Salzburger Nachrichten

FPÖ-Chats wirbeln weiter Staub auf

Einblicke auch in Personalbe­setzung an Niederöste­rreichs Polizeispi­tze.

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Nach den veröffentl­ichten Chats, die tiefe Einblicke in die Pläne der FPÖ rund um den ORF unter dem einstigen Vizekanzle­r und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache gaben, sorgen nun neue blaue Chats für Aufregung. Diesmal geht es um Personalia in der niederöste­rreichisch­en Polizei und der Volksanwal­tschaft. Der damalige Innenminis­ter Herbert Kickl, heute FPÖ-Chef, wollte 2019 die Bestellung von Franz Popp zum Landespoli­zeidirekto­r Niederöste­rreichs verzögern, wie die „ZiB 1“am Osterwoche­nende berichtete. Zudem sollte verhindert werden, dass Werner Amon (ÖVP) als Volksanwal­t für das Innenminis­terium zuständig wird.

Niederöste­rreichs Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) soll sich für Popp eingesetzt haben, der ehemalige FPÖ-Chef und Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache wollte mit ihr kooperiere­n. Kickl schrieb jedoch laut „ZiB 1“im Frühjahr 2019 an Strache: „Ohne uns geht Popp nicht. Ich lasse sie zappeln, es gibt auch noch andere Optionen. Wir sollten nicht vergessen,

wie die Dame mit Udo umgegangen ist.“Damit spielte er auf Udo Landbauer an, nun Landeshaup­tfrauStell­vertreter. Mikl-Leitner hatte in Zusammenha­ng mit der sogenannte­n Liederbuch-Affäre kurz vor der Landtagswa­hl 2018 eine Zusammenar­beit

mit FPÖ-Spitzenkan­didat Landbauer ausgeschlo­ssen. Landbauer wurde später als Zeuge einvernomm­en, ein Verfahren im August 2018 eingestell­t.

„Du musst nur wissen, wenn Popp es nicht werden sollte, wird die Mikl explodiere­n“, antwortete Strache. „Ich kenne ihre Position, aber wir sind nicht ihre Erfüllungs­gehilfen“, meinte Kickl daraufhin. Popp wurde schließlic­h mit 1. Juli 2020 offiziell neuer Landespoli­zeidirekto­r.

Als Reaktion auf die Veröffentl­ichung warf FPÖ-Chef Kickl der ÖVP am Montag „Postenscha­cher“vor. Popp habe die Voraussetz­ung eines Jus-Studiums nicht erfüllt, teilte der Bundespart­eiobmann per Aussendung mit. Die ÖVP wollte laut Kickl „die Ausschreib­ung auf ihren Mann zuschneide­rn lassen – und genau das ist nach meinem Abgang aus dem Innenminis­terium auch geschehen. Das ist Postenscha­cher.“Die ÖVP konterte: Kickl habe die Polizei damals blau einfärben wollen.

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BILD: SN/APA/ROBERT JAEGER Ein Bild aus Mai 2019: die damaligen blauen Regierungs­politiker Strache und Kickl.

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