Das Schleedorfer Gemeindeamt ist ab sofort in weiblicher Hand
SCHLEEDORF. Noch wird Bürgermeister Hermann Scheipl auf einem Foto im Eingangsbereich des Gemeindeamtes in Schleedorf von seinen drei Mitarbeiterinnen umrahmt. Doch schon in wenigen Tagen gehört dieses Bild der Vergangenheit an. Mit Martina Berger bekommt der 1180-Seelen-Ort im Flachgau am 4. April seine erste Bürgermeisterin. Obendrein die jüngste im Bundesland. Neben Amtsleiterin, Bauamtsleiterin und Buchhalterin wird sie das weibliche Quartett im Gemeindeamt komplettieren.
Der Tag nach dem Wahlsieg – ÖVP-Kandidatin Berger entschied die Stichwahl mit 51,8 Prozent für sich – stand im Zeichen der Amtsübergabe. Die 28-jährige angehende Ortschefin sitzt mit Scheipl am Schreibtisch. „Das ist gerade alles ziemlich viel. Ich schreibe fleißig mit“, sagt Berger. Doch sie sei guten Mutes. Sie habe ein tolles Team, das sie unterstützen werde.
Lediglich 25 Stimmen haben für Berger und gegen Herausforderer Georg Winterreiter von der FPÖ entschieden. „Sehr knapp“, so Berger. Sie hoffe, dass sie bald alle Gemeindebürger von ihrer Arbeit überzeugen kann. Ganz oben auf der Projektliste für ihren Heimatort steht eine Betreuungseinrichtung für Kleinkinder unter drei Jahren. „Da haben wir derzeit kein Angebot, die Mütter können nur auf die Großeltern hoffen.“Nun müsse geprüft werden, wo sich im Bereich von Kindergarten, Seniorentageszentrum und Schule ein Platz dafür finde. „Wir brauchen eine bauliche Lösung. Mit Fördergeldern werden wir das auch als kleine Gemeinde hinbekommen.“
Ebenfalls im Auge hat Berger, die sich selbst als Mensch mit einer Vorliebe für klare Strukturen und Ordnung beschreibt, fixe Gemeindevertretungssitzungen. Bisher habe man sie nach Bedarf abgehalten. „Dabei sind das ja öffentliche Sitzungen, da sollte es schon fixe Termine geben.“Auch einen Bürgernachmittag will die künftige Ortschefin einführen.
Berger stieg 2019 in die Gemeindepolitik ein. Scheipl habe sie darauf angesprochen und sie habe begeistert zugesagt. „Ich gestalte gerne, das war schon bei der Landjugend so.“Drei Jahre später habe sie den Bürgermeister dann gefragt, ob er denn nach drei Funktionsperioden bei der nächsten Wahl wieder antreten werde. Der sei damals durchaus überrascht, vom Engagement der jungen Kollegin aber auch angetan gewesen.
Dieser gab er neben all den Informationen auch den einen oder anderen Rat mit auf den Weg. Etwa, dass sie in Schleedorf nicht länger eine Privatperson sei, sondern die Bürgermeisterin. „Willst du privat sein, musst du in die Nachbarorte ausweichen.“Etwa Seekirchen. Dort hat Berger nicht nur vor Jahren ihren Ehemann kennengelernt. Dort wird sie bis Ende März auch noch in der Apotheke ihrem Beruf als pharmazeutisch-kaufmännische Assistentin nachgehen, bevor sie sich ganz der Politik widmet.
„Ich bin für meine Vorliebe für klare Strukturen bekannt.“Martina Berger, künftige Ortschefin (Bild: SN/rr)