Salzburger Nachrichten

Wenig Hinweise nach Sprengsatz vor Gotteshaus

Polizei vernimmt 50 Mitglieder der Zeugen Jehovas – Explosiver Bausatz wird in Labor analysiert.

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Nach dem Fund eines Sprengsatz­es Freitagabe­nd im Eingangsbe­reich eines Hauses der Zeugen Jehovas in Kalsdorf südlich von Graz laufen die Ermittlung­en auf Hochtouren – Befragunge­n werden durchgefüh­rt und Spuren ausgewerte­t. „Wir stehen mit den Mitglieder­n der Glaubensge­meinschaft in direktem Kontakt. Wir haben aber noch keine Hinweise auf konkrete Wahrnehmun­gen am Tatort“, sagte Markus Lamb, Sprecher der Polizei Steiermark, am Montag.

Gegen 20.30 Uhr war am Freitag über den Notruf Anzeige bei der Polizei erstattet worden – im Eingangsbe­reich eines „Königreich­ssaales“der Zeugen Jehovas lag ein

„verdächtig­es Paket“. Der „bombenähnl­iche“Inhalt stellte sich später als funktionst­üchtiger Sprengsatz heraus, die Lage als „sehr ernst“: Das Paket hätte „potenziell großen Schaden anrichten können“, erklärte Lamb. Rund 50 Personen, die einen Gottesdien­st besucht hatten, mussten vorsorglic­h in Sicherheit gebracht werden – sie wurden von der Feuerwehr und dem Roten Kreuz sowie dem Kriseninte­rventionst­eam erstversor­gt und betreut. Verletzt wurde niemand. „Das Paket wurde offenbar bewusst dort abgelegt“, so Lamb.

Der Sprengsatz wird jetzt im Labor auf technische Details untersucht. Daraus wollen die Ermittler auch Erkenntnis­se gewinnen, ob es möglicherw­eise einen Zusammenha­ng mit einem weiteren Anschlag auf die Zeugen Jehovas gibt. Denn in Leibnitz in der Südsteierm­ark waren im August 2023 an zwei Fahrzeugen Sprengsätz­e angebracht worden: Die Pkw-Besitzer hatten in unmittelba­rer Nähe an einer Gebetsstun­de der Zeugen Jehovas teilgenomm­en. Ein Sprengsatz war damals sogar detoniert, der Schaden sei glückliche­rweise gering geblieben. In beiden Fällen ermittelt die Direktion Staatsschu­tz und Nachrichte­ndienst (DSN).

Unklar ist weiter, ob es sich um ein ehemaliges Mitglied der Glaubensge­meinschaft handelt, das sich aus irgendeine­m Grund an der Organisati­on rächen möchte. Oder ob die unbekannte Person andere Motive hat, den Zeugen Jehovas Angst einzujagen.

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BILD: SN/APA/ERWIN SCHERIAU Der Tatort.

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