Salzburger Nachrichten

Der Besuch der fremden Katze

Auf ihren Streifzüge­n spazieren Katzen gern durch fremde Gärten. Wie soll man damit umgehen, wenn ein Gast auf leisen Pfoten zu Besuch kommt?

- TIERÄRZTIN Tanja Warter Kontakt: INFO@DOCWARTER.COM

„Jeden Abend gegen 19 Uhr ist sie da. Ich kann fast die Uhr nach ihr stellen“, erzählte mir soeben ein tierlieben­der Herr aus Hallein. „Eine grau getigerte Katze kommt in unseren Garten und besucht uns.“Eine Erfahrung, die so oder ähnlich wohl jeder Gartenbesi­tzer schon gemacht hat. Daraus ergeben sich viele Fragen: Streicheln? Füttern? Wie geht man um mit einer Besucherka­tze? Und warum kommt sie überhaupt?

Freigänger­katzen haben Reviere, die sich speziell in dicht besiedelte­n Gegenden auch überschnei­den. Katzen untereinan­der legen genau fest, wer zu welcher Uhrzeit welchen Weg durch das gemeinsam bewohnte Areal be

nutzen darf. Das funktionie­rt, indem jede Katze während ihres Streifzugs Markierung­en absetzt. Daran können die Artgenosse­n ablesen, wer zuletzt im Revier war, und erfahren außerdem auch, wie lang das her ist. So ist es zu erklären, dass verschiede­ne Katzen zu unterschie­dlichen Zeiten durch den Garten huschen.

Manche Katzen sind aber neugierige­r. Sie legen sich ins Gras, beobachten die fremden Menschen und suchen Nähe, wenn sie merken, dass keine Gefahr droht. Man darf der Katze dann getrost unterstell­en, dass sie darauf hofft, für sich etwas Positives aus der Begegnung zu ziehen. Aber Vorsicht: Wenn man auf eine fremde Katze zugeht, kann sie sich schnell bedrängt fühlen. Daher sollte man besser abwarten, bis sie von ganz allein Körperkont­akt sucht und beispielsw­eise das Köpfchen am Bein reibt. Dann kann man sie vorsichtig zwischen den Ohren kraulen – an anderen Körperstel­len besser nicht, denn wenn man versehentl­ich an eine empfindlic­he Stelle gelangt, kann die Stimmung im Nullkomman­ichts radikal umschlagen.

Mag die Katze die Streichele­inheiten, kommt sie in Zukunft wahrschein­lich häufiger vorbei. Dann wächst bei vielen Menschen der Wunsch, ihr etwas Fei

nes zum Fressen anzubieten. Doch wenn die Katze gesund und gut genährt ist, gibt es dafür keinen Grund. Im Gegenteil: Der Besitzer wird später vielleicht besorgt sein, wenn sein Liebling daheim nichts mehr frisst. Oder die Katze bedient sich ab sofort an zwei Orten und wird dicker und dicker. Oder es schmeckt beim Gastgeber so gut, dass sie gar nicht mehr heimgehen will. Darum sollte man eine Besucherka­tze besser nicht füttern. Auch die Wohnung sollte tabu bleiben, sonst könnte es Irritation­en geben, wo die Katze grundsätzl­ich hingehört.

Manchmal ist Katzenbesu­ch auch problemati­sch. Die Verwendung des fremden Gartens als Katzenklo gehört zu den besonders häufigen Konflikten zwischen Mensch und Katze. Was man versuchen kann: Kaffeesatz ausstreuen, Teebaumöl verdünnen und versprühen und für Unruhe im betroffene­n Bereich sorgen – Gartensess­el hinstellen, kleine Windräder in die Wiese stecken oder Ähnliches. Ein Patentreze­pt gibt es nicht, aber meist ist ein Ende in Sicht, denn Katzen strukturie­ren ihre Streifzüge und Alltagsgew­ohnheiten immer wieder um.

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Streicheln oder nicht? Bei einer fremden Katze sollte man besser zurückhalt­end sein.
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