Sensation bei Innsbruck-Wahl
Der grüne Amtsinhaber Georg Willi und der ÖVP-Abtrünnige Johannes Anzengruber bestreiten die Bürgermeister-Stichwahl in zwei Wochen. Für die ÖVP setzte es eine herbe Niederlage.
Ein Siegerfoto, mit dem wohl die wenigsten gerechnet hätten, lieferte am Sonntag die erste Runde der Bürgermeisterwahl in Innsbruck. Als Kandidaten für die Stichwahl in zwei Wochen schüttelten einander am Wahlabend der grüne Amtsinhaber Georg Willi und der frühere ÖVP-Vizebürgermeister Johannes Anzengruber die Hände. Anzengruber kandidierte allerdings nicht mehr für die ÖVP, sondern hat sich von der Partei abgespalten und trat mit einer eigenen Liste an.
Für die ÖVP endete die Innsbruck-Wahl mit einem Debakel. Der frühere ÖVP-Staatssekretär Florian Tursky, der angetreten war, das bürgerliche Lager in Innsbruck zu einen und die Tiroler Landeshauptstadt für die ÖVP zurückzuerobern, scheiterte spektakulär. Er landete in der Bürgermeisterwahl nur auf Platz fünf – noch hinter den Kandidaten von FPÖ und SPÖ.
Das Ergebnis der Bürgermeisterwahl in Zahlen: Georg Willi von den Grünen kam auf 22,9 Prozent, Johannes Anzengruber auf 19,4 Prozent. Nicht den Sprung in die Stichwahl schaffte der zuletzt favorisierte FPÖ-Bürgermeisterkandidat Markus Lassenberger mit 15,9 Prozent. Die
als chancenreiche Außenseiterin gehandelte SPÖ-Kandidatin Elisabeth Mayr erreichte 15,2 Prozent. ÖVP-Kandidat Florian Tursky kam nur auf 10,4 Prozent.
Das gleiche Bild ergab die Wahl zum Innsbrucker Gemeinderat. Platz eins ging mit mit 18,9 Prozent an die Grünen. Auch hier landete Anzengrubers Liste „Ja – Jetzt Innsbruck“mit 16,9 Prozent auf dem zweiten Platz, dahinter die Freiheitlichen
mit 15,2 Prozent und die SPÖ mit 13,5 Prozent. Die ÖVP-Liste von Tursky kam mit 10,2 Prozent nur auf den fünften Platz.
Überraschend den Sprung in den Gemeinderat schafften die Kommunisten mit 6,7 Prozent. Ebenso im Stadtparlament landeten die Liste Fritz mit 5,5 Prozent und die Liste „ALI“mit 4,8 Prozent. Alle anderen der 13 angetreten Listen, wie etwa die Neos, scheiterten an der neu eingezogenen Vier-Prozent-Hürde. Insgesamt sitzen acht Parteien im neu gewählten Gemeinderat.
Angesichts dieser zersplitterten Parteienlandschaft wird der neue Bürgermeister eine Mehrparteienkoalition benötigen, um Innsbruck regieren zu können. Willi war vor sechs Jahren mit einer Vierparteienkoalition angetreten, die allerdings bald zerfiel. Seither herrschte das freie Spiel der Kräfte – Beobachter sprachen auch von Chaos.
Weder Willi noch Anzengruber wollten vorerst über mögliche Koalitionen spekulieren. Beide wollen sich auf den Wahlkampf für die Stichwahl konzentrieren. Ein Sieg Anzengrubers würde die politische Landschaft in den Landeshauptstädten noch bunter machen. Seit dem Sieg von Bernhard Auinger in Salzburg stellt die SPÖ die Mehrheit der Bürgermeister in den Landeshauptstädten: Michael Ludwig in Wien, Matthias Stadler in St. Pölten, Klaus Luger in Linz, Auinger in Salzburg und Michael Ritsch in Bregenz.
Als Gratulanten auf Bundesebene stellten sich Vizekanzler Kogler (Grüne) sowie SPÖ-Chef Babler ein, der einen „beeindruckenden Neustart für die SPÖ Innsbruck“ortete. Für ÖVP-Generalsekretär Stocker ist das Antreten von zwei bürgerlichen Listen schuld am schlechten Abschneiden.