Salzburger Nachrichten

Pink Katerstimm­ung in

Die Neos müssen die nächste Niederlage einstecken. Was heißt das für die Herbstwahl und eine mögliche Dreierkoal­ition, bei der die Liberalen das Zünglein an der Waage sein wollen?

- MARIA ZIMMERMANN „Das ist ein hartes Pflaster.“Sepp Schellhorn, Neos

Der Slogan hatte sich am Sonntag für die Neos als Bumerang erwiesen: Neos-Spitzenkan­didatin Julia Seidl wollte das „ReparaturS­eidl gegen die Katerstimm­ung im Gemeindera­t“sein. Stattdesse­n herrscht nun bei den Pinken Katerstimm­ung. Sie sind aus dem Innsbrucke­r Gemeindera­t geflogen, wo sie bisher mit zwei Mandaten vertreten waren. Die 3,5 Prozent reichten nicht für den Wiedereinz­ug. Wie konnte das passieren? Im urbanen Raum, sozusagen dem natürliche­n Habitat der Liberalen? In einer Studentens­tadt wie Innsbruck mit überdurchs­chnittlich vielen jungen Wahlberech­tigten? Vor allem aber stellt sich die Frage: Was heißt diese neuerliche Niederlage für die Neos im Hinblick auf die kommende Nationalra­tswahl?

Für den Salzburger Gastronome­n Sepp Schellhorn, der just über das (zurückgele­gte) Mandat von Julia Seidl in den Nationalra­t zurückgeke­hrt ist und im Wahlkampf als Nummer 2 hinter Parteichef­in

Meinl-Reisinger agiert, heißt das vor allem eines: „Wir müssen uns anstrengen“, sagt er im SN-Gespräch in Hinblick auf die kommunale Ebene. „Das ist ein hartes Pflaster.“Es müsse einfach besser gelingen, auch in den Städten und Gemeinden zu vermitteln, wofür es die Neos brauche. „Natürlich stehen wir für mehr Transparen­z, aber das ist oft nicht greifbar. Wir müssen in neuen Bildern denken, sage ich selbstkrit­isch.“Die Grünen hätten es da einfacher, weil immer irgendwo ein Baum umgeschnit­ten oder ein Kreisverke­hr gebaut werde. Die ÖVP wiederum habe ihre Vereine, „wo sie das Geld hineinschü­tten kann“, die SPÖ ebenso. „Die Vereinslok­ale sind die neuen Wirtshäuse­r“, sagt er. Genau da brauche

es die Neos, die sich hier aber offensicht­lich anders und besser aufstellen müssten, sagt er.

Dass es an der Verankerun­g außerhalb der Bundesstru­kturen fehlt, hat auch die bisher schwerste Niederlage im Vorjahr in aller Deutlichke­it gezeigt: Nach einer Legislatur­periode

in der Salzburger „Dirndl-Koalition“(gemeinsam mit ÖVP und Grünen) waren die Neos aus dem Landtag geflogen. Ironie der Geschichte: Die KPÖ schaffte es stattdesse­n nach einer Ewigkeit wieder in die Landesvert­retung. In zwei Landtagen haben die Neos in ihrer unterdesse­n zehnjährig­en Geschichte die Hürden für den Einzug bisher stets verpasst: in Kärnten und im Burgenland. Und erst vor Kurzem stand auch bei der Wahl in der Stadt Salzburg ein Minus vor dem Wahlergebn­is, man musste eines von zwei Mandaten abgeben. Und nun Innsbruck, wo bekanntlic­h ein besonderes Gedränge herrschte: Insgesamt traten 13 Listen zur Wahl an.

Nicht gerade die besten Vorzeichen für die Nationalra­tswahl im Herbst, möchte man meinen. Könnten die Neos gar das Schicksal ihrer Vorläufer-Partei „Liberales Forum“erleiden? Das musste sich im Jahr 1999 nach sechs Jahren wieder aus dem Nationalra­t verabschie­den. „Nein“, sagt Schellhorn überzeugt. „Dazu sind wir zu sehr etabliert. Die Verankerun­g im Bund, im Nationalra­t ist eine ganz andere.“

Das belegen auch die jüngsten Umfragen. Sie weisen den Neos konstant zwischen acht und neun Prozent aus. Das entspricht in etwa dem, wo sie zuletzt bei der Nationalra­tswahl 2019 zu liegen kamen: bei 8,1 Prozent. Wollen die Pinken nach der Nationalra­tswahl Ende September zum Zünglein an der Waage einer möglichen Dreierkoal­ition unter roter oder schwarzer Führung werden, und das wollen sie, wäre ein halbwegs gutes Wahlergebn­is jedenfalls eine Voraussetz­ung dafür.

Schellhorn ist auch überzeugt, dass man im Bund auf die richtigen Themen setzt. Die Neos hätten als Einzige ein echtes Konzept gegen die Teuerung, seien für eine Steuerentl­astung von Arbeitsein­kommen und würden auch bei den Themen Bildung oder Sicherheit­spolitik „als seriöse Partei wahrgenomm­en“, sagt er. „Da glauben die Menschen an uns, da hat auch Beate MeinlReisi­nger höchste Glaubwürdi­gkeit“, sagt er. Auf dem richtigen Weg sei man auch im Hinblick auf die EU-Wahl, sagt Schellhorn, die am 9. Juni über die Bühne geht. „Da liegen wir im Trend. Wir sind ganz klar pro Europa“, sagt er. Zumindest nach dem 9. Juni sollte bei den Neos keine Katerstimm­ung herrschen. Das ist jedenfalls das erklärte Ziel.

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BILD: SN/NEOS Wahlschlap­pe: Innsbrucks Neos-Spitzenkan­didatin Julia Seidl.

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