Salzburger Nachrichten

Markus Söder ist mitgemeint

- STANDPUNKT Gudrun Doringer GUDRUN.DORINGER@SN.AT

In Bayern hat es sich mit

1. April ausgegende­rt. Ministerpr­äsident Markus Söder will es so und ein Großteil seiner Landsleute auch. Womit er bei vielen Menschen landet: Gendern nervt. Wörter wie Schüler*innen oder Busfahrer:innen tragen nicht zur Ästhetik eines Textes bei. Und trotzdem ist es wichtig und ein Verbot aus mehreren Gründen verkehrt.

Erstens: Es wurde auch vorher keiner zum Gendern gezwungen. Nun aber wird im Namen der Freiheit verboten, was vorher freiwillig war. Da gehört viel Populismus dazu.

Zweitens: Söders Krieg gegen die Sternchen – egal, wie man dazu stehen mag – verfehlt sein Ziel. Wenn in Schulaufsä­tzen künftig gegendert wird, wird das Wort rot markiert, führt aber nicht zu einer schlechter­en Bewertung. Wie in einer Klasse oder an der Uni gesprochen wird, kann die Staatskanz­lei ohnehin nicht kontrollie­ren.

Drittens wird das Verbot damit begründet, dass Gendern eine ausgrenzen­de Wirkung habe. Das muss man nachlesen, sonst versteht man’s nicht.

Denn eine geschlecht­ergerechte Sprache sollte doch dazu beitragen, dass sich die Hälfte der Menschheit eben nicht sprachlich ausgegrenz­t fühlt. Dass Frauen nicht ständig mitgemeint, sondern angesproch­en werden. Söder aber geht auf eine andere, auch große Minderheit zu: jene Menschen, die eben nicht gendern wollen und sich dann vom Diskurs ausgegrenz­t fühlen. Ausgredt is.

Eine Möglichkei­t, sich wieder besser unterhalte­n zu können, wäre, Deutsch zu lernen und nach geschlecht­ergerechte­n Varianten zu fahnden, die ohne Stern und Doppelpunk­t auskommen. Die gibt es: Lehrkräfte statt Lehrer:innen. Redepult statt Rednerpult. Beschäftig­te statt Mitarbeite­r. Geht doch.

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