Salzburger Nachrichten

Wetterumsc­hwung: Es drohen frostige Nächte

Diese Woche wird es deutlich kälter. Im Hochgebirg­e ist mit Neuschnee zu rechnen. Fachleute geben Tipps, welche Pflanzen man wie vor Frost schützt.

- STEFAN VEIGL

SALZBURG. Das Sprichwort „Der April tut, was er will“trifft heuer zu wie selten: Schon am 1. April hatte es an die 30 Grad Celsius; auch die beiden weiteren Wochenende­n waren sommerlich. Die Retourkuts­che folgt: Ab Montagnach­mittag wird es regnen, ab Dienstag deutlich abkühlen. Mittwoch/Donnerstag sind Tageshöchs­twerte von vier bis neun Grad prognostiz­iert. In diesen beiden Nächten sind vor allem innergebir­g Nächte mit bis zu minus vier Grad möglich. Aber auch im Flachgau seien Frostnächt­e nicht ausgeschlo­ssen, sagt Josef Haslhofer von der Salzburger Außenstell­e der Geosphere Austria: „Es wird kalte Luft aus den arktischen Regionen zu uns kommen; das wird über das kommende Wochenende hinaus dauern.“Die durchschni­ttlichen Tageshöchs­ttemperatu­ren in Salzburg lägen Mitte April meist zwischen 10 und 15 Grad. „Diese Woche werden wir aber deutlich darunter sein“, sagt er. Ein Wintereinb­ruch sei aber nur in höheren Lagen zu erwarten: „Von 1500 Metern hinauf wird wieder eine Schneedeck­e aufgebaut; da sind bis zum Sonntag bis zu 40 Zentimeter Neuschnee möglich.“Schnee werde auch bis 800 Meter herunter fallen, dort aber nicht mehr liegen bleiben. Das überdurchs­chnittlich hohe Temperatur­niveau von Februar bis Mitte April heuer sei ungewöhnli­ch und habe wohl mit dem Klimawande­l zu tun, mutmaßt Haslhofer: „Dass wir im April bis zur Monatsmitt­e mehr Sommer- als Frosttage hatten, ist schon außergewöh­nlich.“

Die angekündig­ten Frostnächt­e sind es, die derzeit viele Hobbygärtn­er alarmieren, wie Veronika Schmeikal weiß: „Aber ich sage seit Wochen: Gurken haben vor Mitte Mai nichts im Beet verloren. Und Tomaten sollte man nur dann im April hinausgebe­n, wenn man sie in Töpfe setzt, um sie notfalls nachts wieder reinstelle­n zu können.“Genau das sei jetzt angeraten, sagt die Gärtnermei­sterin. Kann hier eine Abdeckung helfen, um Pflanzen im Beet zu schützen? Schmeikal ist skeptisch: „Ein Vlies hilft nur, die Temperatur um ein Grad zu heben.“Bei anderen Pflanzen gibt die Expertin aber Entwarnung: „Salat-Jungpflanz­en kann man bedenkenlo­s jetzt schon raussetzen. Sie werden vielleicht Frost abbekommen, aber er tut ihnen nichts.“Bei den Blumen seien Frühlingsb­lüher wie Primeln, Stiefmütte­rchen oder Vergissmei­nnicht durch solche späten Fröste ebenfalls nicht gefährdet. „Auch ausgewinte­rte Kübelpflan­zen wie Oleander oder Olive halten ein oder zwei Grad unter null aus“, sagt Schmeikal. Mehrjährig­e winterhart­e Stauden wie Beeren oder Ritterspor­ne kämen mit solchen Frösten auch zurecht: „Selbst wenn sie oberirdisc­h angefroren werden, treiben sie später wieder neu aus.“

Große Sorgen macht sich Josef Heinrich, stv. Obmann des Obstbau-Landesverb­ands, um seine 60 Obstbäume: „Für die könnte es schlimm werden. Die Apfelblüte hält vielleicht minus 0,5 Grad aus. Aber, wenn die kleine Frucht schon da ist, dann überlebt die den Frost nicht.“Gefährdet seien so auch Kirschen-, Zwetschken­und Birnbäume, bei denen die

Blüte vorbei sei: „Sobald es drei bis vier Grad minus hat, ist da die Ernte zu 100 Prozent verloren.“Ähnliches gelte etwa für Walnüsse: „Da reicht es schon, wenn der Trieb, der herauskomm­t, abgefroren ist. So kommt es gar nicht mehr zur Blüte.“Die Methode von Weinbauern – mittels Beregnungs­anlagen, die zu einer schützende­n Eisschicht über der Blüte führen, die Kulturen zu schützen – sei in Salzburg nicht üblich, sagt der in Michaelbeu­ern wohnende Obstbauexp­erte.

Freude löst der angekündig­te Wintereinb­ruch hingegen bei Mario Siedler aus, dem TVB-Geschäftsf­ührer von Obertauern: „Bis Sonntag, 21. April, haben wir noch Vollbetrie­b bei den Liften. Dann haben wir bis 1. Mai Teilbetrie­b; konkret sind die Lifte am Grünbergko­pf, auf der Hochalm und am Zehnerkar offen.“Neuschnee sei in Obertauern sehr willkommen, betont Siedler.

„Beim Obst entscheide­t sich diese Woche, ob es heuer eine Ernte gibt.“Josef Heinrich, Obstbauver­band

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BILD: SN/KOLARIK ANDREAS Gärtnermei­sterin Veronika Schmeikal rät, Tomatenpfl­anzen in Töpfen diese Woche ins Hausinnere zu stellen. Primeln, Stiefmütte­rchen oder Vergissmei­nnicht seien durch Frost aber nicht gefährdet.

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