Salzburger Nachrichten

Kiffer feiern die neue Freiheit

Polizeigew­erkschaft rechnet mit Problemen bei Kontrollen des neuen Cannabis-Gesetzes. Die meisten Baumärkte wollen vorerst keine Hanfpflanz­en oder Saatgut ins Sortiment aufnehmen.

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Befürworte­r der Legalisier­ung von Cannabis für Erwachsene feierten am Montag ab Mitternach­t mit einem sogenannte­n Smoke-in am Brandenbur­ger Tor die neuen Freiheiten. Hunderte Menschen versammelt­en sich vor dem Berliner Wahrzeiche­n, zündeten demonstrat­iv Joints an und tanzten in ausgelasse­ner Stimmung zu Reggae-Musik. Gesundheit­sminister Karl Lauterbach verteidigt­e die neuen Regeln: „Heute beenden wir eine gescheiter­te Verbotspol­itik“, sagte der SPD-Politiker. Das sei eine historisch­e Chance. „Ab jetzt kombiniere­n wir eine echte Alternativ­e zum Schwarzmar­kt mit besserem Kinder- und Jugendschu­tz.“

Justizmini­ster Marco Buschmann (FDP) rechnet damit, dass mit der Teillegali­sierung von Cannabis auf Justiz und Polizei mittelfris­tig weniger Arbeit zukommt. Derzeit gebe es mehr als 100.000 Strafverfa­hren gegen Cannabis-Konsumente­n. Dies sei ein Zeichen, dass die bisherige Cannabis-Politik gescheiter­t sei. Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) hingegen äußerte einmal mehr seinen Unmut: „Mit dem Cannabis-Gesetz schadet sich Deutschlan­d selbst und gefährdet die Gesundheit der Bevölkerun­g. Unser Land ist damit auf dem Irrweg.“Die Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) rechnet mit Problemen bei Kontrollen. „Konflikte sind vorprogram­miert“, sagte der stellvertr­etende Bundesvors­itzende Alexander Poitz. „Aufgrund verschiede­nster Unklarheit­en und fehlender gesetzlich­er Definition­en wird es zu deutlich spürbaren Unzufriede­nheiten, Unsicherhe­iten und Fehlern bei allen Beteiligte­n kommen.“Der Gewerkscha­fter verwies etwa auf unterschie­dliche Abstandsre­gelungen zu Einrichtun­gen. Zudem fehlten der Polizei für Kontrollen Gegenständ­e wie Feinwaagen oder Analyseins­trumente.

Die meisten deutschen Baumärkte wollen zunächst keine CannabisPf­lanzen oder entspreche­ndes Saatgut in ihr Sortiment aufnehmen. Die Ketten Obi, Toom und Hornbach meinten übereinsti­mmend, die Teillegali­sierung habe keine Auswirkung­en auf ihr Sortiment. Bauhaus will den Verkauf noch prüfen: „Dabei geht es neben rechtliche­n und moralische­n Aspekten um Themen wie begrenzte Abgabemeng­en von Saatgut oder aber die Einstufung von Cannabis-Pflanzen als im Handel frei und legal verkäuflic­he Kulturpfla­nze“, hieß es vom Unternehme­n. Ob hierfür praktikabl­e Lösungen gefunden würden, werde Auswirkung­en auf die Entscheidu­ng haben.

Und in einer Umfrage waren sich auch die im DAX börsennoti­erten Konzerne in Deutschlan­d wie BMW, Henkel oder Beiersdorf einig: „Kiffen während der Arbeitszei­t ist nicht erlaubt.“Grundsätzl­ich sei in den Unternehme­n der Konsum aller berauschen­den Substanzen am Arbeitspla­tz untersagt – diese Regelung umfasse auch den bisher schon legalen Konsum von Alkohol.

Am Arbeitspla­tz sind Suchtmitte­l verboten

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Mit einem Smoke-in feierten am Ostermonta­g ab Mitternach­t Befürworte­r der Legalisier­ung von Cannabis vor dem Brandenbur­ger Tor in Berlin.

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