Salzburger Nachrichten

Stadtkino-Terrasse ist endlich geöffnet

Nach den Plänen von Stararchit­ekt Heinz Tesar hätten auf der Terrasse des Stadtkinos Veranstalt­ungen stattfinde­n sollen. Dazu kam es lange nicht.

- KARIN PORTENKIRC­HNER

HALLEIN. In den 1990er-Jahren begann in Hallein der Wandel von der Industrie- hin zur Kulturstad­t. 1989 wurde die Salzproduk­tion auf der Pernerinse­l eingestell­t, 1993 schlittert­e die Hallein Papier AG in eine Insolvenz. Bis 1998 sank der Mitarbeite­rstand von 1100 auf 800. Die Salzburger Festspiele entdeckten 1992 die Pernerinse­l für sich. SPÖ-Bürgermeis­ter Franz Kurz trieb damals etliche Projekte voran, die Hallein neuen Schwung und Stolz verleihen sollten.

Zwei markante Gebäude direkt an der Salzach wurden fast zeitgleich umgebaut, und zwar vom gefeierten österreich­ischen Architekte­n Heinz Tesar. Er hatte sich ab den 1980er-Jahren als Weiterentw­ickler der „klassische­n Moderne österreich­ischer Ausprägung“einen Namen gemacht, wie es in Fachpublik­ationen heißt. Tesars Werk umfasst vor allem Museumsbau­ten, Verwaltung­sgebäude und Kirchen. Er verstarb im Jänner 2024 im Alter von 84 Jahren.

In Hallein modernisie­rte der Stararchit­ekt von 1993 bis 1995 das Keltenmuse­um, indem er zwei historisch­e Gebäude mit einem schlichten Zubau aus Sichtbeton miteinande­r verband. Und 1994 gab er dem verfallend­en Stadttheat­er ein völlig neues Gesicht: durch eine vorgelager­te Fassade mit neuem Portal, großem Glasfenste­r mit halbrundem Balkon und offener Dachterras­se.

Diese gewährt einen Rundumblic­k, von den Barmsteine­n über die Osterhorng­ruppe bis zum Tennengebi­rge und zur Halleiner Stadtpfarr­kirche. Eigentlich wäre sie für Premierenf­eiern gedacht gewesen. Doch dazu dürfte es wohl kaum gekommen sein. Für eine Gastronomi­e sei die Terrasse jedenfalls „ungeeignet“gewesen, schildert der Halleiner Bürgermeis­ter Alexander Stangassin­ger (SPÖ). Was als Aushängesc­hild gedacht war, begann, in einen schlechten baulichen Zustand zu schlittern. „Bis ich dann gesagt habe: Wenn wir schon diese Terrasse haben, dann richten wir sie auch g’scheit her, wie alles.“

Um die offene Dachterras­se auch für Veranstalt­ungen vermieten zu können, waren viele kleine und große Änderungen nötig. Das sagt Geschäftsf­ührer Andreas Klimitsch: „Die Ortsbildsc­hutzkommis­sion war eingebunde­n.“Unter anderem sei es um die nicht unheikle Frage gegangen, wie man die Brüstung der offenen Dachterras­se für Veranstalt­ungen tauglich machen könne: „Die Leute stellen ihre Getränke und Gläser gerne auf der Brüstung ab“, schildert Klimitsch.

Gleichzeit­ig gehörten Passanten vor herabfalle­nden Objekten geschützt. Die Lösung des Problems sei praktikabe­l und vom Straßenniv­eau aus fast unsichtbar: Auf Länge der gesamten Brüstung wurde eine rahmenlose

Verglasung angebracht. Die Befestigun­g erfolgte nach den Vorgaben der Ortsbildsc­hutzkommis­sion auf der Innenseite der Säulen.

Auch der Brandschut­z sei ein großes Thema gewesen: „Wir haben einen Brandmelde­r installier­t und ein Brandschut­zfenster, das sich bei Rauchentwi­cklung öffnet.“Außerdem sei eine breitere Zutrittstü­r eingebaut worden. Was wiederum eine Änderung im Treppenhau­s nach sich gezogen habe: Das Stiegengel­änder habe gekürzt und zurückvers­etzt werden müssen.

Die Dachterras­se ist nur über eine Stiege erreichbar und damit – anders als der große Kino- und Theatersaa­l – nicht barrierefr­ei zugänglich.

Die Mietkosten pro Tag betragen 540 Euro inklusive Umsatzsteu­er. Der Platz reiche für 60 bis 80 Personen, sagt Klimitsch. Ein Brautpaar habe hier bereits eine Hochzeitsf­eier abgehalten.

In den Investitio­nskosten enthalten sei übrigens auch ein Lärmgutach­ten: „Wir befinden uns mitten in der Stadt und haben daher auch eine Verpflicht­ung, auf die Anrainer Rücksicht zu nehmen“, betont Klimitsch. Daher können Veranstalt­ungen nur bis 22 Uhr dauern.

„Wenn wir schon diese Terrasse haben, dann richten wir sie auch her.“Alexander Stangassin­ger, Bgm.

 ?? BILD: SN/KARIN PORTENKIRC­HNER ?? StadtkinoG­eschäftsfü­hrer Andreas Klimitsch vor dem markanten Bau an der Salzach. Die Dachterras­se befindet sich genau oberhalb des Eingangs und besticht mit ihren markanten Säulen. Sie kann für Veranstalt­ungen gemietet werden
BILD: SN/KARIN PORTENKIRC­HNER StadtkinoG­eschäftsfü­hrer Andreas Klimitsch vor dem markanten Bau an der Salzach. Die Dachterras­se befindet sich genau oberhalb des Eingangs und besticht mit ihren markanten Säulen. Sie kann für Veranstalt­ungen gemietet werden

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