So drehten zwei Frauen schwarze Gemeinden
Was war letztlich ausschlaggebend für den Wahlerfolg der SPÖ in Puch und St. Johann? Vielleicht zwei gesprächige künftige Bürgermeisterinnen.
PUCH, ST. JOHANN. Die Regenbogenbank im Ortszentrum von St. Johann war Eveline Hubers erste politische Errungenschaft als Vizebürgermeisterin. „Die wollte erst niemand haben, dann habe ich ein Jugendprojekt daraus gemacht.“Fünf Jahre später sitzt sie als angehende Bürgermeisterin von St. Johann in der Sonne auf der Bank und erntet Gratulationen für ihren Wahlsieg. Als erste Frau und erste SPÖPolitikerin wird sie in der Pongauer Gemeinde Bürgermeisterin.
Mit Regenbogenbänken allein gewinnt niemand im Pongau Wahlen – das weiß auch Eveline Huber. Fehlende Kinderbetreuungsplätze in St. Johann bewogen sie vor 20 Jahren dazu, in die Gemeindepolitik zu gehen. Neben dem Ausbau der Kinderbetreuung möchte sie jetzt auch die bereits geplante Begegnungszone im Stadtzentrum angehen. Gewählt worden sei sie aber ohnehin für etwas anderes, ist die 53Jährige überzeugt. „Es geht nicht darum, ob ich irgendein Haus baue. Die Leute wollten endlich jemanden, der ihnen zuhört.“
Das persönliche Gespräch war auch das Wahlkampfmittel Nummer eins für Barbara Schweitl. Die 58-Jährige konnte sich gegen den seit 25 Jahren amtierenden Helmut Klose durchsetzen und wird ebenfalls als erste Frau Bürgermeisterin in der Gemeinde – SPÖ-Bürgermeister gab es in Puch bereits von 1954 bis 1974 und von 1989 bis 1999.
Genau 1776 persönliche Gespräche hat Barbara Schweitl seit Anfang Jänner in Puch geführt. Dabei habe sie immer wieder gehört, dass sich die Menschen mehr Transparenz und mehr Bürgerbeteiligung wünschten.
Auch in Puch hätten sich die Bürgerinnen und Bürger gewünscht, dass man ihnen mehr zuhöre.
Für beide Kandidatinnen kam der Erfolg nicht über Nacht. Eveline Huber ist seit 20 Jahren in der Gemeindevertretung von St. Johann. Barbara Schweitl hat in ihrem Team ebenfalls viel politische Erfahrung: Ihre Wahlkampfmanagerin ist die ehemalige Zweite Landtagspräsidentin Gudrun Mosler-Törnström. „Wir haben schon seit Jahren in der Gemeinde Aufbauarbeit gemacht“, sagt sie. So kämpfte man stets dagegen an, dass die Bürgermeisterpartei mit ihrer absoluten Mehrheit große Projekte umsetzte, ohne diese davor einer breiteren Diskussion zu unterziehen. „Wenn man den Kindergarten erweitert, sollte man auch in Betracht ziehen, was pädagogisch sinnvoll ist – und nicht etwas auf den Tisch knallen und sagen: So wird’s gemacht.“
In Puch sei zuletzt mit dem Projekt Maurerbauer wenig weitergegangen: Die Gemeinde habe den Bauernhof vor vier Jahren gekauft, berichtet Mosler-Törnström. „Seither wurde nichts gemacht. Wir wollen hier Bürgerbeteiligungsprozesse starten.“
Einfach wird es für die neuen Bürgermeisterinnen nicht. In beiden Gemeinden hat die ÖVP nach wie vor mehr Mandate als die Bürgermeisterpartei SPÖ. In St. Johann hatte die ÖVP allerdings schon seit 2019 keine absolute Mehrheit mehr. Für die ÖVP in Puch ist das eine neue Situation. Hier hat die ÖVP zehn Sitze, die SPÖ sieben, die Grünen drei und die FPÖ einen. Die FPÖ könnte also künftig das Zünglein an der Waage spielen. Für die bisherige Bürgermeisterpartei ÖVP war das Ergebnis überraschend. Eine Erklärung hat Gemeindeparteiobmann Thomas Mayrhuber nicht parat. „Wir müssen das erst sacken lassen“, sagt er. Er betont aber die gute Zusammenarbeit in der Vergangenheit, auf politische Spielchen wolle man es künftig nicht ankommen lassen.
Beruflich haben die beiden neuen Bürgermeisterinnen bereits im Wahlkampf die Weichen für die künftige Tätigkeit gestellt: Eveline Huber hatte ihren Job als Sozialarbeiterin auslaufen lassen. Barbara Schweitl hatte in ihrem Beruf bei Salzburg Research bereits Stunden reduziert und am Montag gekündigt. Und auch familiär wird sich die neunfache Oma umstellen müssen: „Jeden Freitagabend kommen die Enkel zu mir. Das werden wir künftig etwas flexibler halten.“
Barbara Schweitl, (Bild: SN/KOLARIK)