweise Fremde – darunter 12 Prozent Rumänen, 9,8 Prozent Deutsche und 7,4 Prozent Serben. Bei der sogenannten „Kriminalitätsbelastungszahl“, das sind Straftaten im Verhältnis zur Anzahl der in Österreich aufhältigen Staatsbürger eines anderen Landes, stehen an erster Stelle Slowaken, vor Afghanen und Rumänen.
Andreas Holzer, Direktor des Bundeskriminalamts, erklärte, dass bei den Eigentumsdelikten Ladendiebstahl und Taschendiebstahl große Problemzonen darstellten. „Reisende Tätergruppen sind nach der Pandemie wieder zurück. Wir verzeichnen 70 Delikte pro Tag.“
Seien Taschendiebstähle früher oft von Jugendlichen vom Westbalkan (Bosnien-Herzegowina) begangen worden, so seien derzeit viele ältere, professionelle Tätergruppen unterwegs. Karner betonte, dass bestimmte Nationalitäten auffällig seien, es gelte in diesem Bereich gezielte Maßnahmen zu setzen.
Die Zahl der Gewaltdelikte ist erneut um 8,3 Prozent angestiegen – und das, obwohl im Jahr 2022 mit 78.836 Anzeigen bereits ein Negativrekord verzeichnet worden war. Jeweils 72 Morde wurden 2022 und 2023 begangen.
Holzer zufolge seien Delikte mit Schusswaffen fast um die Hälfte zurückgegangen, im Gegenzug würden immer mehr Messer verwendet. Bei Straftaten gegen Leib und Leben seien Messerangriffe um rund 1000 Fälle angestiegen.
Wurden vor zehn Jahren noch 80 Banküberfälle begangen, so waren es im Vorjahr nur mehr neun. Auch bei Sachbeschädigung gibt es einen Rückgang von 32 Prozent. Tendenziell
werden auch die Einbrüche in Wohnhäuser und Wohnungen weniger, was Holzer auf viele private Schutzmaßnahmen (Überwachungskameras, Sicherheitsschlösser) zurückführt. Waren es im Jahr 2004 noch rund 20.000 Fälle, so wurden im Vorjahr 7600 verzeichnet. Nach dem Motto „Gelegenheit macht Diebe“sind hierbei oft schlecht gesicherte Kellerabteile ein Problemfeld.
Bei Internetkriminalität wurde bereits 2022 ein Höchstwert von 60.195 Anzeigen registriert. Dieser ist erneut um 8,4 Prozent auf 65.864 Delikte im Vorjahr angestiegen.