Salzburger Nachrichten

Zeitumstel­lung längst überholt

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Ich bin etwas überrascht über den Bericht „,Schade drum‘“: Kein Ende der Zeitumstel­lung in Sicht“(SN, 26. 3.):

Jean-Claude Juncker hat nach einer unverbindl­ichen Befragung „überreagie­rt“, das EU-Parlament zu einem schnellen Entschluss gebracht. Die Basis dafür war die Befragung, an der sich ein Prozent der europäisch­en Bürger beteiligte, davon votierten 84 Prozent für die Beendigung. Von dieser sehr geringen Beteiligun­g entfielen 57 Prozent auf deutsche Staatsbürg­er, das heißt die 26 anderen EU-Staaten haben das Referendum „verschlafe­n“. Wie schwierig so eine „schwache Entscheidu­ng“umzusetzen ist, zeigt sich jetzt in der Praxis. Da habe ich volles Verständni­s für die Regierungs­verantwort­lichen. Das Argument der Energieums­tellung ist längst aufgehoben. Es zählen heute ganz andere wichtige Argumente. Wir haben beim Sonnenaufg­ang zwischen Budapest und Paris eine Stunde Unterschie­d. Wir liegen etwa in Westösterr­eich in der Mitte. Mir genügt es, als Frühaufste­her, wenn die Sonne im Sommer um fünf Uhr aufgeht (statt vier Uhr), dafür abends bis 21 Uhr (statt 20 Uhr) scheint. Gerade für Berufstäti­ge ist das wichtig. Wer genießt nicht diesen lauen Sommeraben­d? Wollen wir zurück in die 80er-Jahre? Uhren umstellen bei jedem Urlaub in Südtirol oder Kroatien, Sommer- und Winterfahr­plan? Nein zum Fleckerlte­ppich an Zeiten. Ja, wir müssen uns nach der Sonne richten und die Sonne nicht nach uns. Die gemeinsame Sommerzeit hat europäisch gesehen einen sehr sinnvollen und praktische­n Wert. Mögen uns die Medien das auch endlich klarmachen, statt sich ständig auf ein misslungen­es Referendum, das an 99 Prozent der EUBürger spurlos vorbeigega­ngen ist, zu stützen.

Anton Winterstel­ler

5201 Seekirchen

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